Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
genetischen Schlüssel einfach nicht knacken, der es uns verbietet, das Allianzsystem anzugreifen. Allein daran zu denken, verursacht beinahe körperliche Schmerzen. Ich kann es, weil ich mein Leben diesem Problem gewidmet habe und bereit bin, diese Qual auf mich zu nehmen. Einer muss diesen Weg gehen.«
    Mirinda sagte nichts, hatte aber aufgehorcht. Wenn stimmte, was dieser Tentakel da von sich gab, war der Begriff der »Speerspitze« in der Tat passend.
    Actinotroch senkte die Stimme und sprach in einem fast verschwörerischen Tonfall.
    »Keiner meiner Kollegen weiß, woran er eigentlich arbeitet. Sie würden schreiend davonrennen, unfähig, noch klar zu denken. Was auch immer unsere gemeinsamen Schöpfer in unseren genetischen Code implantiert haben, es ist hochwirksam. Ich habe die ersten fünf Jahre meiner wissenschaftlichen Tätigkeit damit verbracht, einen Cocktail an Medikamenten zu entwickeln, der mich bei Verstand hält, wenn ich mich intellektuell mit dieser Frage befasse.«
    Er hielt wieder inne, schien sich zu besinnen – möglicherweise, ob sein heutiger Medikamentenkonsum noch ausreichte, um mit Mirinda weiter über dieses heikle Thema reden zu können. Mirinda gab dies Gelegenheit, das Gesagte zu bedenken. Actinotroch war kein Aufschneider, das wurde ihr immer klarer. Stimmte, was er sagte, war er mit seinen Absichten sogar brandgefährlich.
    »Unsere Schöpfer verbieten uns, an unseren Ursprung zurückzukehren«, klagte der Tentakel nun. »Das hindert uns daran, unser Volk so weiterzuentwickeln, wie es mit der Überwindung dieses größten und ältesten Widersachers möglich wäre. Ein auf Dauer unhaltbarer Zustand, der die Entwicklung zum perfekten Lebewesen nur unnötig aufhält. Die körperliche Unfähigkeit, den überlichtschnellen Raumflug zu überleben, fällt gleichfalls in diese Kategorie. Auch diese Behinderung muss beseitigt werden. Dazu aber müssen wir erst unsere Schöpfer besiegen und uns ihr Wissen aneignen. Wir müssen gegen die Allianz kämpfen!«
    Actinotroch entrang sich ein Keuchen, für einen Moment krümmte sich sein Körper und die Pseudopodien stellten ihre unablässigen Bewegungen ein. Ein sanftes Zittern durchfuhr den Leib des Aliens, dann griff er in eine Schatulle, die auf dem Tisch lag, holte eine unscheinbare Pille hervor und schluckte sie. Augenblicke später beruhigte sich die körperliche Reaktion und er richtete sich wieder auf.
    »Was sagen Sie dazu?«
    »Ich leide nicht unter diesen Beschränkungen, von denen Sie sprachen«, erklärte Mirinda.
    »Exakt. Deswegen war ich so erpicht darauf, einen Allianzavatar wie Sie zu fassen. Es gibt nicht viele. Und ich kann nicht überall sein. Viele Wissenschaftler, die mit mir zusammenarbeiten, verstehen die Dringlichkeit der Aufgabe nicht, da ich sie ihnen nicht erklären kann. Meine Medikamente sind exakt auf mich abgestimmt und sehr aufwendig in der Produktion. Ich habe sehr begrenzte Ressourcen. Als die Menschen die erste Invasion zurückschlugen, war mir aber klar, dass dieses Volk Besuch durch einen Avatar bekommen würde. Ich kam von einem anderen Feldzug direkt hierher, mit dem schnellsten Schiff, um mein Glück zu versuchen.«
    Er zeigte auf Mirinda.
    »Und da sitzt er. Mein Triumph. Sie wissen gar nicht, wie sehr mich Ihre Anwesenheit freut.«
    »Was haben Sie mit mir vor?«
    Actinotroch wedelte wieder mit den Armen, als wäre alles in bester Ordnung.
    »Das ist doch klar. Ich werde Sie untersuchen. Ich werde alles untersuchen. Körperliche Reaktionen. Neurologie. Bis hinunter zur molekularen Ebene werde ich Sie sezieren. Psychische Tests. Ich möchte einfach alles über Sie wissen. Jedes Detail. Jede Winzigkeit. Ich möchte Sie kopieren können, vom Atom bis zur fertigen Form, damit ich weiß, was ich ändern kann, um eines Tages auch das Tentakelvolk von den Begrenzungen zu befreien, die unsere gemeinsamen Schöpfer uns auferlegt haben – und Ihnen, den Avataren, ganz offenbar nicht.«
    Actinotroch beugte sich etwas vor.
    »Ich bin daher etwas neidisch auf Sie. Aber keine Sorge. Ich neige nicht zu übermäßiger Grausamkeit. Ich muss natürlich die eine oder andere körperliche Reaktion hervorrufen. Doch werde ich Ihre Qualen auf das Notwendigste begrenzen. Und wenn wir fertig sind, verspreche ich Ihnen einen kurzen und schmerzfreien Tod.«
    Actinotroch holte tief Luft.
    »Das wird alles ganz, ganz wunderbar, finden Sie nicht auch?«
        
     

7
     
    Slap wurde in eine Kammer geführt, deren Anblick ihn an

Weitere Kostenlose Bücher