Terminal 3 - Folge 5: Die Methode Bronsky. Thriller (German Edition)
während ich die Fische meiner Nachbarin fütterte. Außerdem stand mein Wagen in der Einfahrt.«
»Ich brauche eine Liste aller Leute, denen Sie mal auf die Füße getreten sind.«
»Das sind aber ziemlich viele«, gebe ich zurück. »In meinem Terminal treffe ich nicht nur auf Pfadfinder und Senioren auf dem Weg nach Florida.«
»Bisweilen ist auch mal ein Amokläufer dabei«, erinnert mich Bailey. »Wie hieß der Psychopath doch gleich?«
»Desmond Asher«, erwidere ich. »Aber der sitzt in der Gummizelle.«
»Irgendetwas Aktuelles?«
»Gestern gab es eine kleine Rangelei mit Sebastian Whitford. Kennen Sie den?«
Bailey stößt einen schrillen Pfiff aus. »Sie reden doch nicht etwa von der rechten Hand des Bürgermeisters?«
Ich erzähle ihm von dem Vorfall.
»Cheerleader in kurzen Röckchen fotografieren«, stellt Bailey fest. »Ich dachte, Whitford ist ausschließlich auf Schmiergelder scharf.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Vergessen Sie das Arschloch. Der ist eine Nummer zu groß für uns. Whitford hat es auch nicht nötig, Ihnen ein paar Killer auf den Hals zu hetzen.« Er denkt kurz nach und leert dann entschlossen das Glas. »Ich werde trotzdem bei den Kollegen der entsprechenden Abteilungen mal ein paar Bemerkungen zu Whitford machen.«
Einer von Baileys Kollegen kommt herein. »Die Spurensicherung ist da. Der Tote hat keinerlei Papiere. Absolut nichts.«
»War ja klar«, knurrt Bailey. »Die Sache ist oberfaul, Fanlay. An Ihrer Stelle würde ich die Dienstwaffe immer in Reichweite halten.« Er legt grüßend zwei Finger an die Hutkrempe. »Beim nächsten Mal könnte ich vielleicht zu spät kommen.«
Dave Austen
Stanley ist ein guter Junge. Er ist pünktlich, zuverlässig und versorgt mich mit meinen Pillen. Seine Preise sind durchaus fair.
Irgendwann, wenn alles wieder in geregelten Bahnen verläuft, werde ich meine Stimmungsaufheller nicht mehr benötigen. Keine Frage! Das schaffe ich.
Ich habe schon mehrere Kassetten besprochen. Zugegeben, wenn ich sie mir nach Geschäftsschluss anhöre, ist vieles nicht brauchbar, aber es fügt sich schon noch zu einer Story zusammen.
Mittlerweile verkaufen sich sogar die Donuts einigermaßen. Ich musste nur das Sortiment ein wenig reduzieren. Für die Geschmacksrichtung Chicorée hat sich nicht ein einziger Kunde entschieden. Aus der Not heraus, habe ich selbst mal einen probiert. Mir kam es vor, als hätte eine Ziege in meinen Mund uriniert.
Bei der Erinnerung muss ich leise kichern.
Stanley bedient gerade zwei Teenager und sieht zu mir herüber. »Sehr gut«, sage ich laut. Er kapiert, dass ich damit die Wirkung seiner aktuellen Pillenlieferung meine und zwinkert mir zu.
Ich denke, dass es mal an der Zeit für einen Besuch bei meiner Nachbarin ist. Ich bin gerade in der richtigen Stimmung.
»Bin gleich wieder da!«, rufe ich Stanley zu und gehe die wenigen Meter zu Sharon Jacintos Laden. Die Fliesen unter mir fühlen sich ein wenig weich an. So, als wären sie aus einem gummiartigen Material. Sehr amüsant.
Sharon ist schöner denn je. Ihr Haar flutet in seidigen Wellen über ihre schmalen Schultern. Sie hebt kurz die Hand zum Gruß in meine Richtung. Vor ihrem Verkaufstresen steht ein Mann meines Alters. Blonde Locken, um die ich ihn ein wenig beneide, und so braun gebrannt, als würde er einen erheblichen Teil seiner Lebenszeit am Strand oder unter dem Solarium verbringen. Er spricht leise, und Sharon verschwindet kurz in ihrem kleinen Lagerraum.
Das Windspiel über der Tür gibt ein trockenes Geräusch von sich, und die beiden Teenager, ein schlaksiger Junge und ein sommersprossiges Mädchen, die eben noch eine Schachtel mit Donuts bei Stanley gekauft haben, betreten den Laden. Er hat sich die Schachtel – das Angebot Zahle für fünf, bekomme sechs – unter den Arm geklemmt. Die beiden interessieren sich für die indianischen Halsketten in einer offenen Vitrine.
Sharon kehrt zurück und stellt eine Präsidentenfigur auf die Theke. Es ist der Cowboy Ronald Reagan. Das Handy des gebräunten Käufers klingelt. Er wendet sich ab und spricht sehr schnell mit dem Anrufer. Es hört sich überaus wichtig an. Es geht um Aktienkurse, wenn ich das richtig verstehe. Ein Gebiet, das mich noch nie im Geringsten interessiert hat. Jedenfalls scheinen die Spekulationen ganz gut zu laufen, denn Blondschopf scherzt und lacht.
Die Reagan-Figur sieht wirklich komisch aus. Sie würde sich in meinem Apartment sicher hervorragend als Buchstütze
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