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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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einzige.«
    Roby hob die Augenbrauen. »Wie bitte?«
    »Hat man euch das nie erzählt? Glaubst du, die Menschen seien als Einzige auf die Idee gekommen, eine Flucht zu wagen? Viele haben verstanden, dass die Tentakel in der Lage sind, die Emissionen von Überlichtantrieben anzumessen, und diese als Leitsterne für ihre Expansion verwenden. Viele Zivilisationen haben daraus die gleichen Schlüsse gezogen wie ihr, und das nicht einmal auf so verschwörerische Weise, sondern als gemeinsame Anstrengung. Es gibt in dieser Galaxis Hunderte von Generationenschiffen, die mit Unterlicht von System zu System reisen und auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Wir können froh sein, dass die Galaxis so groß ist, sonst würden sich die ganzen Flüchtlinge dauernd gegenseitig auf die Füße treten.«
    Roby nickte. Das war nachvollziehbar.
    »Und ihr wisst nicht, was aus ihnen geworden ist?«
    Mirinda schüttelte den Kopf. »Nur dann, wenn sie sich irgendwo niedergelassen haben und danach ein zweites Mal von den Tentakeln eingeholt wurden, oft Jahrhunderte später. Ansonsten … fliegen sie entweder immer noch, sind gescheitert oder verhalten sich dort, wo sie sich neu etabliert haben, still und leise. Sehr, sehr still.«
    Roby wusste nicht, welchen Kurs die irdische Arche einschlagen würde. Es gab keine klaren Informationen. Soweit er verstanden hatte, würde die Reise in die der Tentakelexpansion entgegengesetzten Richtung gehen. Es gab Koordinaten aus alten Forschungsdaten. Ansonsten?
    Es würde eine sehr lange Reise werden.
    Und sie würden sich sehr, sehr still verhalten. Das war ausgemachte Sache.
    Mirinda legte ihm eine Hand auf den Unterarm, drückte sanft zu.
    »Ich wünsche dir alles Gute, noch einmal.«
    »Was ist mit dir, Mirinda? Du wirst in die Allianz zurückkehren?«
    »Möglich. Wahrscheinlich. Aber nicht notwendigerweise. Kontaktavatare wie ich werden manchmal auch zurückgelassen, wenn sich Hinweise zeigen, dass die angegriffenen Zivilisationen sich irgendwie behaupten können. Es kann sogar sein, dass ich auf die Arche abkommandiert werde. Oder … in ihren Bunker. Eine faszinierende Lösung. Ich bin beeindruckt.«
    Mirinda hatte eine Tour durch die unterirdischen Anlagen erhalten. Mittlerweile waren viele Flüchtlinge angekommen, die sich bereit erklärt hatten, die zweitbeste Lösung zu akzeptieren. Die Vorbereitungen auch für diese Flucht liefen auf Hochtouren. Roby hoffte, nicht auch zu jenen gehören zu müssen, die sich unterirdisch verbarrikadieren würden. Er wollte seine Chance auf die Arche nutzen. Weniger, weil er meinte, dass er dort eine größere Wahrscheinlichkeit zu überleben hatte, sondern deswegen, weil Bella da oben war. Mirindas Hintern war weniger knochig. Aber Bella war … eben Bella.
    Seine Bella.
    Dann wandte Mirinda sich ab und bestieg ihr Schiff. Sie würde, das hatte sie ihm gesagt, der letzten »Auswahlsitzung« beiwohnen, auf der die Erdoffiziellen eine endgültige Liste jener erstellen würden, die eine Chance auf Flucht in das Allianzsystem erhalten würden. Mirinda ging aufgrund der Erfahrungswerte der Vergangenheit davon aus, dass die Evakuierungskapseln zwischen 1500 und 2000 Individuen würden fortschaffen können – und dazu eine unbestimmbare Anzahl an DNA-Proben oder sogar befruchteten Eiern, die nach der Flucht in Brutkammern zu Embryonen entwickelt werden konnten. So war genetische Vielfalt und damit der Fortbestand der Menschheit im Allianzsystem gewährleistet.
    Eine verschwindend geringe Zahl.
    Er beobachtete, wie der Kutter abhob und sich in die Luft schwang.
    Das kleine Schiff würde nur einen kurzen und schnellen Flug zum Hauptquartier der Regierung auf dem Mond absolvieren.
    Roby beneidete sie nicht.
    Er wandte sich ab und bestieg einen wartenden Wagen, der ihn zur Basis zurückbringen würde. In zwei Tagen, so hatte er gehört, würden die Zubringerflüge zur Arche wieder aufgenommen werden. Bis dahin war es wahrscheinlich eine gute Idee, noch etwas Schlaf zu finden. Der würde danach wieder Mangelware werden.
    Als er am Bunker angekommen war, stellte er fest, dass gerade eine neue Gruppe von Flüchtlingen abgefertigt wurde, die in der Anlage Zuflucht finden sollte. Roby verließ den Wagen und gesellte sich zu den Wachen, die die schweigsame und bedrückt wirkende Kolonne auf ihrem Weg nach unten beobachteten. Die Flüchtlinge wirkten nicht aufmüpfig, nicht einmal enttäuscht. Schicksalsergeben. Allein die Kinder wirkten etwas unbekümmerter. Ein großes

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