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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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schaltete es aus. Er blieb weiter wie angewurzelt stehen und starrte auf die Frau in dem Tank, geschlagene zehn Minuten lang, bis er das Geräusch von Schritten hörte und sich Germann sowie der etwas zerknittert aussehende Weller bei ihm einfanden. Suarez erinnerte sich daran, dass dieser gerade Nachtschicht hatte.
    Er machte einen Schritt zur Seite, kommentarlos, und zeigte auf den Tank. Germann und Weller starrten. Der Assistent hob die Kamera und machte eine Aufzeichnung. Dann wandte er sich mit blassem Gesicht an seinen Chef.
    »Wie kann …?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wir müssen …«
    »Wir müssen gar nichts. Erst einmal will ich wissen, ob das hier ein Einzelfall ist, ein schlechter Scherz eines gelangweilten Mitarbeiters bei der Programmierung der DNA-Sequenzen. Ich will eine Untersuchung.«
    »Ich werde sofort …«
    »Überall.«
    Germann sah ihn an, doch Weller nickte bereits verstehend.
    »In allen Anlagen, auf der Erde und auf dem Mars.« Suarez packte Germann am Ärmel. »Ich will, dass jede verdammte Brutkammer überprüft wird!«
    Germann wurde noch bleicher und nickte hektisch. Weller murmelte bereits leise in seinen Kommunikator. Suarez schaute die Frau an, die in wenigen Tagen das Licht der Welt erblicken würde.
    Irgendwas lief hier ganz mächtig aus dem Ruder.    

25
     
    Slap hustete, als ihn der heftige Ruck nach vorne warf. Die Gurte lagen perfekt, sodass ihm nur ein wenig die Luft aus den Lungen getrieben wurde und die Rippen heil blieben, aber dennoch war dieser Stoß der bisher stärkste gewesen. Slap lehnte sich zurück und fühlte, wie die Automatik den Sessel ein wenig mehr in die Horizontale bewegte, damit sich diese Art von Effekt nicht so schnell wieder einstellte. Die Kontrollen flimmerten hektisch und warben um seine Aufmerksamkeit. Die Massedämpfer liefen bereits auf Volllast. Gäbe es sie nicht, wäre Slap noch um einiges heftiger hin und her geschleudert worden. Die Schwerkraftgeneratoren hatten nur noch damit zu tun, die Schwerkraft des Jupiter auszugleichen, damit Slap frei atmen konnte. Unablässig feuerten die Steuerdüsen, um den Kurs zu halten. Winde stießen gegen die massige Kapsel und versuchten, sie vom rechten Weg abzubringen, doch die KI hatte die Situation gut im Griff. Ihre Ortungseinrichtungen erfassten die meisten Stöße, bevor sie wirksam wurden, und manchmal war es sinnvoll, sich einem Bambus gleich mit dem Wind zu bewegen, anstatt gegen ihn anzusteuern. Doch immer wieder kehrte die Dicke auf den Kurs zurück. Slap hoffte, dass die KI auch weiterhin in der Lage sein würde, die Kapsel zu kontrollieren. Er wollte sich nicht ausmalen, was im Falle eines Defekts geschehen würde, gar, wenn er die Steuerung manuell zu übernehmen hatte, womöglich noch ohne funktionierendes NeuroLAN. Er erwartete für diesen Fall eine Katastrophe.
    Bis jetzt aber sah alles gut aus. Die Kapsel hielt, was ihre Konstrukteure versprochen hatten. Die massive Bauweise, die hochwertigen Materialien, alles hatte sich bisher bewährt.
    Slap konzentrierte sich daher wieder auf die Energiesignatur, der er nun entgegenfiel. Es würde keine halbe Stunde mehr dauern, dann war er in unmittelbarer Reichweite, dann würde er jene Grenze erreicht haben, an der die automatischen Sonden alle aufgehört hatten, ein Lebenszeichen zu senden. Er versuchte, nicht allzu stark auf die Zeitansage zu achten, da diese nur seine Nervosität steigerte. Dankbar war er dafür, dass die Leitzentrale ihn mit Fragen und Meldungen in Ruhe ließ. Er wurde vollkommen überwacht, sowohl visuell als auch über den Datenstrom, und man wusste dort oben alles, was auch Slap wusste. Es gab nichts zu berichten. Bis auf Weiteres war er, der Pilot, lediglich ein funktionierender Schimpanse, der nur passiv zu handeln hatte.
    Irgendwie wünschte sich Slap, dass dies auch so blieb.
    Die Zeit verrann trotzdem schneller, als es ihm lieb war. Schließlich war der Punkt gekommen, an dem die Sonden ausgesetzt hatten. Die Leitzentrale meldete sich.
    »Lieutenant, wir möchten, dass Sie ab jetzt alle fünf Minuten die vereinbarte Statusmeldung absenden!«, knisterte die Stimme an seinen Ohren. Slap nickte unwillkürlich, obgleich das in seiner Situation wenig Sinn ergab. Sie hatten den Drill endlos oft besprochen und er hatte es nicht vergessen.
    »Verstanden«, gab er über Audio zurück. »Statusmeldung 1, Zeitstempel 13:34:21. Alles in Ordnung, Anflug plangemäß.«
    Ein Piepston bestätigte seine Meldung, dann begann die

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