Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
konnten. Es waren Li und sie selbst gewesen, die den Löwenanteil des Guerillakampfes auf Lydos zu bewältigen gehabt hatten, und das aus gutem Grund. Aber es blieben keine Alternativen. Die normalen Bürger, die Menschen, die überall auf dieser Welt lebten, mussten die Sache selbst in die Hand nehmen. Wenn sie gewännen und die Invasion zurückschlügen, würde sich das soziale und politische Gefüge der Welt verändern. Grundlegend verändern.
Mit etwas Glück würde sie das nicht mehr miterleben.
»Gut. Geben Sie den genauen Wortlaut der Meldung an die Offiziere durch. Ich wünsche, dass alle Truppenteile letzte Vorbereitungen treffen. Wer noch nicht in der Schlafrotation war, soll fünf Stunden Ruhe bekommen. Danach möchte ich alle Einheiten in ihren Positionen. Und jetzt geben Sie mir DiMaggio.«
Es dauerte nur wenige Augenblicke, da etablierte sich das Antlitz des Mannes auf dem Schirm.
»Capitaine, ich vermute, Sie haben einige Wünsche.«
Rahel nickte freundlich. DiMaggio hatte sich als bemüht erwiesen und wollte ihr die Arbeit anscheinend tatsächlich so einfach wie möglich machen. Sie schätzte es, wenn man versuchte, ihr nicht auf die Nerven zu fallen.
»Es geht um die nahende Invasion. Sie werden sicher auch noch keine genaueren Informationen haben.«
»Ich merke es in etwa zur gleichen Zeit wie Sie, wenn uns die Tentakel auf den Kopf fallen«, erwiderte der Verbindungsoffizier mit einem Achselzucken.
»Es wäre mir lieb, sollte dieser Fall eintreten, dass man mich über alle geplanten Bewegungen von HQ-Personal außerhalb des Sicherheitsperimeters informieren würde. Ich hätte es nicht so gerne, wenn irgendwelche Schweber herumflögen oder andere Fahrzeuge herumführen und beschützt werden müssten, wo sie besser in ihren Hangars geblieben wären.«
»Ich gehe davon aus, dass so was eher im Ausnahmefall stattfinden wird. Alles Personal ist ganz und gar mit den Koordinierungstätigkeiten beschäftigt. Ich denke daher nicht, dass es viele gibt, die sich die Dinge persönlich ansehen wollen. Ich verspreche aber, dass wir alle Bewegungen mit Ihnen koordinieren werden. Darüber hinaus darf ich Ihnen mitteilen, dass Ihre Vorschläge zur Eigensicherung alle akzeptiert wurden. An alle Soldaten wurden vollständige Kampfausrüstungen ausgegeben, und alle liegen griffbereit. Wir haben außerdem ein Team von Gebäudekampfspezialisten im HQ, die im Falle eines Eindringens Gruppen zusammenstellen und anführen werden. Was auch immer geschieht, die Tentakel werden um jede Toilette kämpfen müssen.«
Für einen Moment fand Rahel die Vorstellung einer Abwehrgruppe aus einem Dutzend schwitzender Generäle unter der Führung eines Sergenten, der aber rein zufällig der Experte für Gebäudeverteidigung war, durchaus amüsant. Leider konnte sie dieses Szenario nicht als abwegig und unwahrscheinlich abtun, und das, obwohl es zu ihrer Aufgabe gehörte, derartige Geschehnisse zu verhindern.
Sie beendete die Verbindung.
»Fahrer!«
In einem abgeschlossenen und extra gepanzerten Cockpit saß der Fahrer der mobilen Station. Er wurde in Vier-Stunden-Schichten ausgewechselt, da das Manövrieren dieses Behemoths besondere Konzentration erforderte und Tooma die unangenehme Angewohnheit entwickelt hatte, mit der Station dauernd durch die Anlagen des Geländes zu walzen und sich alles höchstpersönlich anzusehen, ohne in der vollständigen Kontrolle über alle Truppenteile nachzulassen. Aufgrund der ständigen Rotation wusste sie nie, welcher aus dem Corps der insgesamt sechs Fahrer gerade an der Reihe war, und hatte sich daher die Namen auch nicht gemerkt. Bisher hatte ihr das niemand übel genommen.
»Capitaine?«
»Bringen Sie uns in den Kommandostand und parken Sie das Gefährt. Sie haben fünf Stunden Ruhezeit, genauso wie Ihre Kameraden. Ab dann sind alle in Bereitschaft.«
»Jawohl, mon Capitaine!«
Mit einem Ruckeln setzte sich die Station in Bewegung. Der ebenfalls unterirdisch angelegte, jedoch räumlich vom eigentlichen HQ entfernte Kommandostand – mit mehreren Alternativen, falls er zerstört werden sollte – war ein kompakt gebauter Bunker, der aus nicht viel mehr bestand als dem Hangar für die mobile Einheit, einem Lagezentrum, einigen Ruheräumen, einer kleinen medizinischen Station und einer Vielzahl von Nahrungsautomaten. Rahel hielt sich dort eher ungern auf, da sie befürchtete, dass Immobilität ihr das Genick brechen würde.
Es dauerte gut sechzig Minuten, dann kraxelte die Station in
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