Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
kann und auf Knoblauch steht. Das wird der Polizei nicht besonders hilfreich sein. Vielleicht war er ja dämlich genug, Spuren zu hinterlassen.
Ich schalte das Licht im Schlafzimmer an und werfe einen kurzen Blick hinein. Das Fenster steht weit auf, ansonsten scheint alles unberührt zu sein.
Auch im Wohnzimmer fehlt nichts. Ich habe ihn wohl noch rechtzeitig aufgescheucht, ehe er etwas von meinen ohnehin nicht gerade üppigen Besitztümern ergattern konnte.
Das Gewitter hat San Francisco fast erreicht. Lang anhaltendes Donnern erschüttert das Fundament meines Hauses, dann entlädt sich übergangslos ein Wolkenbruch über der Stadt. Die Regenmassen hämmern auf das Dach, als wollten sie sich Einlass verschaffen.
Es ist an der Zeit, die Polizei anzurufen. Ich wähle nicht die Notrufnummer, sondern kontaktiere einen guten Bekannten beim San Francisco Police Department: Inspector Bailey. Ich bin mir sicher, dass er auch um diese Uhrzeit noch auf die eine oder andere Art im Dienst ist. Wir sind uns da ziemlich ähnlich.
Bailey verspricht mir umgehend ein paar Beamte zu schicken. Wir unterlassen jegliches überflüssige Plaudern. Der Inspector erwähnt nur, dass er gerade vor zwei übel zugerichteten Leichen steht und er das Schlafen wohl auf den nächsten Monat verschieben muss.
Ich starre durch die Reflektion meines Körpers auf dem Glas des Fensters nach draußen. Hoffentlich liegen Baileys Leichen nicht im Freien. Die Regentropfen bilden jetzt eine nahezu geschlossene Wand.
Auf der Fensterscheibe, wo ich eben nur mein eigenes Spiegelbild erblickt hatte, taucht nun eine zweite Gestalt auf. Unmittelbar hinter mir schiebt sie sich heran. Groß und massig. Das Unwetter übertönt alle anderen Geräusche.
Ich mache einen schnellen Ausfallschritt zur Seite und wende mich erst dann mit zur Abwehr erhobenen Armen um.
Der Kerl ist fast zwei Meter groß und eindeutig asiatischer Abstammung. Sein Schädel mit den raspelkurzen schwarzen Stoppeln hat Form und Ausmaße einer mächtigen Wassermelone. Er hält ein Messer mit einer gefährlich aussehenden Klinge in der Rechten.
Die Überraschung habe ich ihm in der letzten Sekunde verpatzt. Sonst hätte er mich längst perforiert.
»Stecken Sie das Messer weg!«, sage ich streng und sehe dem Mann direkt in die Augen. Auf einen gewöhnlichen Dieb, der nur auf schnelle Beute aus ist, hätte das vielleicht Eindruck gemacht, aber Kugelkopf ist nicht interessiert an Bargeld und Armbanduhren, ihm steht der Sinn nach Mord. Ich kann es in seinem Gesicht lesen. Er holt aus, und die Klinge durchschneidet Zentimeter vor meiner Kehle die Luft. Der Bursche ist stark, vermutlich kann er mich zerquetschen wie eine Bettwanze, aber es fehlt ihm an Schnelligkeit. Ehe er erneut zustoßen kann, ziehe ich mit dem linken Fuß den Bürostuhl vor meinem Schreibtisch zwischen uns. Mein Gegner ist kurz irritiert, wankt und grunzt, und ich bin schlau genug, ihn auch jetzt nicht direkt anzugehen. Nicht ohne eine Waffe. Die liegt noch immer in einer verschlossenen Schublade. Ich entscheide mich für den Rückzug, flitze an ihm vorbei in Richtung Flur. Er nimmt sofort die Verfolgung auf. Trotz des Wolkenbruchs höre ich jetzt seine stampfenden Schritte. Der Kerl bewegt sich wie eine Dampfwalze. Ich knalle ihm die Wohnzimmertür vor der Nase zu. Leider kann ich sie nicht verriegeln und gewinne so nur maximal eine Sekunde.
Ich reiße die Haustür auf. Was für ein Glück, dass ich noch nicht die Sicherheitskette vorgelegt habe.
Blinkende Lichter nähern sich in der Regenflut. Das ging schnell. Es geht doch nichts über gute Beziehungen. Ein Streifenwagen hält in der Einfahrt direkt hinter meinem Mercedes. Die Uniformierten zögern auszusteigen. Das kann ich ihnen bei dem Wetter nicht verdenken. Außerdem gehen sie davon aus, dass der Einbrecher ohnehin schon über alle Berge ist und haben keine Ahnung, dass gerade im Haus ein Riese versucht hat, mich aufzuschlitzen.
Die wenigen Schritte reichen aus, um mich bis auf die Haut zu durchnässen. Ich werfe einen Blick über die Schulter zum Hauseingang. In diesem Wasserfall ist er kaum zu erkennen. Der Fahrer lässt die Seitenscheibe herunter.
»Einer der Diebe ist noch im Haus«, sage ich, während mir der Regen übers Gesicht fließt. »Bewaffnet. Mit einem Messer. Er hat versucht mich zu töten.«
Schlagartig erwachen die Polizisten zum Leben. Der Beifahrer verlangt über Funk Verstärkung, während sich sein Kollege aus dem Wagen schwingt und dabei
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