Terra Mater
sie verflogen.
»Die Wachen sollen die Verurteilten in den Kerker des Thorials bringen!«, befahl einer der Abyner.
»Ich habe mit alledem nichts zu tun!«, schrie Marti plötzlich. »Ich wollte nicht hierher reisen!«
»Ist Ihnen denn nicht ein Rest Würde geblieben?«, sagte Robin de Phart zu seinem Mitplanetarier.
Nicht der junge Kervaleur hatte gesprochen, sondern der Dämon in ihm, weil er sich vom Tode bedroht fühlte.
»Schweigt, ihr Gocks!«, befahl der Abyner. »Oder ich lasse euch auf der Stelle hinrichten. Allein der Klang eurer Stimme ist für den Schöpfer eine Beleidigung.«
Der Dämon korrigierte sofort seine Taktik. In den wenigen verbleibenden Stunden musste er ein Mittel finden, um den Verlauf der Ereignisse zu ändern.
Unter dem Spott der Menge wurden die Verurteilten aus dem Tempel gebracht. Als sie den Vorplatz betraten, konnte sich Robin de Phart endlich an die vergilbte Seite eines antiken Buchs erinnern, das er zufällig in einer Bibliothek eines Dorfs auf dem Planeten N-le Mars geöffnet hatte: die kolorierte Zeichnung einer Weltkarte in verblassten Farben und mit kaum leserlichen Namen.
SECHZEHNTES KAPITEL
So ist der Blouf, das alles verzehrende Böse. Unersättlich ist sein Appetit, unermesslich ist seine Stärke, unerbittlich ist sein Wille. Er ist weder göttlich noch teuflisch, weder Schöpfer noch Geschöpf, weder menschlich noch unmenschlich. Er ist die verkehrte Wesenheit – das Schwarze, wo Weiß ist; die Dunkelheit, wo Licht scheint; der Tod, wo Leben herrscht; die Leere, wo es Materie gibt. Das Wesen, das sich seinem einzigen Prinzip verweigert, das sich von seiner Wesenheit lossagt, vernichtet er und macht es zu einem scheinbaren Spiegelbild seiner selbst.
So ist der Blouf, er versteckt sich hinter unseren Unzulänglichkeiten, er belauert jeden unserer Schritte und flüstert das Nichts in unsere Köpfe und Herzen. Es genügt, nicht für ihn zu sein, um in Gefahr zu geraten. Er durchdringt Hass- und Angstgefühle, er stürzt sich auf die kleinste Schwäche, er schürt Gleichgültigkeit und Kälte …
So ist der Blouf, er verbirgt sich hinter Gedanken und Worten im Mund falscher Propheten und Priester mit einer schwarzen Seele, in den Träumen der Tyrannen. Er bringt den Tod, um das Nichts zu säen, er schlüpft in das Schwert des Soldaten, in die Hände des Mörders, in das verletzende Glied des Vergewaltigers, in den Bauch der Kindsmörderin, in den selbstgerechten Vater, der seinen Sohn enterbt …
So ist der Blouf, er verdunkelt den Weg zum Herzen, er beraubt den Menschen seiner Wurzeln, seiner Kräfte, seines Lichts. Wohin der Mensch auch geht, er folgt ihm, belagert ihn, erstickt ihn …
Möge der Mensch ein Geschöpf der Sonne werden, zu seinem Ursprung zurückkehren, dann muss der Blouf sich geschlagen geben, weil er vom Licht besiegt wurde.
Yelle M’At-Skin
Y elle !«, rief Tixu laut. Doch der prasselnde Regen verschluckte seinen Ruf. Yelle war seit drei Tagen verschwunden. Als Aphykit und Tixu aus dem Gebirge zurückgekehrt waren, hatten sie ihre Tochter nicht vor dem Strauch des Narren sitzen gesehen. Normalerweise verbrachte sie ihre Zeit dort, wenn ihre Eltern sich zurückzogen, um in der Stille kraft ihrer Gedanken nach Shari zu suchen.
»Yelle!«
Seit drei Tagen regnete es in Strömen aus einem mit schwarzen Wolken verhangenen Himmel. Ein eisiger Wind wehte und peitschte den beiden die Äste der Bäume und Büsche ins Gesicht.
Obwohl ihre Tochter sehr selbstständig war, machte sich Aphykit Vorwürfe, ihr Kind vernachlässigt zu haben. Yelle war in letzter Zeit sehr verschlossen gewesen und hatte nur wenig gesprochen. Sie steckte in einer Krise.
War sie fortgelaufen, weil sie sich nicht genug um sie gekümmert hatten? Sie war erst sieben. Und obwohl sie für ihr Alter sehr erwachsen wirkte, hätte sie vielleicht mehr Liebe und Aufmerksamkeit gebraucht.
Wenn sie in der letzten Zeit den Mund einmal aufmachte, dann sprach sie fast nur vom Blouf, dem alles verzehrenden Bösen. Der Blouf gewinnt … Millionen Sterne sind heute Nacht verschwunden … Das Universum schrumpft … Der Blouf will uns verschlingen …
Sie sprach von ihm wie von einem greifbaren Wesen, wie Kinder von Feen, Zwergen, Hexen oder Monstern sprechen, die in ihrer Vorstellungskraft real existieren. Manchmal stand sie nachts auf und schlüpfte in das Bett ihrer Eltern, als wäre sie aus einem bösen Traum erwacht.
»Ich habe Angst«, sagte sie dann. »Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher