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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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droht, die die Gesetze der heiligen Bibel gebrochen haben!«
    Jek starrte den geschnitzten Knauf des Schwertes des Prinzen Vancouver an, denn er machte sich darauf gefasst, dass der Mann es jeden Moment aus der Scheide ziehen könnte, um ihm den Kopf abzuschlagen.
    Robin de Phart konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf die Gleba des himmlischen Jer Salem: Einige Namen auf dieser Kugel, auf den verschiedenen Kontinenten, riefen eine vage Erinnerung in ihm hervor – an ein altes Buch, in dem er einst bei einer seiner vielen Reisen geblättert hatte. Doch er durchforschte vergeblich sein Gedächtnis, das Gesuchte wollte ihm nicht einfallen.
    San Francisco machte ein paar Schritte auf Vancouver zu und sah ihn voller Verachtung an. »Mein Herz sagte mir bereits, dass von dir nichts anderes zu erwarten sei, Prinz der Kanadier! Und mein Kopf schließt daraus, dass dir bereits mein Stamm als Erbschaft zugefallen ist …«

    »Nicht ganz! Der Rat der Abyner hat in seiner großen Weisheit beschlossen, dein Territorium zu gleichen Teilen zwischen dem Prinzen Acapulco und mir aufzuteilen. Doch nun zu dir! Wie hast du dich entschieden? Für den sofortigen Rückzug oder den Tod?«
    San Francisco würdigte den Mann keiner Antwort. Er drehte sich um, ging zu den Abynern und deutete auf Jek.
    »Abyner! Nicht für mich erbitte ich eine Gunst, sondern für einen anderen Prinzen, den Prinzen der Hyänen von Ut-Gen. Solltet ihr meinem Gesuch nachkommen, reise ich sofort ab … Ich bitte euch inständig, diesem Kind einen Platz in einem der Xaxas’ zu überlassen …«
    Empörtes Gemurmel breitete sich in den Rängen aus und schwoll bald zu Protestgeschrei an, das sich zu ohrenbetäubendem Lärm steigerte. Jek wagte keinen Blick in die Runde, doch er spürte Wogen des Hasses um ihn herum und machte sich in seinem Pelzmantel ganz klein.
    Die Abyner breiteten die Arme aus, um die Ruhe wiederherzustellen.
    »Diese Bitte ist absolut unangemessen!«, tönte einer von ihnen, als sich der größte Tumult gelegt hatte. »Während dieser Tage der Vergebung waren wir geneigt, dich unversehrt gehen zu lassen, San Francisco. Aber du selbst hast uns den Grund für deine Verurteilung geliefert. Du willst uns zwingen, einen Gock im Bauch eines Xaxas’ reisen zu lassen, was einen Verstoß gegen die heiligen Gebote bedeuten würde. Deine falschen Freunde sind bis in alle Ewigkeit verdammt, steht im ersten Buch der Xaxas’; und die Gleba hat sich bis ans Ende aller Tage von ihnen losgesagt. Und das ist ein Beweis deines Treuebruchs. Du willst nicht den Menschen helfen, sondern das himmlische Jer Salem beschmutzen, indem du einen Unreinen, eine Schlange in das neue Eden bringst.«

    San Francisco straffte die Schultern und erklärte stolz: »Die Neue Bibel spricht nicht von den Völkern, wenn sie von falschen Brüdern redet, sondern von jenen Menschen, deren Herzen durch Hass und Verachtung verdunkelt sind. Und es genügt nicht, ein Nachkomme einer der einhundertvierzigtausend Phraëliten und auf Jer Salem geboren zu sein, um zu den Erwählten zu gehören. Das Volk des himmlischen Vaters setzt sich aus allen jenen zusammen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind … ihrer Wahrheit …«
    »Wir kennen deine Argumente bereits!«, unterbrach Vancouver ihn. »Es sind dieselben wie vor zwanzig Jahren. Ein Erwählter zu sein, wird durch die Geburt und die Beachtung der Gebote bedingt. Du hast dich von beidem losgesagt. Und dein Plädoyer für den kleinen Gock gilt in Wahrheit dir selbst. Beendet diesen Diskurs, Abyner! Er ist so sinnlos wie vor zwanzig Jahren, und wir müssen uns auf die Ankunft der himmlischen Zugvögel vorbereiten.«
    Die beiden Prinzen starrten sich derart hasserfüllt an, dass Jek glaubte, sie würden miteinander kämpfen.
    »Du machst einen Fehler, Vancouver«, sagte San Francisco gepresst. »Einen tragischen Fehler. Die Xaxas sind etwas ganz anderes als einfache Transportmittel im Weltraum. Sie sind die Offenbarer der Seele, aber die deine ist so schwarz, dass du wahrscheinlich in der Hölle schmoren wirst.«
    Der Prinz der Kanadier lachte schrill, dann entgegnete er: »Und du, du wirst im Hintern eines wilden Tigerbären enden.«
    Robin de Phart hatte von diesem Wortwechsel nur wenig mitbekommen, weil er sich gedanklich mit den auf dem Globus stehenden Namen und den gleichlautenden Familiennamen der Prinzen beschäftigte. Die Bezeichnungen Schanghai und Moskau hatte er auf dem Europasien genannten
Kontinent lokalisiert. Und

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