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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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fortzuziehen.
    »Albträume?«, fragte sie.
    »Nein, ich bin meistens so müde, wenn ich mich hinlege, dass ich … Ich glaube nicht mal, dass ich träume.«
    Bella nickte. »Bleibt deine Einheit in der Stadt, Roby?«
    »Ja, wir sind hier fest stationiert und kämpfen gegen alles, was hier runterkommt.«
    Sie lächelte. »Dann werden wir Seite an Seite streiten!«
    Roby wunderte sich etwas über ihre Ausdrucksweise, aber wahrscheinlich war das für sie so etwas wie ein Heiliger Krieg. Da gehörten blumige Worte möglicherweise dazu. Aber es war ein tiefer Ernst in dem, was sie da sagte, und das rührte ihn erneut. Der Gedanke, wie die grazile Bella mit zerfetztem Leib am Boden liegen würde, die Waffe noch umklammert und Hort von wuchernden Tentakelsporen … war ihm unangenehm.
    Sehr unangenehm.
    Er schaute wieder auf ihre Hand hinab und suchte sich seine Worte.
    »Ich habe das Wochenende über frei. Mir ist nicht nach Saufgelagen oder wilden Partys. Aber ich habe auch sonst nichts vor.« Mit der freien Hand klopfte er auf die Tasche, in die er sein Bargeld gestopft hatte. »Ich habe auch zu viel Geld.«
    Bella lächelte. »Nun, in dem Messer hast du es schon mal gut angelegt. Es gibt keine bessere Arbeit.«
    »Es ist noch einiges übrig«, sagte Roby mit hoffnungsvollem Unterton.
    Bellas Lächeln wurde breiter.
    »Hast du eine konkrete Idee?«
    Roby schüttelte den Kopf, sah ihr in die Augen und schöpfte ein wenig Hoffnung, dann sagte er: »Ich dachte mir, du weißt vielleicht etwas.«
    Sie tat so, als sei sie überrascht. Dann aber nickte sie und warf einen Blick auf die alte Uhr, die hinter ihr an der Wand hing.
    »In einer halben Stunde mache ich dicht.« Sie blinzelte Roby zu. »Dann ist Wochenende.«
    Das hörte sich gut an.
        
     

27
     
    Slap spürte, dass seine Reise ein Ende gefunden hatte, als sein Blick wieder klar wurde und die Anzeigen durch das NeuroLAN wieder Sinn ergaben. Er blinzelte und konzentrierte sich auf das, was er sah. Die Außenkameras zeigten die gleiche undurchdringliche Schwärze wie in der Tiefe der Jupiteratmosphäre, und die Schwerkraftanzeige variierte auch kaum davon. Aber die Zusammensetzung war etwas anders, nicht grundsätzlich, aber doch in wichtigen Beimischungen diverser Edelgase, deren Anteil sich plötzlich erhöht hatte. Die Dicke schüttelte sich, als sie aus dem Dodekaeder austrat. Und dann erkannte Slap wirklich, dass er sich nicht mehr auf dem Jupiter befand: Denn eine ganze … Ansammlung von Dodekaedern schimmerte vor ihm wie eine Weihnachtsdekoration. Die Sensoren orteten mit einem Mal weitere metallische Objekte von variierender Größe, manche vergleichbar mit dem eigenen Fahrzeug, andere etwas größer, bis hin zum doppelten Umfang. Sie glitten durch die Atmosphäre dieser fremden Welt und schienen zwischen den verschiedenen Dodekaedern einen regen und kontinuierlichen Verkehr abzuwickeln.
    Slap fühlte die eigene Aufregung und Nervosität.
    Erstkontakt, kein Zweifel.
    Dafür war er eigentlich nicht ausgebildet worden.
    Unwillkürlich wischte er sich die feuchten Handflächen an den Beinen ab, obgleich das durch den dicken Anzug gar keinen Sinn ergab und die Innenseite des Stoffes jede überschüssige Feuchtigkeit sofort absorbierte. Die medizinische Automatik verabreichte ihm kein Beruhigungsmittel, denn jetzt war klar, dass Slaps Sinne unbeeinträchtigt sein mussten. Sie würde nur noch bei einer sehr ernsthaften Beeinträchtigung eingreifen. Mit der Nervosität, ja Angst, würde ihr Passagier derzeit alleine zurechtkommen müssen.
    Die Kapsel wurde fremdgesteuert, das war jetzt auch klar. Die KI meldete, dass eine noch nicht identifizierte Kraft das Fahrzeug ergriffen hatte und behutsam nach oben zog. Slap spürte die Bewegung nicht, dafür aber die gelegentlichen Stöße einer volatilen Atmosphäre, die sich darin nicht von der des Jupiter unterschied. Er erwartete, dass er in den Orbit gezogen werden würde, in eine Raumstation, vielleicht vergleichbar mit der, von wo er aus gestartet war, wahrscheinlich aber größer, ein Knotenpunkt, eine Art Raumhafen. Die Masse an schimmernden Dodekaedern, die langsam unter ihm verschwand und der Dunkelheit Platz machte, war ohne Zweifel ein Bahnhof, ein Tornetzwerk, eine ganz andere und sehr effektive Art der interstellaren Fortbewegung. Wie weit war er gereist?
    Und würde er die Chance haben, wieder in das heimatliche Sonnensystem zurückzukehren?
    Die Frage beschäftigte ihn nicht so sehr, wie man annehmen

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