Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
geleistet haben«, beginnt Bailey.
Steven stößt einen leisen Pfiff aus, ohne den Blick von der Wand mit den Monitoren abzuwenden.
Bailey fährt fort: »Wir haben die Aufnahmen in den letzten Stunden immer und immer wieder von unseren Experten prüfen lassen.«
Er greift nach einer Mappe, die er auf einem Tisch abgelegt hat.
»Hier sind vier Standfotos, die wir von Ihren Aufnahmen gemacht haben.«
Das erste Foto zeigt Lady Hüftgold neben Murphy in Bookbinder’s Bar. Auf dem zweiten betritt sie die Toilettenanlage im Terminal eins.
Die beiden letzten Fotos zeigen zwei Frauen, die die Toiletten wieder verlassen.
Die eine ist vielleicht dreißig, trägt Jeans und eine Jacke mit dem Logo der San Francisco 49er, des heimischen Football Teams. In der linken Hand hält sie eine Leinentasche.
Die andere ist wesentlich älter, grauhaarig mit dunkelgrünem Faltenrock. Sie schwenkt eine gut gefüllte Plastiktüte.
»Unsere Experten meinen, diese beiden Frauen, so wenig Ähnlichkeit sie auf den ersten Blick miteinander auch besitzen mögen, die Einzigen sind, in die sich die Frau im Hosenanzug verwandelt haben könnte. Unter der Berücksichtigung, dass sie ja ihre alten Klamotten abtransportieren musste.«
Ich schaue mir die beiden Ausdrucke noch genauer an. Die Frauen sind gleich groß, gleich schlank.
»Also glauben Sie auch, dass die Verdächtige zuvor ihren Körperumfang künstlich vergrößert hat?«
Bailey verzieht keine Miene. »Ja, denn es kam in über zwei Stunden keine Mollige aus den Toiletten, deren Anatomie der von der Frau im Hosenanzug entsprochen hätte. Unsere Experten berücksichtigen dabei unter anderem Details wie die Länge der Gliedmaßen. Es gibt da spezielle Computerprogramme.«
»Sie ist ein Profi«, sage ich.
Der Inspector nickt gewichtig. »Absolut.«
»Könnte sie Murphy erschossen haben?«, frage ich. »Im Auftrag der Drogenmafia?«
Jetzt verzieht Bailey die Lippen zu einem Grinsen. Ich nahm schon an, er wäre zu solch einer Regung überhaupt nicht in der Lage.
»Sie spielen auf den Anruf bei Duane Parker an. Das war Blödsinn, garantiert ein Ablenkungsmanöver. Es gibt keine derartigen Absprachen mit irgendeiner Drogenmafia.«
Jetzt grinse ich bei der Vorstellung, wie TSA-Boss Parker bei der Polizei aufgelaufen sein muss. Man hat ihn zum Narren gehalten.
»Parker und seine Leute haben bereits Anweisung, nach verdächtigen Frauen, die der Gesuchten entsprechen könnten, Ausschau zu halten«, sagt Bailey.
»Glauben Sie denn, die Killerin könnte wieder hierher zurückkommen, Inspector?«
Der Polizist winkt ab. »Eine reine Routinemaßnahme. Sie hat gezielt zugeschlagen. Ich denke nicht, dass sie erneut in Ihrem Arbeitsbereich auftaucht, Mr Fanlay ... Übrigens: Die Untersuchung des Koffers im Labor hat gar nichts ergeben. Keine Fingerabdrücke, keine Fasern. Nichts. Sie muss Kleidung oder Perücke zusätzlich in Folie oder so verpackt haben.«
»Was weiß man über Andrew Murphy?«, frage ich nach.
Bailey zuckt mit den Schultern. »Nicht viel. Nicht vorbestraft. Kein Dealer. Aber Konsument. Heroin, Kokain. Er hatte die ganze bunte Palette in seinem Blutkreislauf.«
Bailey schaut zu den Monitoren. Aberhunderte von Menschen wimmeln im Terminal.
»Ich muss los. Viel zu tun«, sagt er und verschwindet grußlos.
Ein kauziger Bursche, dieser Inspector.
Ausgerechnet jetzt fällt mir ein, dass ich Janet, die Schwarzhaarige mit den grünen Augen, gar nicht nach ihrem Nachnamen gefragt habe.
Schade ...
Aber den werde ich noch rausbekommen. Vielleicht hat sie ja den Rückflug gleich mitgebucht. Es wäre sicher ein kluger Schachzug, sie bei der Ankunft in San Francisco zu empfangen.
Vielleicht mit einem dezenten Blumenstrauß.
»Alles klar, Chef?«, fragt Steven.
»Alles bestens!«, erwidere ich gut gelaunt.
Ich sollte es mal wieder mit einem Privatleben probieren.
Hazel Oldham
Joseph Ketou ruft an.
Es nicht leicht für ihn, einen sicheren Moment zu finden. Eine Minute, in der er allein ist und frei reden kann.
Seine Kollegen – er bezeichnet sie als Freunde, denen auf keinen Fall etwas geschehen darf – sind nicht in unsere gemeinsamen Pläne eingeweiht.
»Ben Paice wurde ermordet«, teile ich ihm mit.
Joseph ist ihm niemals persönlich begegnet. Er war 1996 noch ein Kind und wohnte weit weg von der Provinzhauptstadt Bukavu.
Ich habe Paice nur einige Male im Gespräch erwähnt.
Joseph ist beunruhigt. Er hofft, dass es sich um einen Zufall handelt, dass der Mann
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