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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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KI, die vereinbarten fünf Minuten rückwärts zu zählen und die Zeit über das NeuroLAN direkt in sein Gehirn einzublenden.
    Slap wartete. Er starrte auf die Anzeigen. Würde er die optischen Sensoren beachten, wäre nur Dunkelheit zu erkennen, so tief in der dichten Atmosphäre kam so gut wie kein Sonnenlicht mehr an. Würde er die Mikrofone einschalten, wäre das beständige Brausen der nunmehr fast flüssigen Luft unerträglich laut. Aus beidem gab es für ihn keine nennenswerten Erkenntnisse zu gewinnen. Die Quelle der Energiestrahlung zeichnete sich, durch die KI farbenfroh visualisiert, direkt vor ihm ab. Das war das einzig Interessante. Die Druckverhältnisse waren der andere Aspekt, den Slap im Auge behielt. Die Kapsel hielt hervorragend stand, aber die Tatsache, dass wenige Kilometer unter ihm Gas sich in Flüssigkeit verwandelte, gab ihm durchaus zu denken. Es trug jedenfalls nicht zu seinem allgemeinen Wohlbefinden bei.
    Dann überschritt die Dicke die unsichtbare Grenze. Slap schaute auf die Uhr, noch eine Minute bis zur nächsten Statusmeldung.
    Ein Warnton erklang. Slap blinzelte.
    Die Telemetrie zur Leitstation riss unvermittelt ab. Es bedurfte keiner außergewöhnlichen technischen Kenntnisse, um erahnen zu können, dass auch die mündliche Meldung Slaps die Wartenden im Orbit nicht erreichen würde.
    Er setzte sie trotzdem ab. Es kam keine Antwort.
    So viel dazu.
    Er überprüfte die Statusmeldungen der Dicken. Alle Systeme funktionierten einwandfrei. Die Energieversorgung war stabil. Die Lebenserhaltung tat ihre Arbeit. Triebwerke arbeiteten problemlos und ließen das schwere Fahrzeug ganz langsam tiefer sinken. Es gab keinerlei Hinweis auf etwas Außergewöhnliches, vom Abbruch der Verbindung einmal ganz abgesehen.
    Die Ortung sprach an. Slap runzelte die Stirn. Nur wenige Hundert Meter vor ihm schwebte eine der ferngesteuerten Sonden, vollkommen unbeschädigt, aber offenbar in so etwas wie einem Stand-by-Modus. Die Vorgesetzten Slaps hatten mit dieser Möglichkeit gerechnet. Die Dicke hatte alle Zugriffscodes und Slap volle Autorität. Er reagierte sofort und schickte das Aktivierungssignal an die KI der Sonde, doch außer einem Bestätigungssignal konnte er keine Reaktion hervorrufen. Eine Kontaktaufnahme mit der KI scheiterte. Ein Download der Aufzeichnungen scheiterte. Die Robotsonde schien ihn mit ihrem Gleichmut verhöhnen zu wollen. Es tat sich rein gar nichts.
    Ein weiteres Ortungssignal. Eine zweite Robotsonde, im gleichen Zustand, nur etwas versetzt. Slap ging die Routine ein weiteres Mal durch und das mit dem exakt gleichen Ergebnis: nämlich keinem.
    Er kümmerte sich jedoch nicht weiter darum. Dafür hatte er jetzt keine Zeit mehr.
    Warnsignale ertönten. Sie wiesen Slap nicht auf Ungewöhnliches hin, sondern auf zu Erwartendes: Die nicht genau zu definierende Grenze, an der die Atmosphäre des Jupiter aufgrund der Druckverhältnisse flüssig wurde, lag direkt vor ihm. Und damit auch …
    Jetzt konnte er es ganz deutlich erkennen. Die Quelle der Strahlung war groß, etwa dreimal so groß wie die Kapsel, in der er saß. Es handelte sich um eine für die Umweltverhältnisse ausgesprochen filigran aussehende Struktur, eine Art Dodekaeder, bestehend aus schimmernden Energielinien, angefüllt mit einem undefinierbaren, farbigen Wabern, von dessen Anblick Slap einen Kopfschmerz bekam, dem auch die Mittelchen der medizinischen Automatik nicht beikamen. Ein neues Warnsignal, diesmal unerwartet: Die Sonde hatte den vorbestimmten Kurs verlassen. Sie trieb nun direkt auf den schimmernden Dodekaeder zu. Slap betrachtete die Bemühungen der KI, mithilfe der Steuerdüsen gegen diesen Sog anzukommen, mit wachsender Sorge. Erst verlangsamte sich die Annäherung, dann aber schien es so, als habe das, was ihn da anzog, sich auf die Triebwerksleistung der Dicken eingestellt. Es ruckelte etwas, als sich der Sog zu verstärken schien . Die Triebwerke fingen leise zu wimmern an, und es war Warnung genug, dass Slap dies akustisch wahrnehmen konnte.
    Die Uhr meldete sich. Zeit für eine mündliche Statusmeldung.
    Slap war nicht mit ganzem Herzen bei der Sache, da er sowieso davon ausging, dass niemand sie hören würde. Aber ja, er erfüllte seine Pflicht.
    »Statusmeldung 3, Zeitstempel 13:44:55. Fahrzeug wird von fremdem Objekt angezogen und verliert Kontrolle über Eigenbewegung.«
    Das fasste es in etwa zusammen. Slap nahm gar nicht bewusst wahr, dass die Empfangsbestätigung, natürlich, ausblieb.
    Die

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