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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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einigen Luftsesseln möblierten Raum und schlossen die Tür. An den rau verputzten
Wänden hingen kostbare Teppiche vom Planeten Orange, und die Decke wurde von Balken gestützt.
    »Ah, die Beute wird immer jünger!«, krächzte jemand mit tiefer Stimme hinter dem Schreibtisch.
    Jek glaubte auf den ersten Blick, dort sitze ein Mädchen. Langes, lockiges, schwarzes Haar umrahmte einen winzigen Kopf und fiel auf schmale Schultern herab. Dann sah er die vielen Falten im Gesicht und die sich unter dem Kleid aus Rohseide abzeichnenden Konturen der Brüste: Der illegale Schleuser war eine kleinwüchsige Frau.
    Sie war weder hässlich noch alt, aber zusammengeschrumpft, vertrocknet. Einer schwarzen Dose entnahm sie eine Zigarette mit rotem Tabak, riss ein Streichholz auf ihrem Schreibtisch an und entzündete sie. Ihre langen, weiß lackierten Nägel glichen Krallen. Ockerfarbener Rauch entströmte ihrem Mund und ihrer Nase und tauchte das Zimmer in dichte Schwaden.
    Jek konnte es nicht fassen, dass eine derart kleine Person eine solche Menge Qualm ausstoßen konnte.
    »Sie haben kein Geld, Iema-Ta, aber ich fand es trotzdem richtig, sie zu dir zu bringen«, sagte der Shelam.
    »Deine Schäfchen sind wirklich niedlich«, murmelte die Zwergin grinsend, »und ich wette, dass der Große Syracuser ist.«
    »Aus Venicia!«, sagte Marti und ging zum Schreibtisch. »Kennen Sie Venicia?«
    Die Frau lachte. Dann fing sie an zu husten.
    »Ich bin Venicianerin, mein Süßer!«
    »Aus welcher Familie?«
    »Mars … Meine Verwandten konnten nicht akzeptieren, dass ich gewisse Erfahrungen … oder vielmehr Versuche mache.«

    »Mit der Mikrostase?«
    Iema-Ta stieß schweigend ein paar Rauchwolken aus, dann sagte sie: »Meinem physischen Erscheinungsbild nach zu urteilen, war das nicht schwer zu erraten. Bereits vor dreißig Jahren habe ich kein mikrostasisches Präparat mehr eingenommen, doch trotzdem meine ursprüngliche Körpergröße nicht wieder erreicht. Gibt es solche Medikamente noch immer auf Syracusa?«
    »Die Kirche des Kreuzes hat alle Mikrostasen sowie Hirnaktivatoren verboten.«
    »Das ist schade! Denn nur auf diese Weise war es möglich, mit Göttern oder Dämonen okkulter Welten in Kontakt zu treten …«
    Jek setzte sich auf einen der schwebenden Sessel. Von der Unterhaltung begriff er fast nichts, nur, dass Marti und diese seltsame kleine Frau vom selben Planeten stammten, und das beruhigte ihn.
    »Verfügen Sie noch über die Macht, die Sie dank dieser mikrostasischen Reisen erlangt haben?«
    Wieder lachte die Zwergin. »Wie sollte ich denn sonst ein Netzwerk franzianischer Krimineller kontrollieren können, mein Süßer? Noch profitiere ich von der Unterstützung meiner Verbündeten in anderen Welten … Doch reden wir nicht von der Vergangenheit. Sie ist tot. Kommen wir zum Geschäft. Wo willst du hin?«
    »Auf die Terra Mater. Ist das möglich?«
    »Nichts ist für Iema-Ta unmöglich«, erklärte der Shelam. »Sie kann jede interstellare Reise arrangieren …«
    Die Zwergin achtete nicht auf ihn und sah Jek an. Er hatte das Gefühl, ihre schwarzen Augen würden ihn wie eisige Pfeile durchbohren. Eine angsteinflößende Energie ging von dieser geschrumpften Person aus.

    »Und wie willst du mich bezahlen? Zwei Transfers, das kostet mindestens dreihunderttausend Standardeinheiten …«
    »Wie Sie bereits wissen, haben wir kein Geld. Aber ich unterschreibe Ihnen einen Schuldschein …«
    »Einen Fetzen Papier? Mit einem zellularen Fingerabdruck? Das alles ist doch nicht mehr wert als Katzenrattenscheiße!«
    »Ich bin ein Kervaleur, Madame!«, protestierte Marti. »Mein Name, der Ruf meiner Familie stehen auf dem Spiel.«
    »Hältst du mich für total verblödet, Süßer? Du bist ein Exilant – wie ich –, wahrscheinlich bist du ein Raskatta. Syracusische Adelige haben noch nie die Schulden ihrer geächteten Angehörigen beglichen …«
    Jek wurde in seinem Sessel immer kleiner.
    »Aber ich finde dich sympathisch«, fuhr die Zwergin fort, »und deshalb schlage ich dir ein Arrangement vor: Der Kleine bezahlt deinen Transfer.«
    »Was soll das heißen?«
    Jek beschlich eine dunkle Vorahnung.
    »Pädophile Kunden werden auf dem Markt immer wichtiger. Es gibt welche, die dreihunderttausend Einheiten für einen Jungen unter zehn Jahren bezahlen. In dieser Hinsicht bin ich der Kirche des Kreuzes wirklich dankbar: Je mehr Verbote sie erlässt, umso besser gehen meine Geschäfte. Vorher versorgten sich die Liebhaber

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