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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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seinem Entsetzen nur wenig später fest. Das Fenster wurde geöffnet und Paul Brodersen steckte suchend den Kopf in die Nachtluft. Arne duckte sich und blickte bang zu dem Polizisten hoch. Endlich schüttelte der Mann den Kopf und schloss das Fenster wieder.
    Arne versuchte sein Glück an einem anderen Fenster. Nach dem zweiten Wurf, der mit einem leisen Klicken die Fensterscheibe traf, erschien ein Schatten hinter den Gardinen. Es war eindeutig Martha. In Windeseile hangelte Arne sich an dem hölzernen Gitter empor, das direkt unter dem Fenster den Rosen des Dorfpolizisten Halt geben sollte.
    Vorsichtig klopfte Arne an die Scheibe. Martha öffnete sofort das Fenster. Ihre Überraschung war riesengroß. Doch Arne hatte keine Zeit für Erklärungen.
    „Schnell“, flüsterte er. „Steig hier runter, aber sei vorsichtig. Ich hole deine Sachen.“ Mit einem Sprung war er in Marthas Zimmer und raffte ihre Kleider zusammen, die über einer Stuhllehne hingen.
    „Bist du unten?“, flüsterte Arne, als er wieder ans Fenster kam.
    „Ja!“, klang Marthas gedämpfte Stimme aus dem Dunkel.
    Arne schwang sich über das Fensterbrett und suchte mit einem Fuß auf den Sprossen des Rosengitters Halt. Gerade als er Marthas Kleider nach unten werfen wollte, spürte er, wie die Sprosse, auf die er seinen Fuß gesetzt hatte, nachgab. Dann ging alles viel zu schnell, als dass Arne noch hätte reagieren können. Mit lautem Krachen rutschte er an der Hauswand entlang.
    Eine Sprosse nach der anderen brach unter seinem Gewicht. Zwar hielten die splitternden Hölzer seinen Fall ein wenig auf. Dennoch landete er sehr unsanft im Rosenbeet des Dorfpolizisten.
    Wenige Augenblicke später ging das Licht über dem Eingang des Hauses an und Paul Brodersen riss die Tür auf. Er schob die Dienstmütze auf den Kopf und sah sich um.
    Martha hatte Arne in den Schatten außerhalb des grellen Lichtkegels über der Tür gezogen. Die beiden lehnten an der Hauswand und wagten keinen Atemzug.

Ein blinder Passagier
    „Das war knapp“, keuchte Arne und biss die Zähne zusammen. Der Schmerz wurde ihm erst jetzt, als Paul Brodersen seine Haustür unverrichteter Dinge wieder geschlossen hatte, bewusst.
    „Hilf mir“, bat er Martha, die den Jungen dann auch den ganzen Weg bis nach Hause stützte.
    Abgesehen von der Tatsache, dass Arne das linke Bein mächtig weh tat, ging es ihm blendend. Martha wurde nicht müde, seinen Mut und seine Tollkühnheit zu loben. Arne nahm es gelassen, platzte innerlich aber fast vor Stolz. Sein Glück war perfekt. Martha an seiner Seite zu wissen bedeutete ihm mehr als alles andere auf der Welt. Nur gut, dass seine Eltern das nicht wussten. Noch besser war, dass sie von seinen Plänen nichts ahnten, während sie noch tief und fest schliefen.
    Es war vier Uhr morgens. Noch eine Stunde bis zur Abreise. Der Kapitän hatte extra ein großes Lastentaxi kommen lassen, damit auch die sperrige Seekiste ihren Platz fand.
    Auf ihr saß Arne nun und wartete. Zusammen hatten Martha und er die Kiste leergeräumt, einige Decken, etwas Proviant und Wasser hineingelegt. Dann war Martha mit einem mutigen Lächeln in die Kiste gestiegen. Arne hatte seine Sachen über sie gelegt und den Deckel geschlossen.
    „Hast du Platzangst?“, hatte er sich mit gedämpfter Stimme vergewissert, dass Martha die Fahrt zum Hafen gut überstehen würde. „Bekommst du Luft?“
    Als beide Fragen zu Arnes Zufriedenheit beantwortet worden waren, hängte er ein altes Vorhängeschloss, das er auf dem Dachboden gefunden hatte, vor den Riegel der Kiste und ließ den Bügel einschnappen.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Arnes Vater und der Taxifahrer hatten einige Mühe, die Kiste ins Auto zu hieven.
    Der Junge erntete dafür fragende, leicht vorwurfsvolle Blicke, die er nur mit einem Schulterzucken beantwortete. Der Transport an Bord des riesigen Containerschiffes, das im Hamburger Hafen lag, gestaltete sich erheblich leichter. Die Matrosen hängten die Kiste einfach an einen Haken und ließen sie mit einem Kran an Deck schweben, nahe seiner Kammer, die ihm für die Reise zugeteilt war.
    Sie würden ihm schon helfen, die Kiste ins Innere des Schiffs zu bringen. Er solle sie nur erst ausräumen. Das musste Arne natürlich bis zum Einbruch der Dunkelheit hinauszögern, denn den ganzen Tag herrschte reger Betrieb an Bord. Es verging kaum eine Minute, in der nicht jemand fluchend über die Kiste stolperte. Aber al e an Bord wussten, dass die Seekiste dem Sohn des Kapitäns

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