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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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das Fahrzeug zu verlassen. Sie formulierten keine Einwände gegen seine übertriebene Vorsicht, dass er etwa seinen Druckanzug anbehielt oder eine Handfeuerwaffe mit sich führte. Alien-Mirinda wartete draußen auf ihn, diesmal offensichtlich real und körperlich, nicht nur eine virtuelle Projektion durch sein NeuroLAN, und in ihrem Blick stand nicht einmal der leiseste Vorwurf. Sonst war niemand zu seiner Begrüßung erschienen.
    »Wir haben ein Quartier für Sie vorbereitet. Es dürfte voll und ganz Ihren Ansprüchen genügen. Sie finden dort auch bequemere Kleidung.«
    Slap war sich sicher, dass er seine Uniform erst einmal nicht ausziehen würde. Es war nun nicht so, dass er dieser außerordentlichen Respekt entgegenbrachte, aber außerhalb der Kapsel gehörte sie zu den wenigen Sachen, die ihn an seine Herkunft erinnerten. Trotzdem nickte er höflich.
    »Wann darf ich mit jemandem sprechen, der hier etwas zu sagen hat?«, fragte er dann.
    »Jederzeit. Sie wollen sich aber sicher ausruhen.«
    Slap stimmte ihr im Stillen zu – nicht, weil er besonders ermattet war, sondern eher, weil er sich völlig überdreht fühlte und erst mal runterkommen musste.
    »Ich würde gerne etwas ausruhen«, sagte er also wahrheitsgemäß.
    »Dann folgen Sie mir. Es ist nicht weit.«
    Slap zögerte, warf einen Blick auf die Kapsel, der vom Avatar sogleich korrekt gedeutet wurde. Interkulturelle Kontakte schienen für seine Gastgeber eine gewisse Routine zu haben. Es half natürlich ungemein, in seinem Gedächtnis herumschnüffeln zu können.
    »Wir werden Ihr Raumfahrzeug nicht anrühren«, erklärte sie gerade. »Die Technologie ist beachtenswert, doch nichts, was wir nicht schon hätten. Sie dürfen jederzeit in die Kapsel zurückkehren. Tatsächlich«, fügte sie noch hinzu, »dürfen Sie jederzeit in Ihr Sternsystem zurückkehren, wenn Sie diesen Wunsch nur äußern. Sie sind nicht unser Gefangener, sondern ein willkommener Gast.«
    Ihr Lächeln war voller Willkommen und Slaps Fantasie schlug wieder einige Kapriolen, die mit »Ausruhen« im engeren Sinne nichts zu tun hatten . Mirindas Lächeln wurde breiter und herzlicher, entweder, um ihn noch mehr zu beruhigen, oder, weil sie in seinem Kopf herumschnüffelte.
    »Ich darf Sie außerdem darüber informieren, dass dieser Avatar voll funktionsfähig ist«, sagte sie dann, drehte sich um und marschierte los.
    Slap folgte ihr wie ein Schuljunge, den man beim Griff in die Dose mit Süßigkeiten erwischt hatte. Nur, dass dieser Griff nur in seiner Vorstellung stattgefunden hatte und die Süßigkeiten …
    Er musste jetzt wirklich an etwas anderes denken. Das war hier eine ernste Sache!
    Die Kabinenflucht, die er schließlich betrat, war geräumig und funktional eingerichtet, wirkte dabei aber nicht kalt und abweisend. Die Wände waren in angenehmen Pastelltönen gehalten, das Bett war groß und bequem, wie Slap schnell herausfand, und es gab eine Einheit mit Nahrungsautomat, dessen Produkte, so wurde ihm versichert, zwar synthetisch hergestellt wurden, aber nach exakt den Vorgaben, die sie in den Speichern der ganz offensichtlich völlig wehrlosen KI der Kapsel gefunden hatten.
    Mirinda hatte ihn dann verlassen, was Slap mit einem gewissen Bedauern zur Kenntnis genommen hatte.
    Er zog seinen Anzug aus. Das war ohne Hilfe eine größere Aktion, da er sich bei der Gelegenheit auch die Körpersensoren aus seinen Innereien ziehen musste. Dennoch gelang ihm die Prozedur, ohne peinliche Unfälle auszulösen. Er legte sich daraufhin einen Moment hin und schloss die Augen. Es wurde ihm recht schnell klar, dass er die innere Unruhe so nicht würde bezwingen können. Die Masse der Eindrücke bewegte seinen Geist und ohne ein starkes Medikament würde er keine Ruhe finden – doch gerade das wollte er in dieser Situation nicht zu sich nehmen. Entschlossen erhob er sich wieder und inspizierte die Unterkunft. Das kleine Bad entsprach seinen Ansprüchen, abgesehen von einigen muschelförmigen Installationen an der Wand, deren Sinn sich ihm nicht erschloss. Ein Terminal auf einem Schreibtisch, davor ein bequemer Sessel, lockte ihn an. Es zeigte sich, dass die Benutzerführung sich exakt an das angepasst hatte, was er von den Anlagen der Kapsel her kannte. Die Fülle an Informationen, die ihm zur Verfügung gestellt wurde, war begrenzt, was nicht weiter verwunderte. Er bekam immerhin eine Karte dieses Sternsystems zu sehen: Es bestand aus dreizehn Planeten, die einen Stern von vergleichbarem Typ wie

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