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Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Teppichporsche: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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Sitzreihen voneinander entfernt gesetzt, damit sie sich diskret ein paar Kurznachrichten zuschicken konnten. Bei diesem Anblick anwesenheitsunabhängiger Kommunikation nahm ich noch einmal mein Handy zur Hand und wählte Gregors Nummer, doch ich stellte fest, dass ich keinen Empfang hatte. Wieso hatte ich keinen Empfang, die Teufelsbälger aber schon? Ich spekulierte auf Teenager-Verträge, die größtmöglichen Empfang garantierten, damit die Kinder auch tatsächlich über 1.000 Euro im Monat vertelefonieren und ihre Eltern in den Schuldenknast schicken konnten. Heutzutage war es ein Kreuz mit der Telekommunikation.
    Von der Haltestelle bis zu mir nach Hause hatte ich einen Fußweg von etwa zehn Minuten zurückzulegen. Bei jedem Schritt nahm ich den schreienden Schmerz meines Knöchels wahr. Das Jucken hatte zwar allmählich aufgehört und der Gips war wieder trocken, doch er war an allen möglichen Ecken eingerissen, die Ränder vom Wasser aufgebröckelt. Ich schaute mit Verärgerung auf das Display meines Handys, das mir immer noch keinen Empfang bescheinigte.
    Ich bog in die Dorstener Straße ein. Die Sonne war hinter den kunterbunten Häuserreihen der Hauptstraße verschwunden und die Schwaden der Abgase vorbeifahrender Autos schwebten einige Zentimeter über dem Boden. Die Temperatur war angenehm, beinahe frühlingshaft, und der Boden gab sich mittlerweile wieder trocken und spröde. Die Alten der Gegend hatten sich in den Häusern verzogen und die Rebellen und Revolutionäre kamen nach und nach auf die Straßen.
    Sehr langsam und sehr gemächlich stieg ich die Treppe meines Hauses hoch und fühlte im Geiste bereits das Bettlaken unter meinem Rücken. Vorsichtig schob ich den Schlüssel in das schmale Sicherheitsschloss und taperte durch den schattigen Flur. Hier roch es anders als sonst. Es roch, als hätte ich ein Schnitzel in der Sonne liegen gelassen. Doch das konnte nicht sein, weil ich kein Fleisch im Haus hatte. Ich gab dem vergammelnden Müll in der Küche die Schuld und warf meine Tasche gewohnheitsbedingt in den Korbstuhl neben der Eingangstür. Mein nächstes Ziel war das Bad. Ich begoss meine Wangen mit kaltem Wasser, trocknete mich ab und nahm mir verdammt viel Zeit, ehe ich in den Spiegel lugte. Ich blinzelte und schnäuzte und registrierte den Staub auf der Mischbatterie. Erst dann sah ich hoch.
    Mann oh Mann.
    Mit gesenktem Haupt schleppte ich mich in Richtung Wohnzimmer, warf meinen Schuh in die Ecke und ließ ausgelassen meinen nackten Fuß über den Boden schlurfen. Auf dem Weg dorthin registrierte ich, dass der Geruch nicht aus der Küche, sondern aus dem Wohnzimmer kam. Ich hob meinen Kopf und schob ihn durch den Eingang. Sehr schnell und sehr laut flog mir die Wohnzimmertür entgegen, vornehmlich gegen die Stirn. Ich taumelte nach hinten und meine Hände ruderten. Ich verstand nicht, was passiert war. Hatte ich ein paar Fenster aufgelassen, kam es vom Durchzug? Ich sah kurz zur Tür. Dann krümmte ich mich und drückte meine Hände in der Hoffnung vors Gesicht, es würde den Knall in meinen Ohren mindern, der noch immer nachhallte. Ich schloss die Augen, alles drehte sich und mir war übel.
    Das Nächste, woran ich dachte, war die Beule, die auf meiner Stirn bereits zu wachsen begann.
    Verdammter Mist, noch eine Macke.
    Ich sah auf und suchte den Türrahmen, um mich daran abzustützen. In diesem Moment bemerkte ich den Schatten einer Gestalt, der sich wie ein Unwetter über meinem Körper entfaltete. Noch ehe ich kapierte, was es war, riss es mir an den Haaren, zog meinen Kopf nach vorn, beinahe bis gegen die Kniescheiben, und ein grollender Schmerz übertünchte jede Empfindung, die mir in diesem Moment durch die Fasern glitt. Es war ein Schlag, irgendwo zwischen Kopf und Schultern. Er war dumpf und kurz, beinahe belanglos. Aber dennoch gingen bei mir sofort alle Lichter aus.

15.
    Ich befand mich auf dem Wohnzimmerboden, als ich aufwachte. Meine Wange, auf der ich lag, war kühl, aber der Rest des Kopfes fühlte sich heiß und geschwollen an. Ich hob meine Birne und der Kopfschmerz breitete sich explosionsartig aus, sodass ich zunächst einmal meine Augen zukneifen musste. Ich nahm ein Ziehen im Nacken wahr und strich mir instinktiv mit den Fingern darüber. Da merkte ich, dass ich blutete.
    Ich schraubte meinen Oberkörper hoch und registrierte Füße. Die Füße gehörten zu jemandem, der auf meinem Sofa saß. Es waren Frauenfüße in Sandaletten. Marisa Nowak starrte auf den Boden.

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