Terakon
ging nach unten zur Eingangstüre. Jemand
beobachtete mich, ich konnte es spüren. Auf der Garderobe neben der Türe hingen
einige Jacken. Ich entschied mich für eine blaue Daunenjacke, ging
selbstbewusst zur Eingangstüre und täuschte vor, ich könnte sie nicht
durchschreiten, blickte mich um und rannte zu einem Fenster. Ich versuchte
panisch zu wirken. Dort wiederholte ich das Schauspiel, genau wie beim nächsten
Fenster und so weiter.
"Wo willst du denn hin?"
"Nikelaus! Ich, nirgends."
"Spar dir die Mühe, ich bin nicht so ein Schmalspurmagier wie Michael. Du
kannst das Haus nicht verlassen."
Es war nicht schwer verzweifelt zu wirken. Nikelaus streckte die Arme aus und
half mir aus der Jacke. "Bitte, ich kann es nicht ertragen, dich so verängstigt
zu sehen, kann ich irgendetwas tun, um die Sache für dich zu erleichtern?"
"Lass mich gehen, bitte."
"Etwas anderes?"
"Saubere Kleidung, etwas zum Essen, zum Trinken."
Er legte zufrieden seinen Arm um meine Taille und führte mich durch den Flur,
"komm ich zeige dir die Küche."
Während ich den Kühlschrank inspizierte, blieb er bei mir.
"Ich muss dich jetzt dann leider in dein Zimmer sperren. Wir haben ein
Geschäftsessen. Es sollte dich niemand sehen."
Er zwinkerte mir zu. "Du bist mein kleines Geheimnis. Das Essen wird
anstrengend, ich werde dir zuvor etwas Energie entziehen müssen."
Perplex machte ich einen Schritt zurück. "Wird es wehtun?"
Nun wirkte er verwirrt: "Hat Michael dir noch nie Energie entzogen?"
Ich schüttelte den Kopf: "Er sagt, er bekomme auch so, mehr als er
benötigt. Er nimmt nur das, was ich ihm gebe."
"Ich habe dich erst einmal glücklich gesehen. Du warst mit deiner blonden
Freundin in derselben Pizzeria wie meine Geschäftspartner und ich. Du warst
einige Meter entfernt."
"Sarah? Das war der Abend, an dem ich Michael zum ersten Mal sah."
"Ich weiß. Ich konnte von meinem Geschäftsessen nicht weg. Kaum waren wir
fertig, bin ich euch ins ‚Peris Night‘ gefolgt, aber Michael hatte dich bereits
entdeckt."
Wenn mir ein Peri Energie entzieht, dann wollte ich, dass es Michael ist.
"Bitte entzieh mir keine Energie."
"Keine Angst, es wird nicht schmerzen, du wirst es fast nicht
merken." Er machte sich bereit und legte seine Hände auf meine Oberarme.
"Nein bitte, warte!"
"Es tut mir leid, ich habe nicht mehr die Zeit, mir einen anderen Menschen
zu suchen."
"Das verlange ich nicht. Ich gebe dir was du benötigst."
"Wie bitte?"
Er hatte keine Ahnung wovon ich sprach, wie sollte er auch. "Sag mir, wenn
du genug hast." Wie schon bei Michael konzentrierte ich mich auf
glückliche Momente. Verängstigt und unglücklich wie ich war, fiel es mir sehr
schwer, meine Ausstrahlung zu kontrollieren.
"Hmmm, großartig. Was bist du?"
Die Frage war nicht an mich gerichtet. Er zog mich zu sich und küsste mich
verlangend. Stürmisch wanderten seine Hände über meinen Oberkörper. Meine
Versuche ihn abzuwehren, bemerkte er nicht. Ich hatte ihm nichts
entgegenzusetzen.
"Nikelaus, verzeiht bitte die Störung, aber deine Gäste könnten jeden
Moment auftauchen."
Er reagierte nicht auf Sems Aussage. Erst als dieser ihn an der Schulter
zurückzog, lockerte Nikelaus seinen Griff und ließ mich los. Ich stolperte über
meine eigenen Füße und landete auf meinem Allerwertesten. Zitternd blickte ich
zu ihm hoch. Er stand regungslos da, jeder Muskel seines Körpers war
angespannt, während er mich betrachtete. Er machte einen Schritt auf mich zu,
ich hielt die Luft an und sofort blieb er stehen.
"Sem, bring sie nach oben und verschließe die Zimmertür."
Kaum war ich alleine im Zimmer ließ ich mich aufs Bett fallen und weinte.
Am nächsten Morgen brachte mir Sem saubere Kleidung. Ich ging ins Bad, wusch
das angetrocknete Blut von meiner Haut und zog das frische Gewand an. Ich
musste meine Flucht gut planen. Mehr als einen Versuch würde ich nicht haben,
vorausgesetzt Nikelaus‘ Zauber funktionieren bei mir wirklich nicht. Ich musste
mich beeilen. Hätte ihn Sem gestern nicht unterbrochen, wer weiß was passiert
wäre. Ich begann das Erdgeschoß zu erkunden. Ich entdeckte eine Garage mit vier
Autos. An der Wand hing ein kleiner metallener Schlüsselschrank.
"Versuchst du einen Fluchtweg zu finden?"
Nikelaus stand hinter mir. Sofort verkrampfte ich mich und stammelte:
"Würdest du mir glauben, wenn ich es leugne?"
"Nein. Melanie, ich möchte mich für gestern entschuldigen. Ich wurde von
deiner Energie überrumpelt."
"Willst du damit
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