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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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besuchen.«
    Loban war nicht anzumerken, ob er das ironisch meinte oder nicht, aber Slap hatte schon lange aufgegeben, in dem Alien irgendwelche spezifischen Gefühlsregungen in Bezug auf spezifische Personen lesen zu wollen, da er meistens ohnehin danebenlag. Er nickte Tansh zu und bemühte sich, freundlich zu klingen, als er antwortete: »Ich begrüße das Ratsmitglied.«
    Der Mistkäfer bewegte Dinge, die niemand in Bewegung sehen wollte.
    »Danke«, schnarrte es aus einem Vocoder, dessen Existenz Slap erst jetzt bemerkte. Das Gerät war irgendwo in dem feinen Haar verborgen, das Tansh auf seinem Oberkörper trug, offenbar anstatt von Kleidung, denn außer einer Art Schärpe sowie einem Gürtel mit allerlei Utensilien konnte Slap nichts dergleichen ausmachen.
    »Sie sind der einzige und nicht einmal offiziell akkreditierte Botschafter der Erdmenschlinge?«, fragte Tansh unvermittelt und Slap machte eine, hoffentlich als solche verstandene, zustimmende Geste.
    »Sie sollten Ihre Sachen packen«, erklärte Tansh. »Sie werden zur Erde zurückkehren.«
    Slap starrte den Käfer an und ließ seinen Blick fragend zu Loban wandern, der aber in eine Art Schockstarre verfallen war und sich nicht rührte.
    »Ich … werde natürlich die Heimreise antreten, wenn dies gewünscht ist«, brachte Slap dann hervor. »Andererseits wurde mir bedeutet, dass die Verhandlungen mit der Sphäre längst laufen und ein Botschafter der Allianz in meinem Heimatsystem tätig sei, meine eigene Anwesenheit daher nicht erforderlich ist. Stattdessen sollte ich aufgrund gewisser … Qualifikationen mit den Vorbereitungen für einen wichtigen Einsatz beginnen und damit einen ersten Beitrag der Menschen für die Allianz leisten.«
    Tansh bewegte seine beiden Vorderarmpaare in einer wilden Geste, mit der Slap absolut nichts anzufangen wusste. Die fahrigen Bewegungen der dünnen schwarzen Arme mit ihrem spärlichen Haarbewuchs machten ihn eher nervös. Er beschloss nach einem kurzen Moment, lieber Loban anzuschauen, der derzeit die Bewegungsfreude eines Möbelstücks aufwies.
    »Das ist schön und gut, Menschling Slap«, schnarrte nun wieder der Vocoder. »Wir freuen uns auf den Beitrag der Menschlinge zu unserer Allianz. Wir strecken ihnen unsere Arme in Freundschaft und Solidarität entgegen.«
    Slap zuckte etwas zusammen und war erleichtert, als Tansh keine Anstalten machte, der letzten Ankündigung ihm gegenüber sofort Taten folgen zu lassen.
    »Dennoch sind Sie, Slap-Menschling, nur von untergeordnetem Rang. Sobald wir formelle Beziehungen zu den Menschlingen etabliert haben, werden diese qualifizierte Vertreter des Volkes auswählen, auch für Missionen, wie sie derzeit geplant werden.«
    »Aber man sagte mir, ich sei qualifiziert.«
    Tansh wedelte wieder.
    »Es gibt solche und solche Befähigungen. Wie ich hörte, sind Sie gut darin, sich im Virtuum zu bewegen. Ich belobige Sie dafür. Aber wie ich auch hörte, sind Sie kein angesehenes und von höchster Stelle belobigtes Mitglied Ihrer Gesellschaft. Ich hörte stattdessen, dass Sie eine Vorgesetzte ermordet haben und als Dieb in die Streitkräfte Ihrer Welt gepresst wurden.«
    Slap blieb bewegungslos. Nichts von alledem war in den Datenspeichern der »Dicken« verzeichnet gewesen, mit der er durch das Jupiter-Sprungtor in das Allianzsystem gereist war. Es war zu erwarten, dass die Gespräche im Sonnensystem mittlerweile so weit gediehen waren, dass auch Slap als Person zur Sprache gekommen war.
    Oder die Allianz hatte gelogen, als man ihm versichert hatte, dass alle direkt aus seinem Gehirn entnommenen persönlichen Informationen – die unter anderem zur körperlichen Erscheinungsform des Kontaktavatars Mirinda geführt hatten – privat bleiben würden und besonderem Schutz unterlagen.
    Slap fühlte sich, obgleich er nicht genau wissen konnte, was nun tatsächlich vorgefallen war, etwas betrogen. Entweder durch seine eigenen Leute daheim auf der Erde oder von jenen, die hier in der Allianz so getan hatten, als wären sie …
    Na ja.
    Seine Freunde wohl nicht.
    Slap vermisste in diesem Moment die Anwesenheit Mirindas. Er hätte jetzt gerne von ihr gewusst, was … was eigentlich los war. Und genau deswegen, so seine Schlussfolgerung, könnte Ratsherr Tansh möglicherweise dafür gesorgt haben, dass sie nicht zugegen war.
    Es ergab Sinn.
    Loban rührte sich immer noch nicht.
    Slap empfand das nur allzu vertraute Gefühl, mit der Scheiße mal wieder allein gelassen zu werden. Es war wie in

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