Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
Gewittersturm, der tief in den unteren Schichten mächtige Blitze erzeugte, von denen man hier oben nur den fahlen Abglanz zu erkennen in der Lage war.
    Sobhex hatte den Zündvorgang eingeleitet.
    Sutton betrachtete die Aufstellung seiner Flotte, verschob Einheiten. Die Schiffe bildeten einen dreidimensionalen Kordon um die Kapsel. Eine halbe Stunde. Die sollte drin sein.
    Auch den Tentakeln war die neue Phase im Angriff der Sphärenflotte nicht entgangen. Sicher hatten auch sie die beginnenden Aktivitäten in der Atmosphäre des Gasplaneten bemerkt. Sie warfen sich mit wilder Verzweiflung auf die terranischen Einheiten. Es waren suizidale Angriffe, die erwartungsgemäß an Effektivität und Effizienz verloren. Die Tentakel schien ein besonderer Hass zu treiben, wenn es um ihre Erschaffer ging, und jeder noch so kleinste Erfolg ihrer einstigen Schöpfer versetzte sie offenbar in eine Art Raserei. Die Angriffe waren trotzdem ernst zu nehmen. Man sollte einen Irren, der bis an die Zähne bewaffnet schreiend auf einen zulief, keinesfalls ignorieren. Aber man konnte mit einer gelasseneren Verteidigungstaktik dem Lauf des Irren leichter Einhalt gebieten, als wenn dieser koordiniert und überlegt angriff.
    Eine Schwäche der Tentakel. Ihr rotes Tuch. Sutton machte sich eine Notiz.
    Die Energiefluktuationen in der Jupiteratmosphäre wurden immer stärker. Und parallel dazu nahmen die Tentakelangriffe an Heftigkeit zu. Die Haark wurde erneut getroffen und Sutton schloss einen Moment die Augen, bis sein Körper im Harnisch zur Ruhe gekommen war. Er hörte Legard einen Fluch ausstoßen. Das war gut. Solange sie fluchte, war noch nicht alles verloren.
    Ihr Schiff, ihr Kampf. Er blendete die Zentrale aus seiner Wahrnehmung aus, allein die Flotte, allein der Jupiter …
    Das Irrlichtern wurde intensiver. Anzeigen schlugen aus.
    Dann eine Art fahler Blitz, dessen Lichtschein sich aus der Tiefe der Atmosphäre nach oben arbeitete, gefolgt von einem beständigen Glühen, als wäre eine Kettenreaktion in Gang gesetzt worden. Das Glühen verblasste und schließlich sah der Gasplanet so aus, als sei nichts vorgefallen.
    Sutton vergewisserte sich. Doch, da waren sie: die ihnen nunmehr bekannten Ausschläge eines operativen Weltentores.
    Sobhex war erfolgreich gewesen.
    Es sprach für seine Arroganz, dass er es nicht für nötig befand, sich deswegen mit der Flottenführung in Verbindung …
    Sutton runzelte die Stirn.
    Was geschah dort?
    Die Tentakel, eben noch bereit, sich selbstmörderisch in den Kampf zu werfen, drehten ab. Die Last auf der Frontlinie nahm rapide ab. Instinktiv gab Sutton schwerer beschädigten Einheiten den Befehl, den Kampf zu beenden und sich in die zweite Reihe zurückzuziehen. So schnell …
    Dann neue Blips auf seinem Schirm. Aus der Tiefe des Jupiter drangen sie hervor, massive Kapseln, größer als die von Sobhex, von dunkler Farbe, die sich zunächst nur wie schwarzer Dreck vor der schimmernden Atmosphäre des Planeten abzeichneten, dann aber aus den Gasen emporstiegen und sofort Kurs auf die sich zurückziehende Tentakelflotte nahmen. Sutton registrierte Waffenfeuer, er verzeichnete Explosionen. Dutzende von Kampfkapseln der Allianz begannen, die Tentakelverbände anzugreifen, und sie taten es mit maschineller Effizienz.
    Sobhex hatte ihm gesagt, dass die Kampfeinheiten von KIs geführt wurden. Sutton traute den KIs nicht. Die Allianz schien in der Hinsicht aber keine großen Zweifel zu hegen.
    Der Jupiterorbit war frei.
    Die Flotte war sicher.
    Sutton atmete auf, sein Blick traf den von Legard und ihrer beider Erleichterung und Freude vermischte sich dabei.
    Es war geschafft.
    Die Evakuierung konnte beginnen.
        
     

19
     
    Mirinda reichte Roby die Hand. Der schnelle Kutter, der neben den drei Schiffen der Kirche gelandet war, um sie abzuholen, war startbereit. Sobhex hatte ihr einen neuen Auftrag gegeben, und sie musste jetzt aufbrechen.
    Sie hielten ihre Hände einen Moment länger als normal. Die Leidenschaft war verflogen. Todesangst und Erleichterung über die eigene Rettung hatten sie ausgelöst, Angst hatten sie beide nicht mehr und die Erleichterung verblasste angesichts der anstehenden, neuen Herausforderungen. Doch waren da Gefühle, eine tiefe Sympathie, verstärkt dadurch, dass sie beide, auf ihre Art, mit Slap befreundet gewesen waren.
    Den sie beide, auf ihre Art, sehr vermissten.
    »Alles Gute«, sagte sie. »Ich hoffe, dass die Arche unbehelligt abfliegen kann. Sie ist nicht die

Weitere Kostenlose Bücher