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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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lächelte ihn an. Er erinnerte sich jetzt an ihren Namen. Der Geistliche dieser seltsamen Sekte hatte sie Bella genannt. Vielleicht die Kurzform von Isabella? Roby war sich gar nicht sicher, warum ihn das plötzlich interessierte.
    »Roby, nicht wahr?«
    Er starrte sie an.
    »Das war doch Ihr Name? Zumindest werden Sie meist so genannt. Roby. Oder wollen Sie lieber als Sergent …«
    »Roby ist in Ordnung.«
    Sie hatte sich doch an ihn erinnert. Ja, natürlich. Der Reverend hatte doch gesagt, dass sie alle handverlesen worden seien, dass man ihre Vorgeschichte kenne. Roby hatte das als aufgeblasenes Gerede abgetan, aber es war doch etwas dran. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.
    »Soll ich es einpacken?«
    Roby nickte mechanisch. Sie nahm die Klinge und schlug sie eine braune, Feuchtigkeit abweisende Folie ein. Dann schaute sie verschwörerisch nach links und rechts, ehe sie sich nach vorne beugte und flüsterte: »Es hat begonnen!«
    Roby runzelte die Stirn. »Begonnen?«
    »Die Kriegerinnen erwachen! Bald werden sie erscheinen und mit uns gegen die Invasoren kämpfen!«
    »Ah«, machte Roby und rang sich ein Lächeln ab. Es war schon schade, dass eine so junge Frau dermaßen Flausen im Kopf hatte. Wie ihre Augen leuchteten, so voller Hoffnung und Begeisterung. Roby fühlte etwas Mitleid, als er sie so sah. Und das Bedürfnis, so irrational und dumm es auch schien , sie beschützen zu wollen, sowohl vor den Aliens wie auch vor ihr selbst.
    »Wir werden alle kämpfen müssen«, erwiderte er diplomatisch und überreichte ihr das Geld, das sie wegsteckte, ohne nachzuzählen. Sie nickte eifrig.
    »Natürlich müssen wir das. Jeder ist aufgerufen. Ich bin vorbereitet.« Sie wies hinter sich. In Präsentationshalterungen hing einiges an Bewaffnung, das sich sehen lassen konnte. Roby identifizierte mehrere Sturmgewehre, schwere Schrotflinten, Handfeuerwaffen verschiedener Kaliber, große Jagdgewehre mit Präzisions-Zielaufsätzen und einige Maschinenpistolen. Über allem hing ein großes Maschinengewehr, das von dieser zierlichen Person ganz bestimmt nicht getragen werden konnte. Alle Waffen sahen frisch geölt aus, makellos, obgleich sicher aus alten Armeebeständen stammend. Roby hatte keinen Zweifel daran, dass für jede die notwendige Munition reichlich vorhanden war. Dann wanderte sein Blick zu einem Glasschrank, in dem er eine große Vielfalt an Hand- und Mörsergranaten entdeckte. Die großen Splittergranaten dort würden unter den Tentakeln besonders gut Schaden anrichten, wie er genau wusste. Welchen Wahnvorstellungen Bella auch immer anhing, sie schien diesen ihre persönliche Sicherheit nicht überantworten zu wollen.
    »Sind Sie allein, wenn es losgeht?«, fragte Roby.
    »Nein, mein Vater ist noch da. Er ist in der Stadt, Besorgungen machen. Sie haben im Stadtpark gekämpft.«
    Keine Frage, eine Feststellung. Verrückt mochte die nette Bella ja sein, aber informiert war sie auch.
    »Ja«, erwiderte Roby schlicht und packte das Messer in seinen kleinen Rucksack. »Es war nicht schön.«
    »Es wird nicht angenehmer werden«, kommentierte sie. Da schwang etwas Mitgefühl in ihrer Stimme, und das berührte Roby auf seltsame Art. Er hatte Anerkennung bekommen, Schulterklopfen, eine Auszeichnung, höchstes Lob. Aber niemand hatte ihn je gefragt, ob und wie er seinen ersten Kampfeinsatz gegen die Aliens überstanden hatte. Der sanfte Unterton in Bellas Stimme allein, so bemerkte er, bedeutete mehr als alle Orden, die man ihm an die Brust hätte heften können.
    Er fühlte das tiefe Bedürfnis darüber zu reden, spürte einen Kloß in seinem Hals, suchte nach den richtigen Worten.
    »Es war … Sie sind sehr beängstigend …«, brachte er ungelenk hervor.
    »Ihr habt sie besiegt«, stellte Bella fest. »Gab es Verluste?«
    »Nicht … in meiner Einheit«, erwiderte Roby. »Aber woanders. Wir hatten Glück. Aber wie sie schrien – ich meine die Tentakel. Diese Schreie. Ich höre sie immer noch ganz deutlich. Ich mag gar nicht daran denken.«
    Bella legte ihre schmale Hand auf seinen Unterarm. »Im ersten Krieg haben viele Soldaten sich die Ohren verstopft, wenn es losging, auch wenn sie dann die Kommandos nicht mehr richtig hörten. Sie sagten, wenn sie das zu lange ertragen müssten, würden sie wahnsinnig werden.«
    Roby nickte nur, betrachtete ihre sorgfältig manikürten Fingernägel auf seinem Arm und bewegte sich keinen Millimeter, damit sie keinen Anlass sah, die Hand wieder

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