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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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half ihm jetzt nicht weiter.
    »Wir begrüßen Sie im Thaak-System. Sie befinden sich auf dem Territorium der Zweiten Allianz. Die Raumstation, die wir derzeit ansteuern, bietet Ihnen ideale Lebensbedingungen. Ich bin ihre direkte Ansprechpartnerin in den kommenden Verhandlungen. Sollten Sie Wünsche oder Beschwerden haben, äußern Sie diese bitte .«
    Slap fragte nicht, woher die Blaue seine Sprache konnte. Er ging davon aus, dass die Schutzmaßnahmen der irdischen KI wie auch die Firewalls des NeuroLAN für die Aliens keine größere Herausforderung darstellten. Oder anders gesagt: Sie wussten wahrscheinlich alles , was er wusste, und alles, was in den Speichern der KI der Kapsel verborgen war. Es war sogar davon auszugehen, dass ihr Wissen noch viel weiter ging, denn das Portal war sicher nicht von ungefähr im Jupiter entstanden.
    Also konnte er ganz entspannt sein.
    Bis auf …
    »Verhandlungen?«, fragte er mit leiser Stimme nach. »Was für Verhandlungen?«
    »Verhandlungen über den Beitritt der Menschen zur Zweiten Allianz und ihren Beitrag zum Kampf gegen jene, die ihr Tentakel nennt.«
    »Ah ja! Wir sind sehr daran interessiert, dass wir Hilfe gegen die Invasoren bekommen!«, sagte Slap spontan. Wenn die Aliens alles wussten, dann auch, dass er lediglich ein Kundschafter war, keinesfalls bevollmächtigt, irgendwelche Verhandlungen zu führen. Aber es schadete sicher nicht, Interesse zu signalisieren.
    Die blaue Mirinda sah ihn ein wenig skeptisch an.
    »Wir werden Ihnen nicht helfen können«, sagte sie schließlich.
    »Aber …«
    »Ihr System ist verloren. Es gibt bisher keine Spezies, die sich je erfolgreich gegen eine Tentakelinvasion gewehrt hat. Einige haben die erste zurückgeschlagen. Noch weniger sogar eine zweite . Noch keines eine dritte . Es gibt nur ein einziges Sternsystem in der bekannten Galaxis, das vor den Tentakeln sicher ist: dieses.«
    Slap starrte sie an, und diesmal nicht wegen ihres Bindegewebes.
    »Dieses … diese Allianz besteht nur …«
    »Die Zweite Allianz hat nur Verfügungsgewalt über dieses eine Sternsystem, ja.«
    »Aber die Tore …«
    »Damit stehen wir in Kontakt zu einigen der Systeme, die eine Invasion erleiden.«
    »Es sind so viele!«, brach es aus ihm heraus.
    »Derzeit werden 856 Sonnensysteme intelligenter Spezies von den Tentakeln angegriffen, davon 86 zum zweiten und drei zum dritten Mal. Alle werden unseren Prognosen zufolge fallen.«
    Slap fühlte sich nicht so gut.
    »Wozu dann also diese Allianz?«
    Mirinda lächelte warm. »Wir werden alles erklären, wenn Sie angekommen sind und sich ausgeruht haben.«
    Slap ließ aber nicht locker.
    »Warum ist dieses System so sicher? Kennen es die Tentakel nicht?«
    »Sie kennen es gut und das seit vielen Jahrhunderten.«
    »Sind die Verteidigungsanlagen unüberwindlich?«
    »Sie sind beachtlich, aber nicht unüberwindlich.«
    »Warum zum Teufel sind Sie dann hier sicher?«
    Mirinda lächelte wieder, weich, sympathisch, mit einer gewissen lockenden Versuchung, viel Mitgefühl.
    »Wir werden alles erklären, wenn Sie angekommen sind und sich ausgeruht haben«, wiederholte sie schließlich. Da lag jetzt eine Bestimmtheit, etwas Abschließendes in ihrem Satz, das auch Slap nicht entgangen war.
    Er schwieg und starrte auf die größer werdende Raumstation.
    Er hasste es, wenn man seine Fragen nicht beantwortete.
    Er war sich andererseits nicht sicher, ob ihm die Antworten gefallen würden.
        
     

28
     
    »Ich habe nur Kaffee-Ersatz«, murmelte Bella unter der Bettdecke hervor. Roby öffnete den kleinen Wandschrank, in dem er die Vorräte vermutete, und fand die Dose mit dem braunen Pulver, das den charakteristischen Geruch von verbranntem Plastik hatte und in etwa auch so schmeckte. Er erinnerte sich vage, vor vielen Jahren einmal eine Tasse echten Kaffee getrunken zu haben, und er wusste noch recht genau, dass ihn der Geschmack enttäuscht hatte. Der lebenslange Konsum des Ersatzpulvers musste entweder seine Geschmacksknospen auf unwiderrufliche Art und Weise kontaminiert haben oder der »echte« Kaffee, den man ihm angeboten hatte, war schlicht von mieser Qualität gewesen.
    Verbranntes Plastik hin oder her, der Ersatz enthielt Koffein, und viel geschlafen hatten Bella und Roby letzte Nacht nicht. Es war eine seltsame Verabredung geworden, dachte er, als er die dampfenden Tassen zum Bett brachte, in dem die junge Frau immer noch lag und ihn mit verklebten Augen ansah. Nicht viele Worte, keine Elogen über

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