Terra Mater
Franciscos Cape versteckt. Ihm wurde bewusst, dass der Abyner auch von ihm sprach. Es fühlte sich seltsam an, über seine Minderwertigkeit und die seiner Eltern zu hören.
»Abyer, ich segne den Tag, an dem ihr mich ins Exil geschickt
habt«, entgegnete San Francisco mit lauter Stimme. »Euch habe ich es zu verdanken, dass ich das Universum und viele Gocks kennenlernen durfte. Und ich habe festgestellt, dass die Menschen anderer Rassen über ebenso viele positive Eigenschaften des Kopfes und des Herzens verfügen wie die Erwählten …«
»Sprich nicht im Namen der Erwählten!«, schnitt der Abyner ihm das Wort ab. »Du gehörst nicht mehr zum großen Volk der Phraëliter. Du bist zu einem Gock unter Gocks geworden, zu einem Verräter unter Verrätern. Du bist ein Verfluchter unter Verfluchten!«
»Abyner, ihr verurteilt ohne Wissen. Ihr, die Hüter der Neuen Bibel Jer Salems, folgtet dem Pfad eures Kopfes, doch den Weg zu eurem Herzen habt ihr zu Brachland verkommen lassen. Aber die Verse der Neuen Bibel sprechen das Herz des Menschen an. Es sind die geheimen Stimmen, die zum inneren Tempel führen. Abyner, scheinen die Sonnen nur für ein einziges Volk? Hat der Schöpfer die universellen Gesetze nur für eine Handvoll seiner Geschöpfe verkündet? Luft, Erde, Wasser und Feuer sind sie nur einer Elite vorbehalten?«
»Deine Rede gleicht der der Schlange aus dem ersten Eden!«, zischte einer der Abyner. »Wie vor zwanzig Jahren, so hältst du den Apfel der Zwietracht in der Hand. Und wie vor zwanzig Jahren weigern wir uns, hineinzubeißen! Du trachtest danach, die Köpfe und die Herzen zu verwirren, doch kein Erwählter lässt sich durch den bitteren Fluss deiner Worte verführen … Haben die anderen Völker die Gebote der heiligen Bibel respektiert? Haben sie jedes Jahr vierzig Tage gefastet? Haben sie den Schöpfer und seine Götter verehrt? Sind sie am glorreichen Tag der Wiederkehr der Xaxas auf Jer Salem anwesend?«
San Francisco trat zwischen dem Spalier seiner Leibwächter ein paar Schritte vor und ließ den Blick über die viele Tausend Köpfe zählende Menge schweifen. Obwohl er nur eine ganz geringe Chance hatte, die gewünschte Person zu entdecken, war er enttäuscht, Phoenix’ Gesicht nicht zu sehen.«
»Man kann den Schöpfervater und die Götter auf viele Weise ehren«, sprach er weiter, einen traurigen Unterton in seiner sanften Stimme. »Ihr, Abyner, habt das Wort der Bibel für euch beschlagnahmt, um euren Machthunger zu stillen. Ihr habt das erwählte Volk gezwungen, sich jahrhundertelang unter einem Gletscher zu verstecken, damit es sich eurer Kontrolle nicht entziehen konnte. Seitdem waren die anderen Völker von den heiligen Schriften abgeschnitten. Wie hätten sie von ihnen Kenntnis erlangen können? Ihr habt wie ein Wissenschaftler gehandelt, der seine Entdeckung der Menschheit nicht zur Verfügung stellt, obwohl sie ihm nicht gehört. Denn ein solcher Mann ist nur ein Instrument in der Hand Gottes, so wie ihr es seid. Aber ihr habt euch geweigert, nach seiner himmlischen Partitur zu spielen. Eure Interpretation des heiligen Textes ist ärmlich und freudlos, eine kümmerliche Melodie …«
Jek sah sich um. Er betrachtete die Menge, die Prinzen und die vier Abyner, und er stellte fest, dass die Rede San Franciscos bei den Jersaleminern Interesse, bei einigen Prinzen sogar Bewunderung und bei den Priestern Zorn hervorrief.
»Das reicht!«, schrie einer der Abyner. »Du wurdest vom Rat der Abyner und den Prinzen vor zwanzig Jahren ins Exil verbannt. Damals hätten wir dich zum Tode verurteilen sollen!«
Der Prinz Vancouver der Kanadier stand auf, durchquerte
das Rund mit großen Schritten und stellte sich vor San Francisco. Er war klein und stämmig und trug ein ockerfarbenes Cape. Seine kleinen, tief liegenden Augen wurden von schweren Lidern überschattet. Sein glattes dunkles Haar war von Silberfäden durchzogen.
»Deine Handlungsweise ist ebenso verwerflich wie vergeblich !«, sagte der Prinz Vancouver tadelnd, mit seltsam hoher Stimme. »Dein Verständnis für die Gocks vernebelt dir den Blick, San Francisco. Was soll dieses Gleichheitsprinzip nur wenige Tage vor der Ankunft der Xaxas? Im Namen der Prinzen Jer Salems stelle ich dich vor die Alternative: Entweder du verlässt mit deinen Begleitern sofort diesen heiligen Ort und kehrst auf jene stinkenden Welten zurück, die du niemals hättest verlassen dürfen, oder ihr alle müsst die gerechte Strafe erleiden, die allen
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