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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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weißt, kannst du jederzeit einen Klonkörper anfordern, der exakt nach den Spezifikationen deiner originalen Existenz angefertigt wird. Du wirst keinen Unterschied merken. Nur …«
    Mirinda stockte und das erweckte Slaps Aufmerksamkeit.
    »Nur?«
    »Es ist so …«
    »Sag es.«
    »Wir können dir einen Körper machen. In meinem Falle aber gehen wir davon aus, dass ich noch existiere. Es gibt das Verbot, den gleichen Bewusstseinsinhalt zweimal in eine körperliche Existenz zu pflanzen. Ich darf hier im Virtuum der Allianz existieren und niemand kann mir etwas zuleide tun – aber ich darf so lange nicht körperlich werden, ehe nicht zweifelsfrei nachgewiesen ist, dass Mirinda 1 ebenfalls starb.«
    Slap nickte. Diese Regelung ergab Sinn. Obgleich – es wäre bestimmt lustig, auf sich selbst zu treffen. Er konnte sich da einige hochinteressante Dinge vorstellen. Er könnte einiges mit sich anstellen und …
    Die Tatsache, dass er als Reaktion auf diesen Gedanken eine Erektion bekam, gab ihm zu denken.
    »Ich bin nur ein aufgezeichnetes Bewusstseinsfragment«, murmelte er.
    »Nein, kein Fragment und kein ›nur‹«, widersprach Mirinda und hockte sich auf die Bettkante. Sie fuhr mit einer flachen Hand über die Decke und dachte offenbar darüber nach, wie sie Slap davor bewahren konnte, den Verstand zu verlieren. Slap fand, dass es an der Zeit war, sie von dieser Sorge zu befreien.
    Er setzte sich neben sie und ergriff ihre Hand, eine Geste völlig ohne jeden sexuellen Unterton, eher etwas Tröstendes, was angesichts der Tatsache, dass sie eigentlich ihn hatte trösten wollen, durchaus bemerkenswert war. »Ich werde nicht wahnsinnig«, eröffnete er ihr und lächelte. »Ich habe seit längerer Zeit meinen Verdacht gehabt und einige private … Experimente haben diesen Verdacht dann bestätigt. Aber diese Experimente haben auch zu einer anderen Erkenntnis geführt: Ich bin kein Computerprogramm. Ich bin mir meiner selbst bewusst, genauso wie damals, als ich noch einen Körper besessen habe. Wenn ich damals manipuliert worden war, habe ich es nicht bewusst wahrgenommen und jetzt tu ich das auch nicht – für mein Selbstbild hat sich also kein gravierender Unterschied ergeben.«
    Mirinda hörte ihm aufmerksam zu. In ihrem Blick lag eine seltsame Mischung aus Hoffnung und Bewunderung, die Slap beinahe rührend fand. Er drückte ihre Hand und sie erwiderte den Druck.
    »Ich bin ich, dessen bin ich mir sicher. Kann sein, dass man mich einfach so abschalten kann, aber ich habe, wie gesagt, einiges gelernt. Ich habe die Failsafe-Einrichtung von Ratsherr Tanshs virtuellem Zugang auf höchste Empfindlichkeit geschaltet, sodass er eine gute Chance hatte, seine … Exterminierung durch meinen Willen zu überleben.«
    »Er lebt. Er lebt sogar sehr. Er tobt«, teilte ihm Mirinda mit einem Grinsen mit.
    »Gut. Und ich habe meine eigene Position im Hardwarenetz der Allianz optimiert. Mich zu löschen, wird sehr schwer sein. Man wird schon alle Computer der Allianz vernichten müssen, um das zu erreichen.«
    »Wir haben strenge Gesetze gegen so was, Slap«, meinte Mirinda nun wieder sehr ernst. »Du bist nicht das einzige gespeicherte Bewusstsein. Es gibt Tausende, die wir auf diese Art retten konnten. Sie genießen volle Bürgerrechte und Autonomie. Sie zu löschen, käme einem Mord gleich.«
    »Dann werde ich für die Exterminierung Tanshs angeklagt?«
    »Möglich. Möglich ist aber auch, dass der Rat nunmehr erkannt hat, welches Potenzial in dir steckt und dass du unter Umständen etwas erreichen kannst, was einen echten Fortschritt im Kampf gegen die Tentakel darstellt.«
    »Falls sie alle das wollen und keine Angst vor Fortschritt haben.«
    Mirinda nickte. »Du hast sie wachgerüttelt. Einigen hast du Angst eingejagt. Niemand ist vor dir sicher, Slap.«
    »Die Tentakel auch nicht.«
    »Das ist der Punkt. Dein Wert als Waffe übersteigt die potenzielle Bedrohung. Fischer-im-Trüben ist zuversichtlich … ah …«
    Mirinda lauschte ins Leere. Slap wusste, dass das nur eine Geste war. Mirinda hatte lediglich eine Information über ihren eigenen Datenkanal erhalten. Slap erzählte ihr nicht, dass er theoretisch die Macht hatte, diesen abzuhören. Er setzte sie nicht ein. Er wollte sich nicht von ihr und den anderen Wesen der Allianz weiter als nötig entfernen. Er wollte auch eines Tages in einen Körper zurückkehren.
    Wenn er dies zusammen mit Mirinda tun dürfte.
    »Der Rat ist zu einer Entscheidung gekommen«, eröffnete sie

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