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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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den guten alten Zeiten, aus denen sein bisheriges Leben bestanden hatte. Er sollte es nicht anders erwartet haben.
    Slap schluckte die Enttäuschung herunter, wie schon so oft. Die einzig richtige Konsequenz, die er ziehen konnte, war immer die gleiche: Er musste sich selbst kümmern.
    »Danke, dass Sie mich auf meine Vergangenheit hinweisen«, presste er hervor, mühsam um seine Selbstbeherrschung ringend. »Aber bei meiner Ankunft wurde bei mir, wenn ich das richtig verstanden habe, ein Tiefenscan durchgeführt. Ich habe zahlreiche Trainings im Tentakeltraum absolviert und alle Erwartungen erfüllt. Ich bin weiter als jeder, den meine Regierung noch schicken kann. Wenn Sie jetzt wollen, dass …«
    Er hielt inne. Natürlich, exakt das war ja die Absicht von Tansh. Er wollte, dass Zeit vergeudet wurde, dass diese Mission nicht so bald stattfand. Aber wenn dies durch eine solche Scharade erreicht werden konnte, bedeutete das ja auch, dass von den anderen Allianzvölkern niemand bereitstand, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Das konnte Slap nicht glauben. Er war nicht dermaßen einzigartig, dass sich in vielen Jahren der Vorbereitung kein anderer Kandidat für ein solches Vorhaben gefunden hätte. Außer natürlich, es ging letztlich um das gleiche Auswahlkriterium wie damals, als er in die Kapsel gesteckt und in die Jupiteratmosphäre geschickt wurde: Slap war qualifiziert und gleichzeitig so wunderbar entbehrlich, dass sein Verlust keinen größeren Schaden anrichten würde. Warum einen jahrelang ausgebildeten Spezialisten riskieren, wenn man es auch preiswerter haben konnte?
    Slap holte tief Luft. Die Allianzpolitik war nicht besser als die der Irdischen Sphäre, und sie ging anscheinend mit Individuen genauso rücksichtslos und kalt um wie jene auf der heimatlichen Erde. Es hatte sich letztlich nichts geändert oder gar verbessert, wie sehr er sich dieser Illusion auch hingegeben hatte. Er war ein Rad in einer Maschinerie gewesen und war nur kurzzeitig ausgebaut und in eine andere eingefügt worden. Und jetzt funktionierte er zu gut, sodass es an der Zeit war, die Maschine erst einmal zu drosseln und dieses so wunderbar eingepasste Rädchen schnellstmöglich zu entfernen.
    Slap mochte den Gedanken nicht, aber er drängte sich ihm förmlich auf, war zu logisch, zu nachvollziehbar, um nicht gehegt zu werden. Tansh war nicht anzusehen, ob er mitbekam, welche Bitterkeit in seinem Gesprächspartner aufgestiegen war, und Slap war es auch egal. Der Mistkäfer war nur ein Symbol für ein System, das genauso verrottet, verroht und dumm war wie jenes, dem zu entkommen er gehofft hatte.
    So gesehen war Tansh sein idealer Repräsentant.
    Slap räusperte sich.
    »Wann soll ich zurückkehren?«
    »Ihre Kapsel wird vorbereitet. Sie können in Kürze starten. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Der Dank der Allianz für die erfolgreiche Kontaktaufnahme sei Ihnen gewiss. Wir werden dieses Lob gerne an Ihre Regierung übermitteln. Es liegt uns natürlich nichts daran, Ihnen persönlich Schaden zuzufügen.«
    »Natürlich«, murmelte Slap.
    Tansh wirkte nun fast heiter und schlug einen jovialen Ton an, soweit man das der Vocoderstimme überhaupt anhören konnte.
    »Grämen Sie sich nicht, mein Menschling-Freund«, erklärte der Käfer und breitete seine haarigen Ärmchen aus. »Ich bin zuversichtlich, dass Ihre Regierung Sie auswählen wird, letztlich hierbleiben zu dürfen und damit das Ende Ihres Volkes zu überleben. Ich will gerne ein gutes Wort für Sie einlegen!«
    Slap spürte, wie ihm die Galle aufstieg, doch sein Überlebensinstinkt warnte ihn vor einer unangemessenen Antwort. Selbst wenn Tansh dies nur tat, um sich als Freund zu gerieren, ein solches Wort würde in der Tat Eindruck machen, und bei aller Verbitterung hatte Slap keinesfalls die Absicht, im heimatlichen Sonnensystem zu bleiben und dem sicheren Tod entgegenzublicken.
    Er wollte leben. Und wenn bei allen Widrigkeiten dieser Käfer ihm dabei half, dieses Ziel zu erreichen, dann war es jetzt klug, sich nicht allzu frech zu äußern.
    Das fiel ihm schwer.
    »Ich danke Ihnen dafür«, sagte er dann aber mit fester Stimme und brachte sogar ein Lächeln zustande, von dem er hoffte, dass Tansh es richtig interpretieren konnte. »Ich würde meine Kräfte gerne weiterhin in die Dienste der Allianz stellen.«
    »Eine lobenswerte Einstellung«, tönte Tansh und bewegte sich auf seinen vier dünnen Laufbeinen. Slap hatte den Eindruck, dass er gehen wollte.
    Es gab jetzt

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