Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
drei.
Alle befinden sich auf dem Weg, den man einschlagen muss, um morgen die Maschine der Air France nach Paris zu erreichen.
Ich bewege mich völlig unbefangen im Menschenstrom.
Bin ganz Geschäftsfrau.
Schwarze, seriöse Lockenfrisur. Elegant, aber nicht aufdringlich gekleidet. Randlose Brille, dezentes Make-up, das die Wangenknochen betont.
Ein Stück vor mir führen drei TSA-Beamte – zwei Männer, eine Frau – Stichkontrollen durch und lassen sich die Ausweise und Reiseunterlagen der Flughafenbesucher zeigen.
Gerade checken sie eine etwa vierzigjährige Frau.
Ich trage zwar einen gefälschten Ausweis und ein Ticket für einen Regionalflug nach Fresno bei mir, aber es ist dennoch geschickter, ihnen aus dem Weg zu gehen.
Jetzt kommen sie in meine Richtung. Ich fingere vorsichtshalber Ausweis und Ticket aus der Jackentasche.
Immer schön kooperativ erscheinen.
Zu meiner Rechten befindet sich eine Bar.
Umrahmt von einem kitschigen Blumenmeer.
Nun, eine Erfrischung kann nicht schaden.
Ist auf jeden Fall besser als eine Personenkontrolle.
Mit einem schnellen Blick sondiere ich das Innere der Bar.
Hinter dem Tresen bedient ein Schwarzer. Ein Greis mit einem albernen Hütchen.
Ein Möchtegerncowboy mit silbernen Haaren und Schnurrbart, augenscheinlich der Chef in dem Laden, lehnt am Ende des Tresens und unterhält sich mit einem Mann mittleren Alters.
Dunkle Haare, graues Jackett.
Kein normaler Gast.
Ein Offizieller, das erkenne ich sofort.
Es ist der Typ, der gestern Murphy abgeführt hat.
Er sieht zu mir her. Sein Mund verzieht sich zu einem feinen Lächeln.
Heute bin ich keine graue Maus.
Ich tue so, als würde ich auf meine Uhr sehen, um festzustellen, dass es doch später ist, als ich gedacht habe.
Ich will verschwinden.
Aber direkt vor dem Eingang zur Bar hat das TSA-Trio eine Frau angehalten und fragt nach den Ausweispapieren.
Schon wieder eine Frau. Normalerweise sind sie eher auf unamerikanisch aussehende Männer scharf.
Das gefällt mir nicht.
Die Tische sind alle besetzt.
Ich muss mich wohl oder übel an den Tresen begeben.
Auf dem Hocker neben mir sitzt eine alte Frau vor einem Cognacschwenker.
»Hallo«, grüßt sie freundlich. Die Falten in ihrem Gesicht lassen sie wie ein Ölgemälde erscheinen.
»Hallo«, erwidere ich.
Der Zivilbulle ist nur zwei Meter von mir entfernt.
Während er mit dem Chef plaudert, schaut er immer wieder in meine Richtung.
Die Alte neben mir flüstert: »Der hübsche Bursche da vorn scheint Sie zu mögen.«
Ich würde ihr liebend gern einen Genickschuss verpassen.
Hazel Oldham
Die Frau neben mir reagiert mit einem unverbindlichen Lächeln auf meine Bemerkung.
Normalerweise ist es nicht meine Art, fremde Menschen anzusprechen. Aber der zweite Cognac in Bookbinder’s Bar lockert meine Zunge.
Die Frau in ihrem typischen Businesskostüm bestellt einen Multivitaminsaft.
»Sind Sie geschäftlich unterwegs?«, frage ich.
Sie wendet sich zu mir und schaut mir in die Augen. Obwohl sie wieder lächelt, fühle ich mich dabei wie ein Insekt unter dem Mikroskop eines Wissenschaftlers.
»Ja«, sagt sie. »Ich arbeite für einen Verlag und fliege nach Fresno.«
»Ah...«, mache ich.
Der gut aussehende Bursche, der sich die ganze Zeit mit dem Barbesitzer Mr Bookbinder unterhält, nimmt einen Schluck von seinem Orangensaft und sieht wieder her.
Natürlich nicht zu mir, sondern zu der Frau, die nach Fresno fliegen will.
Ich kenne den Mann in dem grauen Jackett. Er war gestern bei dem Mord dabei. Er hat sehr besonnen reagiert. Ohne jeden Anflug von Panik. Ich nehme an, er gehört zum Sicherheitspersonal des Flughafens.
Er macht einen sympathischen Eindruck.
Obwohl er meine attraktive Nachbarin immer wieder mustert, liegt in seinen Blicken nichts Anzügliches.
Er stößt Bookbinder auch nicht kumpelhaft grinsend an, um ihn auf die neue Schönheit in dessen Bar aufmerksam zu machen.
Ich erhebe meinen Cognacschwenker und proste ihm zu.
Er erwidert den Gruß mit seinem Glas Orangensaft.
Ich wünsche mir, dass es morgen kein Zusammentreffen mit diesem Mann gibt.
Er ist gut in seinem Job. Das habe ich gesehen. Er könnte zu einem Problem werden.
Und ich will ihm nicht wehtun müssen.
Er trinkt sein Glas leer, steht auf und kommt auf mich zu.
Lennard Fanlay
Ich nicke der alten Dame mit dem Cognacschwenker im Vorbeigehen freundlich zu und stelle mich neben die hübsche Schwarzhaarige.
Ich achte darauf, ihr nicht zu nahe zu kommen. Die meisten
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