Terra Mater
Prinz San Francisco! Der verbannte Prinz!«, rief plötzlich jemand.
Mit einem Mal stand die kleine Gruppe im Mittelpunkt des Interesses.
»Gocks! Der Prinz San Francisco hat Gocks mitgebracht !«
Tausende ungläubige, feindselige, ja hasserfüllte Blicke richteten sich auf Jek und die beiden Syracuser. Nicht die unerwartete Rückkehr des Prinzen verblüffte die Mitglieder des erwählten Volkes, sondern dass er in Begleitung von Personen verdammter Völker war, den Abkömmlingen von Frauen mit fauligen Bäuchen und Männern, deren Samen infiziert war.
Einige Männer und Frauen lösten sich aus der Menge, knieten vor San Francisco und küssten den Saum seines weißen Capes.
»Sei gesegnet, vierzigster Prinz Jer Salems! Du kommst zur rechten Zeit, damit die Prinzen Vancouver und Acapulcon nicht deine amerikanischen Söhne vereinnahmen können.«
San Francisco half den Männern und Frauen sich zu erheben.
»Die Stunde der Wahrheit ist gekommen … Haltet euch bereit …«
Seine Leibwächter zückten ihre Schwerter, bildeten einen Kordon um den Prinzen und die drei Gocks und bahnten sich einen Weg durch die Jersaleminer. Niemand beschimpfte sie oder griff sie an. Alle wichen bereitwillig zur Seite. Aus dem weit geöffneten Portal erschallten die heiligen Gesänge des erwählten Volkes.
Auf den kreisförmig angeordneten Rängen im Tempel drängten sich mehr als dreißigtausend Jersaleminer – eine
außergewöhnliche Anzahl für einen Gottesdienst bei Tagesanbruch. Im Zentrum, einem mit Bruchstücken aus der Arche bedeckten Rund, standen die beiden Glebas, umgeben von Sesseln, in denen der Ältestenrat und die Prinzen saßen. Nur ein Sessel war leer.
Der Gesang verstummte und wurde von einem immer stärker werdenden Gemurmel abgelöst. Aller Blicke richteten sich jetzt auf den Hauptgang, wo Männer in Kriegsuniform sich ihnen in den Weg stellende Gläubige beiseitestießen.
Der Prinz San Francisco, in Begleitung der drei Gocks und seiner Gefolgsleute, trat vor das Hauptschiff. Die vier großen Abyner standen vor vier Pulten, auf denen die alten Licht-Bibeln lagen. Sie hielten in ihren Bewegungen inne. Ihre weißen, mit winzigen Eisensplittern durchwirkten Chorhemden fielen auf ebenso weiße Stiefel herab. Unter ihren schwarzen, spitz zulaufenden Hüten quollen gelockte Haarsträhnen hervor, die ihnen dunklen Kaskaden gleich, über die Schultern fielen.
Jek erinnerten die Abyner sogleich an die kreuzianischen Missionare: dieselbe teigige Blässe, derselbe starre Blick, dasselbe Gebaren eines Raubvogels …
Moskau hatte ihm einmal erzählt, dass ein paar Missionare, die sich unvorsichtigerweise auf Jer Salem verirrt hatten, in luftdichten Säcken auf ihren Planeten zurückgekehrt waren, mit ihrem Penis im Mund und einer Geldbörse in jeder Augenhöhle.
»Das war die Botschaft«, hatte er erklärend hinzugefügt. »Euer Wort der Verkündigung und eure Weltsicht sind ebenso vergiftet wie euer Samen.« Dann hatte er gelacht. »Aber die Kirche des Kreuzes interessiert sich immer noch für uns. Eines Tages werden sie uns wie die Bewohner des
Nord-Terrariums im Norden Anjors vergasen wollen. Doch dann wird es zu spät sein. Dann werden uns die himmlischen Zugvögel bereits in das Jer Salem des Lichts gebracht haben.«
Aus dreifüßigen Opferschalen stiegen stark duftende Rauchwolken brennenden Weihrauchs auf. Die beiden Glebas auf ihren Sockeln ähnelten sich wie Zwillinge, nur der eine sah aus, als wäre er vorzeitig gealtert.
Die großen Abyner schienen vom plötzlichen Erscheinen San Franciscos nicht überrascht zu sein. Gelassen stellten sie sich nebeneinander, verschränkten die Arme und sahen den Verbannten verächtlich an, während die neununddreißig Prinzen sitzen blieben und es vermieden, dem Geächteten in die Augen zu sehen. Nicht einer hatte vor zwanzig Jahren seine Verteidigung ergriffen.
Drückendes Schweigen breitete sich im Tempel aus.
»Du hast auf Jer Salem nichts zu suchen, San Francisco«, erklärte einer der Abyner. »Wir haben dich bis in alle Ewigkeit aus unseren Köpfen und aus unseren Herzen verbannt!«
Seine mächtige Stimme hallte bis in den letzten Winkel des Tempels wider.
»Du hast nicht nur die Dreistigkeit besessen, vor uns zu erscheinen, ohne geladen zu sein, nein, du gingst so weit, Gocks, die Verräter der Menschheit, in diesen heiligen Ort zu bringen! Denn bis zum heutigen Tag hat noch kein verfluchtes Gesindel den Tempel Salmons befleckt.«
Jek hatte sich hinter San
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