Tentakelblut (German Edition)
beruhigen«, meinte er.
»Wir müssen nicht jeden beruhigen. Es genügt, wenn wir die Mehrheit der Ankömmlinge damit unter Kontrolle bekommen. Mit dem unbelehrbaren Rest werden wir fertig.«
Smith nickte.
»Wir werden den nächsten Flug aber verzögern, ehe die Sache nicht geklärt ist. Wir liegen gut im Zeitplan, also haben wir einen Puffer. Außerdem brauchen wir Roby.«
Der blinzelte und schaute auf den Monitor, auf dem die Rahel jetzt wirkte, als würde sie speziell ihn ins Auge fassen.
»Mich?«
»Einen guten Bordschützen für eine Hornet. Das bist du.«
»Ja. Gut. Wozu?«
»Wir wurden um Hilfe gebeten.«
»Von wem?«
»Mehr dazu, wenn ihr gelandet seid.«
Und ohne ein weiteres Wort der Erklärung schaltete die Rahel ab.
Roby starrte auf den leeren Schirm und fragte sich, was das alles wieder zu bedeuten habe. Er hatte ausreichend Gelegenheit, sich darüber Gedanken zu machen, denn der Anflug auf den Landeplatz verlief störungsfrei. Sie hatten eine gute Aussicht auf mehrere Gebiete, die unter Tentakelkontrolle standen, und wurden aus höheren atmosphärischen Schichten Zeuge eines Bombenangriffs auf eine Siedlung, die offenbar von den Invasoren zu einer ihrer Brutstätten ausgebaut worden war. So etwas hielt die Tentakel nur unwesentlich auf. Roby ging davon aus, dass die Aliens längst dabei waren, ihre unterirdischen Kavernen zu graben, in denen die Tentakelmütter den Fortpflanzungsprozess abkürzten, der durch die Infizierung von Lebewesen mit Samen etwas länger dauerte. Die gigantischen Gebärmaschinen würden vor allem Tentakelsoldaten, versorgt mit einer endlosen Zufuhr an Nährmitteln, wie am Fließband ausspucken. Natürlich waren auch diese Kavernen verwundbar, durch Bunkerknacker oder durch mutige Vorstöße von Spezialkommandos, die Flammenwerfer und Brandraketen einsetzten. Aber die Tentakel würden mindestens genauso häufig siegreich sein wie verlieren, und jeder ihrer Siege bedeutete eine ungebrochene Massenproduktion von kampfbereiten Tentakelsoldaten.
Aber sollten sie nur Bomben werfen. Wenn es Roby und den Seinen die Chance eröffnete, rechtzeitig von hier zu verschwinden, dann hatten die Militärs seinen Segen.
Die drei Raumschiffe landeten unbehelligt und während des Landeanfluges war wenig von der Bedrohung zu sehen, die die Rahel beschrieben hatte. Roby schöpfte etwas Hoffnung. Als die Maschinen abgeschaltet worden waren, eilte er sofort aus der Schleuse und fand sich sogleich einem Empfangskomitee aus Klonsoldatinnen gegenüber. Außerdem stand da ein alter Bekannter von ihm: Hornet-Pilot Collins, der ihm fröhlich zuwinkte und wie ein kleiner Junge ihn angrinste. Er war guter Laune, hatte wahrscheinlich frisch eingeworfen.
»Worum geht es?«
Eine Rahel trat vor.
»Wir wurden um Hilfe gebeten. Es drängt.«
»Wer bat um Hilfe?«
»Direkt die Tentakelwacht. Indirekt aber wohl der außerirdische Botschafter der sogenannten Allianz. Es geht um ein Mitglied seiner Delegation. Eine Frau namens Mirinda. Sie wurde bei einem Frontbeobachtungseinsatz von den Tentakeln entführt.«
Roby runzelte die Stirn. »Entführt? Nicht einfach umgemäht?«
»Entführt – ganz bewusst, denn ihre Begleiter wurden getötet.«
»Dann ist sie wohl was Besonderes.«
Die Rahel reichte ihm eine Fotografie und Roby hielt an sich, als er die extrem scharfe Braut in der eng geschnittenen Uniform betrachtete, die … waren das etwa … hatte sie da …
Roby stieß nun doch einen Pfiff aus.
Die wäre ganz und gar Slaps Geschmack gewesen, schoss es ihm durch den Kopf.
Die Rahels hatten seine Reaktion mit einem spöttischen Gesichtsausdruck verfolgt.
»Diese Mirinda ist dem Botschafter offenbar recht wichtig. Sie gehörte zu den Ersten der Allianz, die mit uns Kontakt aufnahmen – mit einem Controller namens Slap, habe ich gehört.«
Robys Kopf fuhr hoch. Er hatte doch gerade …
»Slap? Ja, ist es denn …«
»Sie kannten ihn wohl. Ich habe die Akten studiert. Alte Freunde?«
»Das kann man so sagen. Slap. Verdammt. Was ist mit ihm?«
Die Rahel zuckte mit den Schultern. »Klassifizierte Informationen. Aber fragen Sie Mirinda. Sie sollte es wissen. Jedenfalls ist die Situation für das Erdmilitär ein wenig peinlich, denn man war ja für ihre Sicherheit verantwortlich gewesen. Jetzt hat man ihren wahrscheinlichen Aufenthaltsort ausgemacht, eine Tentakelbastion unweit unseres Standorts. Man ist selbst zunehmend mit allen Kräften gebunden und bat daher uns um eine
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