Terra Mater
gewisser sexueller Praktiken selbst, aber weil die Kirche jetzt alle Deremats kontrolliert und durch den technischen Fortschritt der zellularen Überwachung der freie Markt nicht mehr existiert, wenden sie sich lieber an diskrete, wenn auch sehr teure Dienstleister … Dieser Junge deckt deine Transferkosten. Doch du kannst beruhigt sein, er wird nicht leiden. Wir injizieren
ihm vorher ein Anästhetikum … Aber was der Kunde dann mit ihm anstellt …«
»Die Mikrostasen haben auch Ihr Gehirn schrumpfen lassen, Dame de Mars!«, sagte Marti empört.
Das dachte er wirklich, aber der Andere, der Dämon, manifestierte sich in diesem Moment. Eine innere Stimme flüsterte dem jungen Kervaleur zu, das Angebot Iema-Tas zu akzeptieren. Der Andere wollte so schnell wie möglich auf den Planeten Terra Mater, eine wichtige Aufgabe musste dort erledigt werden, und das Schicksal des kleinen Utgenianers kümmerte ihn nicht.
»Wenn Jek der Preis für den illegalen Transfer ist, verkauf ihn!«, flüsterte der Dämon. »Warum zögerst du? Du hast doch bereits die dreihunderttausend Menschen der Freien Weltraum City getötet …«
Dreihunderttausend, mein Gott!, dachte Marti und wollte rebellieren, aber ein unerträglicher Schmerz zerriss ihm in diesem Moment fast den Schädel, und er ließ sich schwer in einen Luftsessel fallen.
Jek sah mit Entsetzen, wie sich das Gesicht Martis – seines Bruders – zu einer widerwärtigen Grimasse verzerrte. Ein grauenvoller Zweifel beschlich ihn. Der Zigarettenrauch ließ alle Dinge undeutlich erscheinen, den Schreibtisch, die Sessel, die Deckenbalken, die Gesichter der Zwergin und des Shelams. Die Unterredung wurde zum Albtraum.
»Hast du zu viel franzianischen Wein getrunken, Süßer?«, höhnte Jema-Ta.
Der Andere hatte inzwischen von Marti ganz und gar Besitz ergriffen, sein Erinnerungsvermögen ausgelöscht und ihn seiner Menschlichkeit beraubt.
»Welche Garantie habe ich, dass Sie Wort halten, Madame?
«, fragt der Syracuser, mit einer auf einmal metallisch klingenden Stimme.
»Keine«, antwortete Iema-Ta. »Aber wir können unseren Pakt besiegeln, Süßer. Es ist sehr lange her, seit ich einen Mitplanetarier umarmt habe. Die Franzianer oder die Touristen sind ungehobelte Männer … Und wie du ›Madame‹ sagst, das erregt mich.«
Warum nicht?, dachte der Andere. Beim Menschen verpflichtet der sexuelle Akt manchmal zur Dankbarkeit. Und wenn ich ihr Vergnügen bereite, wird sie geneigt sein, mich nach Terra Mater zu transferieren.
Doch als er den Mund öffnete, um dem Vorschlag zuzustimmen, durchbrach ein Höllenlärm die Stille, ein Lärm, als würde eine wilde Horde über den Flur rennen.
ZWÖLFTES KAPITEL
Beschuldigt ihr andere, an eurem Unglück schuld zu sein,
Arbeitet ihr für die In-Creatur.
Leugnet ihr frevlerische Taten in eurem Leben,
Unterstützt ihr die In-Creatur.
Schlüpft ihr in die euch schützende Rolle des Opfers,
Stärkt ihr die In-Creatur.
Wollt ihr das Schicksal eures Nächsten ändern,
Lacht die In-Creatur.
Zwingt ihr anderen eure Dogmen auf,
Freut sich die In-Creatur.
Unterwerft ihr euch fremden Dogmen,
Siegt die In-Creatur.
Zwingt ihr euch, fremden Gesängen zu lauschen,
Gewinnt die In-Creatur.
Allein die Stärke eurer Einzigartigkeit
Schwächt der In-Creatur Herrschaft weltenweit.
Solltet ihr euer königliches Reich verleugnen,
Müsst ihr euch dem Werk der In-Creatur beugen.
Mahdi Shari von den Hymlyas,
Fragment des Traktats, genannt Dornbusch des Narren
O niki saß auf einem Felsen und ließ den Blick über das Gijen-Meer schweifen. Der Wind, der von den weit entfernten Großen Orgeln kam, wehte ihr das Haar ins Gesicht. Die runden Augen der über ihr kreisenden Schwarzmöwen waren kleine Lichtpunkte in diesem Schattenreich, dessen eintöniges Grauschwarz allein durch das Weiß der schaumgekrönten Wellen unterbrochen wurde.
Der Boden, die Luft, das Wasser, alles auf der Insel Pzalion war schwarz. Einschließlich Onikis Gemüt. Das Leben hatte sich aus diesem felsigen, verlassenen, von den Wassern eingeschlossenen Band zurückgezogen und war geflüchtet, in ihren Bauch, der sich Tag für Tag mehr rundete, in ihre Brüste, die immer schwerer wurden. Ihr unbekannter Prinz hatte sie trotz der den Eisprung verhütenden Tränke der Thutalinen geschwängert. Neues Leben wuchs in ihr.
Onikis Bauch war das alles beherrschende Thema auf der Insel. Die Einwohner von Pzalion lebten meistens paarweise zusammen, sie hatten
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