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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ohnehin nicht mehr viel zu sagen.
    Floskeln folgten, die Slap erduldete. Dann verließ Tansh den Raum.
    Er sah dem Ratsmitglied nach und hockte dann für einige Momente relativ sprachlos zusammen mit Loban da, fühlte sich furchtbar fatalistisch und resignativ und überhaupt richtig scheiße. Irgendwann kam Mirinda dazu, wo auch immer sie bis dahin gewesen war – sie sagte, sie sei »aufgehalten« worden –, und ließ sich von Loban in knappen Worten über das Geschehene unterrichten. Natürlich war sie ebenso wie Slap nicht richtig überrascht – sie war ja gewarnt worden –, aber ihre Stimme näherte sich der ihres irdischen Freundes um mehrere Grade an, was Slap nicht tröstete, aber ein wenig beruhigte.
    »Ich denke, wir sollten das nicht einfach so hinnehmen«, sagte er schließlich. Er sah Mirinda an und meinte, die gleiche Entschlossenheit in ihren Augen zu erkennen, um die er sich nun bemühte. »Wenn es welche wie Tansh im Rat der Allianz gibt, dann auch andere, die diese Art von Verzögerungstaktik nicht schätzen.«
    »Das ist wahr. Fischer-im-Trüben gehört zu dieser Fraktion.«
    »Dann sollten wir unsere Bereitschaft signalisieren, nicht kampflos aufzugeben, sondern darum zu kämpfen, es tun zu dürfen.«
    Mirinda sah Slap prüfend an.
    »Du hast sicher gemerkt, dass du von einigen als entbehrliche Experimentiermasse angesehen wirst«, sagte sie mit bemerkenswert sanfter Stimme. Bevor Slap antworten konnte, fügte sie fast hastig hinzu: »Nicht von mir. Ich weiß nicht, ob ich dir das glaubhaft machen kann, aber ich sage es dir trotzdem: nicht von mir.«
    Slap nickte. Er glaubte ihr, fühlte sich etwas beruhigt. »Ich bin mir über diese Tatsache im Klaren. Es hat sich nichts geändert seit dem Zeitpunkt, da ich für die Expedition in den Jupiter ausgewählt wurde. Aber weißt du was? Es geht doch gar nicht nur um mich. Die Tentakel sind derzeit dabei, meine Heimatwelt zu erobern und die Erdbevölkerung zu töten oder als Dünger zu missbrauchen. Es kann sein, dass hier einige schon so lange in ihrem gemütlichen Loch sitzen, dass sie sich nicht mehr vorstellen können, wie das ist – einem Tentakel gegenüberstehen, die Ausrottung der eigenen Kultur und Geschichte vor Augen, all die Verzweiflung und Hoffnung und der Schmerz. Die sind hier dermaßen weit entfernt von allem, dass sie sich nur noch in ihrer Politik wiederfinden und für ihren persönlichen Vorteil, ihre zurückgezogene Gemütlichkeit in Kauf nehmen, dass noch ein paar Dutzend Zivilisationen den Weg der Menschen gehen und ausgelöscht werden. Sie trösten sich möglicherweise damit, dass sie hin und wieder Exemplaren der angegriffenen Spezies Unterschlupf gewähren. Sie fühlen sich vielleicht sogar sehr gut dabei, halten sich für edel. Aber jede Verzögerung im Kampf gegen diese Bedrohung macht sie zu Verbrechern.«
    Slap beugte sich vor, von plötzlicher Leidenschaft ergriffen, die er vor einigen Momenten noch für völlig unmöglich gehalten hätte.
    »Ich mag ja ein Dieb gewesen sein und bin vielleicht ein Mörder – ich glaube, Tansh hat den feinen Unterschied zwischen Mord und Notwehr noch nicht verstanden, aber das wundert mich jetzt auch nicht mehr. Aber wenn ich einfach akzeptiere, dass dieses Verbrechen geschieht, dann habe ich sehenden Auges weiteren Genoziden zugeschaut, und das mag für jemanden wie den Käfer nur ein abstraktes, weit entferntes Problem sein – mein Volk steckt gerade mittendrin und verreckt da draußen jämmerlich, während hier ein Arschloch wie Tansh meint, einer möglichen Lösung Steine ins Getriebe werfen zu müssen.«
    Slap schlug mit der Hand gegen seine Brust. »Ich bin entbehrlich, nur ein Proband für ein Experiment. Scheiß drauf! Wenn das Experiment dazu führt, dem Sieg über die Tentakelbedrohung auch nur einen kleinen Schritt näher zu kommen, dann soll es so sein. Opfert mich! Benutzt mich! Aber tut es und lasst nicht zu, dass so ein Blödsack die Chance erhält, diese Möglichkeit einfach zu vertun.«
    Slap lehnte sich zurück, atmete heftig und sah erst Mirinda, dann Loban auffordernd an. Die Frau musste er nicht überzeugen, ihre Rolle war aber nur eine vermittelnde und begleitende. Loban war der Leiter dieses Projekts, und er musste aktiv werden. Slap hatte nirgends Einfluss und keine Freunde hier.
    Loban saß regungslos da und schien – zumindest war dies Slaps Hoffnung – über das Gesagte nachzudenken. Es war jedoch Mirinda, die schließlich des Wartens müde war und das Wort

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