Terminal 3 - Folge 3: Tanz der Marionetten. Thriller (German Edition)
Rechte. Ich bin amerikanischer Staatsbürger. Sie dürfen mich hier nicht einfach so festhalten. Wir sind nicht in Abu Ghraib, verdammt noch mal!«
Er nickt. »Und wo sind wir?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung! Ich werde seit Stunden hier festgehalten, mir werden die immer gleichen Fragen gestellt – Fragen, auf die ich einfach keine Antworten weiß, weil ich es wirklich nicht weiß, verstehen Sie? Ich weiß nicht, wo Nicole ist. Ich weiß nicht, wo sich das Geld befindet. Ich habe mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun!«
»Aber Sie wissen nicht, wo wir sind?«, fragt Charles.
»Nein, verdammt! Woher denn?«
»Dann sollten Sie mal darüber nachdenken.« Er lächelt. Und ich spüre, wie sich etwas in mir zusammenzieht. »Sie sind doch Bauunternehmer. Denken Sie ganz in Ruhe darüber nach, Thomas«, sagt er. »Und dann, wer weiß … Vielleicht fällt Ihnen ja doch noch etwas ein. Vielleicht ... über Ihre spannenden Umweltprojekte?«
»Was denn für Umweltprojekte?«
Lennard Fanlay
Wir sitzen in Bookbinder's Bar und trinken. Rachel, Marc, Bookbinder und ich. Draußen wird es langsam dunkel. Brian ist schon nach Hause gegangen zu seiner Frau und seinen Kindern. Der Rest ist noch da. Gestrandete, denke ich. Gestrandete des Terminals. Keiner will zurück in sein leeres, stilles Apartment. Nicht heute, nicht nach einem Tag wie diesem.
Das Terminal ist beinah leer. Nur im Transitbereich bei den Toiletten sind noch Polizisten. Draußen auf dem Parkplatz wurde ein mobiles Krankenhaus aufgebaut. Ärzte in Schutzanzügen verteilen Spritzen. Bookbinder hat sich seine schon geholt. Die roten Flecken verblassen bereits.
»Sie hat ihn losgeschickt, um den Koffer zu holen«, sagt er. »Angeblich war ihr Insulin darin. Ich war dabei, als sie es gesagt hat.«
»Hast du das der Polizei erzählt?«, frage ich. Mein Hals fühlt sich an wie ein zerknickter Strohhalm. Jedes Wort tut weh. Außerdem klingt es, als würde ich mir die Nase zuhalten. Wegen der blutstillenden Watte.
»Nein«, sagt Bookbinder. »Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Wann denn?«
»Das solltest du vielleicht noch nachholen. Schließlich spricht das ganz klar dafür, dass dieser Thomas tatsächlich unschuldig ist«, sage ich.
»Werde ich.«
»Und ihr denkt wirklich, dass diese Frau das Geld hat?«, fragt Rachel.
Ich nicke.
»Soweit ich weiß, wurde aber gar keine Frau verhaftet«, sagt sie und trinkt von ihrem Bookbinder. Das Glas ist fast leer. »Nur diese vier Typen.«
»Sie ist entkommen«, sagt Marc. »War ja auch nicht so schwierig bei dem, was hier los war.«
»Und vorher hat sie ihren Exfreund losgeschickt, um das Lösegeld zu holen«, sagt Rachel.
Bookbinder nickt. »Wie es aussieht, hatte der arme Kerl nicht den blassesten Schimmer, was gespielt wird. Ganz im Gegenteil. Er hat wohl gedacht, dass sie es noch mal mit ihm versuchen wollte.«
»Was für ein herzloses Miststück«, sagt Rachel. »Und das alles nur wegen Geld.«
»Angeblich ging es gar nicht darum«, sagt Marc. »Also, nicht nur.«
»Worum dann?«, fragt Bookbinder.
»In erster Linie wollte man dem Flughafen und den Airlines schaden. Das wurde zumindest in den Nachrichten gesagt. Die haben ein Bekennerschreiben erhalten. Das Lösegeld soll für Umweltprojekte verwendet werden. Handelt sich wohl um so 'ne Art Ökoterroristen.«
»Mit hundert Millionen kann man aber einiges für die Umwelt tun!«, sagt Rachel und trinkt.
»Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass das Geld überwiesen wurde«, sage ich. »Das war alles nur Show. Die haben hoch gepokert, um den Wirkstoff zu bekommen.«
Marc sieht mich an. »Woher wissen Sie das?«
Ich schüttele den Kopf. »Weiß ich doch gar nicht.« Ich trinke meinen Orangensaft. Er ist angenehm kühl. Das Cocktailschirmchen piekt in meine Wange. Es stört mich nicht. »Aber es läuft doch eigentlich immer so. Alle bescheißen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die einen eine Marke tragen und die anderen nicht.«
Bookbinder fragt: »Und du findest langsam Gefallen an meiner Dekoration?« Er lächelt sein stilles Lächeln.
»Gibt Schlimmeres«, sage ich und streiche über das Cocktailschirmchen. »Ich bin ja schon dankbar, dass du diesmal die Serviette weggelassen hast.«
Ich grinse ihn an. Er schüttelt den Kopf und klopft dreimal auf den Tresen. »Ist ja noch mal gut gegangen«, sagt er.
»Haben die in den Nachrichten auch was über das Virus gesagt?«, fragt Rachel.
»Haben sie«, sagt Marc.
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