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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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KI streckte die Waffen. Als sie ihre Gegenwehr gegen den Sog beendete , schwankte die Kapsel ein bisschen, als ob eine schwere Last von ihr gefallen sei. Slap stellte fest, dass die Sogwirkung nachließ, als die Steuerdüsen runterschalteten. Er schoss jetzt nicht auf den Dodekaeder zu, sondern glitt eher gemächlich in Richtung des Phänomens. Die Erschütterungen, ausgelöst durch die Jupiteratmosphäre, schienen ebenfalls nachzulassen. Es war, als würde das, was auch immer die Kontrolle über Slaps Fahrzeug übernommen hatte, eine schützende Aura um ihn legen. Aus irgendeinem Grunde spürte Slap keine Furcht, sondern vielmehr eine erregte Neugierde. Er hatte nicht den Eindruck, dass ihm hier ein Schaden zugefügt werden sollte, denn das hätte man wirklich viel, viel einfacher haben können.
    Als sich die Kapsel dem Dodekaeder näherte, erkannte er keine zusätzlichen Details. Es war aber klar, dass sein Fahrzeug leicht im Inneren des Gebildes würde verschwinden können, wenn dies das Ziel der Unbekannten war, die für dieses Phänomen …
    Die Unbekannten! Slap fiel ein, dass er möglicherweise einem weiteren Erstkontakt gegnüberstand, dem zweiten solchen Ereignis nach dem Aufeinandertreffen mit den Tentakeln. Und je länger er den Dodekaeder betrachtete, desto mehr verfestigte sich in ihm die irreale Gewissheit, dass dieser nicht von den Tentakeln in die Atmosphäre des Gasgiganten gepflanzt wurde.
    Es war einfach nicht … ihr Stil.
    Doch wenn nicht die Tentakel, wer dann? Und warum gerade jetzt, zu Beginn der zweiten Invasion, und nicht vorher? Oder war all dies vielleicht doch nur ein dummer Zufall?
    Slap wusste nur eines: dass er in einer ausgezeichneten Position war, um sich selbst von der Wahrheit zu überzeugen.
    Die Dicke hatte den Dodekaeder fast erreicht. Die Kapsel wurde nicht abgebremst. Wer auch immer für den Sog verantwortlich war, so dahinter überhaupt eine steuernde Intelligenz steckte, hatte keine Furcht vor einer Kollision, ja, wollte den Kontakt offensichtlich bewusst herbeiführen. Irgendwie beruhigte ihn das. Es würde schon nichts passieren.
    Trotzdem hielt er unwillkürlich die Luft an, als die Sensoren ihm anzeigten, dass es jetzt zu einer Berührung kam.
    Davon spürte er erst einmal gar nichts. Die optischen Anzeigen waren lichtdurchflutet, Einzelheiten gleich welcher Art waren nicht zu erkennen. Die anderen Messgeräte jedoch begannen, wildes Durcheinander anzuzeigen. Slap versuchte einen Moment, eine Struktur in den Anzeigen zu finden, gab aber sehr schnell wieder auf.
    Er war ein Passagier. Nur wessen Passagier war er eigentlich?
    Dann spürte er doch etwas.
    Ihm wurde schwindlig.
    Und er stellte fest, dass die medizinische Automatik dieses Schwindelgefühl offenbar gar nicht wahrnahm. Es gab keine fühlbare Medikation, obgleich er diese Reaktion erwartet hätte angesichts der ganzen Sonden in seinem Körper.
    Dennoch verstärkte sich das Gefühl des Schwindels beständig.
    »Ich fühle mich nicht gut!«, sagte er laut.
    »Die Körpersensoren stellen keine Beeinträchtigung fest!«, erklärte die KI lapidar.
    »Mir ist schwindelig!«
    »Die Körpersensoren stellen keine Beeinträchtigung fest!«, wiederholte die Stimme in seinem Kopf.
    Slap blinzelte, doch sein Blick trübte sich trotzdem. In ihm stieg jetzt ein Gefühl von Panik ob seiner Hilflosigkeit auf, und wieder reagierte die medizinische Automatik nicht mit einem Beruhigungsmittel.
    Slap wurde nicht bewusstlos. Das Gefühl, das ihn ergriff, war mit Worten nur schwer zu beschreiben. Es war, als würde er sich selbst dabei beobachten, wie sein Körper in die Länge gezogen wurde, Schlieren bildete, als wäre er weich, ja flüssig, und würde eine Glasscheibe entlangfließen. Es war ein unwirkliches Gefühl, wie aus einem unverständlichen Traum, und es war nicht angenehm, wenngleich keinesfalls so schmerzhaft, dass Slap ernsthaftes Leid empfunden hätte. Er fühlte sich ganz beieinander, durchaus vollständig, aber auf eine groteske Art und Weise verformt und in Bewegung. Dieser Zustand dauerte in seinem subjektiven Empfinden einige Minuten an. Objektiv konnte er die Zeit nicht mehr messen, denn seine Sinne schwanden so weit, dass er keinerlei Daten aus dem NeuroLAN oder mit den Augen wahrnehmen konnte. Das Schwindelgefühl verstärkte sich nicht mehr, blieb aber auf eine sehr unangenehme Art hartnäckig, und doch wurde ihm weder schlecht noch hatte er das Gefühl, völlig orientierungslos zu sein. Es war ein Zustand

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