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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Bissen, als würde es sich um eine erlesene Speise handeln. Er genoss das bitter schmeckende Getränk, als wäre es ein kostbarer Wein, und er atmete die von Abgasen verpestete Luft ein, als atme er reine Gebirgsluft.
     
    Jek und Marti folgten dem Shelam über eine gewundene, belebte Gasse, über der viele Licht-Kugeln schwebten. Der Kontaktmann für illegale Transfers ging sehr schnell, so schnell, dass der Junge manchmal rennen musste, um den Anschluss nicht zu verlieren.
    Der Shelam – ein muskulöser, tätowierter Mann in kurzen Hosen mit ärmelloser Weste und rasiertem glänzendem Schädel – hatte die beiden bei Anbruch der Nacht kontaktiert. Er wirkte mit seinem unsteten Blick und dem langen, in seinem Gürtel steckenden Messer wenig Vertrauen erweckend.
    »Transfer gefällig?«, hatte er im Vorbeigehen gemurmelt. Die Lyra-Vögel waren auseinandergestoben, und Marti hatte genickt.
    »Folgen Sie mir!«
    Jek hatte sofort Angst vor diesem Mann gehabt und war auf der Bank sitzen geblieben. Aber Marti hatte das Handgelenk des Jungen ergriffen und ihn hochgezerrt. Zuerst gingen sie eine breite Avenue entlang, die von Feuerkreuzen gesäumt war, an denen Männer und Frauen verbrannten.
Jek fiel auf, dass der Shelam jedes Mal ausspuckte, wenn sie an einem dieser grausamen Foltergerüste vorbeigingen
    Marti hatte ihm erzählt, es gebe verschiedene Arten von Shelams in Nea-Marsile. Außer den Anwerbern für geheime Deremat-Reisen gab es welche, die für Jagdgesellschaften tätig waren und Touristen ansprachen; andere, die Passagiere im Auftrag von Handelsgesellschaften für interstellare Reisen anwarben; Drogenhändler, die roten Tabak aus den Skoj-Welten oder mit Halluzinogenen versetzten franzianischen Wein verkauften, oder sogar mit Menschen handelten.
    Marti war fast schlecht geworden, als er das letzte Tätigkeitsgebiet dieser Leute erwähnte: Die glorreichen Krieger der Mashama hatten sich solcher Verbrecher bedient, um zwei junge Mädchen auf widerwärtigste Weise zu töten. Seitdem ließ ihn das Bild der Gefolterten nicht mehr los.
    Der Beruf des Shelams schien auf Franzia weit verbreitet zu sein, denn seit sie in eine Seitengasse eingebogen waren, wurde Marti dauernd angesprochen.
    »Mein Herr, wollen Sie ein Ticket für einen anderen Planeten? Roten Tabak? Wein? Eine besondere Darbietung? Eine Frau? Ein Mädchen? Einen Jungen? Einen Sklaven?«
    Richtige Blutsauger waren diese Kundenfänger. Der Kontaktmann beschimpfte sie auf Altfranzianisch, und manchmal musste er sogar handgreiflich werden, damit sie seine Klienten in Ruhe ließen.
    Der Shelam, Marti und Jek drangen tiefer in die Altstadt ein, eine Welt aus schmalen, gewundenen Gassen mit verwinkelten Häusern und vielen kleinen Geschäften. Die ersten Gestirne des Sternenhaufens von Neorop leuchteten über den Dächern auf.

    Jek hatte das Gefühl, dass sie verfolgt wurden. Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter und glaubte, dunkle Gestalten davonhuschen zu sehen. Am liebsten wäre er umgekehrt, doch sein Stolz und seine feste Entschlossenheit, sein Ziel zu erreichen, hinderten ihn daran.
    Sie begegneten patroullierenden Interlisten, kreuzianischen Missionaren, scaythischen Inquisitoren und sogar Pritiv-Söldnern mit ihren weißen Masken, die Jek Angst einflößten, obwohl sie nicht belästigt wurden.
    Schließlich bog der Shelam in eine leere, stinkende, dunkle Gasse ein. Aus einem offen stehenden Fenster drang laute, rhythmische Musik. Sie klang wie der Herzschlag der Finsternis. Eine solche Musik hatte Jek noch nie gehört.
    »Da geht’s rein!«, sagte der Shelam.
    Sie betraten einen schlecht beleuchteten Flur, an dessen Ende sich eine gepanzerte Tür befand. Der Kontaktmann öffnete sie mit einer Fernbedienung. Marti hatte das Gefühl, diese Szene schon einmal gesehen zu haben. Nach einem Klicken öffnete sich die Tür geräuschlos. Sie stiegen eine gewundene Treppe hoch und kamen auf einen Flur. Dort wurden sie von zwei finsteren Gestalten erwartet, deren Schädel ebenfalls rasiert waren. Die beiden durchsuchten Jek und Marti.
    Der Syracuser zuckte bei der Berührung ihrer feuchten Hände zusammen. Sie erinnerte ihn an das fieberhafte Streicheln Annyt Passit-Païrs im Keller des Triumphbogens von Bella Syracusa. Dann sah er Emmar Saint-Gal vor sich, und er ahnte zum ersten Mal, warum der fette Techniker ihn aus dem Weg geschafft hatte.
    Die beiden Wachmänner führten die drei in einen kleinen runden, mit einem Holzschreibtisch und

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