Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom

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richtete er seine Aufmerksamkeit auf seinen neuen Freund.
    »Worauf warten wir dann?«



Zwischenspiel

    Die Jonathan Haark jammerte wie ein gequältes Tier und Admiral Sutton, eingezwängt in seinen schockabsorbierenden Harnisch, fand auch, dass dieser Vergleich nicht halb so absurd war, wie er klang. Die beiden Raketentreffer, die den Leib des mächtigen Schlachtschiffs durchgeschüttelt hatten, verursachten Klangkaskaden, die die gesamte Hülle durchzogen. Auf Legards Pult flimmerten hektische rote Zeichen, doch die Kommandantin schien ihnen keine große Beachtung zu schenken. Dafür gab es zwei mögliche Erklärungen: Entweder waren die Schäden nicht so schlimm, als dass sie ihrer besonderen Aufmerksamkeit bedurften, oder sie waren derart katastrophal, dass sie auch nichts mehr daran ändern konnte.
    Sutton hoffte, dass die erstere Alternative zutraf. Auch auf seinem Pult gab es rote Signale, die explodierende oder zumindest kampfunfähige Einheiten seiner Flotte zeigten. Ihre Anzahl war in den letzten zwanzig Minuten beständig angestiegen, und dies verlangte nach seiner Aufmerksamkeit.
    Es verlangte nach Entscheidungen.
    Er griff auf seinen Schirm und begann, die grünen und gelben Zeichen hin und her zu verschieben. Der Hauptcomputer wandelte diese in Orientierungsbefehle um, die an Geschwader- und Schiffskommandanten weitergeleitet wurden. Sutton blendete damit mögliche Beschwerden aus, doch stand zu befürchten, dass sein Griff auf seine Flotte mit dem sich weiter ausbreitenden Chaos immer schwächer werden würde. Irgendwann traf Koordination an ihre Grenzen. Diese waren noch nicht erreicht.
    Aber es fehlte nicht mehr viel.
    Die Lage war instabil. Die Tentakel kämpften mit der ihnen eigenen Erbarmungslosigkeit, das war auch nicht anders zu erwarten gewesen. Doch die Invasoren wussten genau, was die Sphärenflotte vorhatte. Sie kannten die Vorgehensweise der Allianz, ihr Bestreben, Elemente vielversprechender Völker in ihr Sonnensystem zu retten. Und die Tentakel ahnten vielleicht, dass dieses Konglomerat von Fähigkeiten und Rachegelüsten in der Allianz eines Tages ihr Untergang sein konnte. Sutton wusste, dass die Tentakel sehr langfristig zu planen bereit waren – angesichts ihrer Unfähigkeit, die bekannten SAL-Antriebe zu nutzen, war dies nicht verwunderlich. Sie wollten die Allianz nicht stärken. Es war ein Grundprinzip ihres Handelns, ihren Schöpfern auf allen Ebenen entgegenzutreten, auf denen dies möglich war – eine Art kollektiver Ersatzhandlung vielleicht, womit überkompensiert wurde, dass das Heimatsystem der Allianz für sie unangreifbar war.
    »Admiral, Sobhex auf Leitung 3.«
    Sutton unterdrückte ein Seufzen. Der Allianzbotschafter ging ihm entsetzlich auf die Nerven, vor allem weil er keine Lust zu haben schien, sich an irgendeine Hierarchie zu halten. Stattdessen rief er immer direkt jene an, die er für zuständig hielt, seine Wünsche zu erfüllen. Eine Angewohnheit, die zu Rückfragen, Zeitverlust, Ärger und einer gewissen Fassungslosigkeit führte.
    »Ja. Gut. Ich rede mit ihm.«
    Sutton wurde für einen Moment von der Tatsache abgelenkt, dass der Schwere Kreuzer Shock Wave Rider in Stücke zerbarst und in alle Richtungen Rettungskapseln ausspuckte. Er beorderte mit einigen schnellen Bewegungen Schiffe in seine Nähe, die die Tentakel von ihrem Lieblingssport abhalten sollten: hilflose Kapseln abschießen.
    »Admiral.«
    Sutton erblickte Sobhex, versuchte, nicht allzu unwillig auszusehen.
    »Botschafter.«
    »Wir wären dann so weit.«
    Sutton riss die Augen auf.
    »Bitte?«
    »Wir sind in Reichweite. Verschaffen Sie uns eine halbe Stunde, dann ist das Tor offen und Entsatz ist auf dem Weg.«
    Sutton konnte es nicht glauben, aber diese Konversation mit dem Alien würde sehr angenehm werden. Er warf einen Blick auf seinen Schirm, sah die Kapsel der Allianz im direkten Feuerschutz der Forschungsstation, die bereits während des ersten Kampfes um den Jupiter geräumt worden war und deren automatische Waffen, nun reaktiviert, gegen die Tentakel feuerten – die Aliens hatten keine Zeit gehabt, mehr zu tun, als alles abzuschalten. Sie wollten die Station für sich haben, und am Ende würden sie damit auch Erfolg haben – wenn Sutton mit ihr fertig war.
    Sutton schaltete um. Der Jupiter dräute auf seinem Schirm, groß, bedrohlich, beeindruckend.
    Er erkannte, dass in der Atmosphäre ein besonders starkes Irrlichtern eingesetzt hatte, wie ein gigantischer