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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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oder mit der Arbeit an ihren eigenen Genen zusammen. Für alle anderen Dinge genügte im Regelfall, was sie von eroberten Zivilisationen aufschnappten und für sich anpassten.
    Sie waren mit diesem Prinzip bisher ganz gut gefahren.
    Mirinda nahm an, dass es sich mit dieser Einrichtung nicht anders verhielt. Dennoch war die Atmosphäre hier eigentümlich. Was hatte der Tentakel gesagt? Die »Speerspitze«. Möglicherweise war das einfach nur so dahingesagt, um Mirinda zu beeindrucken, eventuell steckte aber etwas dahinter. Gerade die höheren Tentakelkasten waren keinesfalls vor Sünden wie Eitelkeit und Anerkennungssucht gefeit, was sich durch gesammelte Informationen über interne Machtkämpfe zwischen den verschiedenen genetischen Familien nachweisen ließ. Tentakelfürsten, die höchste Autorität im Reich der Aliens, fanden durchaus Zeit, Intrigen zu spinnen und Konkurrenten auszustechen, mitunter auch mit sehr fragwürdigen Methoden.
    Mirinda hatte das Gefühl, noch früh genug erfahren zu dürfen, was hier wirklich vor sich ging. Actinotroch war ein mitteilsamer Tentakel und er war wohl der Ansicht, in ihr das ideale Publikum für seine Darlegungen gefunden zu haben.
    »Ich darf Sie hier entlang bitten – entschuldigen Sie, es ist alles furchtbar unaufgeräumt.«
    Mirinda wurde durch das Gewusel geführt. Die anderen Tentakel warfen ihr nur kurze Blicke zu. Solange sie in der Begleitung von Actinotroch war, so schien es, war sie tabu. Er war offensichtlich tatsächlich hier der leitende Tentakelwissenschaftler.
    Sie erreichten so etwas wie ein Büro, vollgestopft mit allerlei Bildschirmen und einer Art Sitzgelegenheit für Tentakel. Actinotroch zwitscherte etwas in der Tentakelsprache und kurze Zeit darauf kamen zwei etwas grobschlächtigere Exemplare seines Volkes herein, eindeutig einer der Servitorenkasten zuzuordnen.
    Sie trugen eine Couch. Das Sitzmöbel war seitlich etwas angestoßen, wahrscheinlich handelte es sich um Beutegut aus einem Wohnhaus. Actinotroch wirkte sehr stolz, als er sie einlud, doch darauf Platz zu nehmen.
    »Benötigen Sie Nahrung?«, fragte er, ganz der umsichtige Gastgeber. Man hätte fast vergessen können, dass er noch vor einer halben Stunde die beiden Begleiterinnen Mirindas, nur lästiges Beiwerk, mit Sporen vollgestopft hatte.
    Mirinda hatte das keinesfalls vergessen.
    »Nein, danke«, erwiderte sie knapp und beschloss, die Couch zu benutzen. Psychospielchen mit Tentakeln – dafür gab es keine Erfahrungswerte. Im Regelfall überlebte niemand, der tatsächlich einmal die Chance zur Kommunikation gehabt hatte, dieses Erlebnis lange genug, um darüber zu berichten. Mirinda wusste lediglich, dass Tentakel hervorragend kommunizieren konnten, wenn sie es für notwendig hielten.
    Diese Notwendigkeit ergab sich nur leider nicht allzu oft, zumindest nicht aus Sicht der Invasoren.
    Actinotroch hingegen, der sich nunmehr als veritable Labertasche entpuppte, schien es als ausgesprochen notwendig zu erachten. Und sei es nur, um sich mal vor jemand anderem gehörig aufplustern zu können.
    »Sie fragen sich bestimmt, was der Gegenstand meiner Forschung ist«, plapperte der Tentakel drauflos und wedelte dabei aufgeregt mit seinen Pseudopodien nach rechts und links, als wolle er sich und seinem Gast Luft zufächeln. »Es ist alles ganz aufregend, wissen Sie? Schon so lange kämpfen wir für die Befriedung der Galaxis, für Ordnung und für die Etablierung des ultimativen Gencodes, der eines Tages, wenn wir alle Gegner bezwungen haben und an unseren Aufgaben permanent gewachsen sind, das endgültige, das perfekte Lebewesen hervorbringen wird.«
    Er hielt inne und sah Mirinda forschend an. »Das wissen Sie natürlich, oder?«
    »Meine … Version der Geschichte lautet ein wenig anders, aber ich denke, es kommt auf das Gleiche hinaus«, erwiderte sie vorsichtig. Sie wusste nicht, ob es möglich war, Actinotroch zu provozieren, daher versuchte sie, möglichst zurückhaltend zu antworten.
    »Natürlich, natürlich. Aus dieser notwendigen Diversität entsteht das perfekte Lebewesen – ganz am Ende, wenn alles getan ist. Es ist gut, dass Sie Dinge anders sehen. Ihr Widerstand ist unser Anreiz. Und genau da liegt eines der zentralen Probleme, mit dem wir Tentakel uns bisher nicht ausreichend befasst haben.« Er machte eine Kunstpause, was Mirinda als rhetorischen Kniff bei einem Tentakel mindestens irritierend fand. »Die Allianz. Ihre Herren. Ihre Schöpfer – unsere Schöpfer. Wir können den

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