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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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es soll sich auf die Suche nach Naïa Phykit, Sri Lumpa machen, und …«
    »Warum suchte es nicht gleich nach der Nuklear-Hexe! Sie wollen mir doch nicht weismachen, Inquisitor, dass Sie noch an diese Lügenmärchen glauben? Hätten Sie etwas mehr Urteilsvermögen bewiesen, hätten Sie das Leben dieses Kindes verschonen können … Wie heißt es?«

    Horax’ gelbe, pupillenlose Augen sandten elektrische Blitze aus seiner weit geschnittenen schwarzen Kapuze. »Jek At-Skin, Sohn des Marek und der Julieth At-Skin.«
    »Notieren Sie sich das, Bruder Jaweo. Und benachrichtigen Sie die Eltern.«
     
    Zwei Stunden später stieg Kardinal Fracist Bogh in Begleitung seiner Gedankenschützer und einer Gruppe Interlisten aus dem Personenair der Kirche und schritt über den Platz der Heiligen Folter. Die schlanken, vergoldeten Türme des Tempels hoben sich von dem schmutzig grauen Himmel ab. Das trübe Licht der mobilen Straßenlaternen spiegelte sich auf dem nassen Pflaster und den glänzenden Dächern. Die erlöschende Sonne Hares war noch nicht am Horizont aufgegangen. Nur die durchdringenden Schreie der Rakamel-Verkäufer und die dumpfen unterirdischen Vibrationen der TRA zeugten von Leben in der noch schlafenden utgenischen Hauptstadt.
    Während sich die Interlisten in einer Doppelreihe als Sicherheitsgürtel um den Platz gruppierten, blieb Fracist Bogh vor einem der Feuerkreuze auf dem Vorplatz stehen und betrachtete den von einem starken Gebläse gevierteilten Körper eines Mannes. Es war ein Ritual des Gouverneurs von Ut-Gen, das er jeden Tag vor der Matutin absolvierte. Der Anblick gefolterter Menschen löste in ihm starke, widersprüchliche Gefühle aus, die von Entzücken bis Abscheu reichten – als hätte die Kirche ihn bis zum Ende seiner Tage in den Zustand versetzt, zwischen Ekstase und Bedauern leben zu müssen. Doch der Anblick vieler Gemarterter erinnerte ihn immer wieder an den Körper eines einzigen Menschen: einer Frau, die ihn in seinen Träumen verfolgte und die weiter in seinem Unterbewusstsein lebte. Trotz aller Vorsätze und selbst
auferlegten Strafen war es ihm bisher nicht gelungen, Dame Armina Wortling, die Witwe des Seigneurs Abasky und Mutter Lists – des Spielgefährten seiner Kindheit – zu vergessen. Mit erschreckender Deutlichkeit erinnerte er sich an jene drei Tage, die er vor dem Feuerkreuz in Duptinat, der Hauptstadt des Planeten Marquisat, ausgeharrt hatte. Er erinnerte sich an die lange Transformation dieser wunderschönen Frau in eine Masse verbrannten Fleischs. Er erinnerte sich an ihre um Gnade flehenden Augen … Und er erinnerte sich an seine Qualen, an seine Tränen, an seinen Schmerz … Auch sechzehn im Dienst der Kirche verbrachte Jahre hatten nicht gereicht, das Bild dieser Frau, sein unterdrücktes Begehren auszulöschen. Und obwohl er sich weigerte, es sich einzugestehen: Beim Anblick dieser durch seinen Befehl gefolterten Menschen, die er auf dem Vorplatz der Kirche langsam verbrennen ließ, suchte er verzweifelt nach dem Körper Dame Arminas.
    Fracist Bogh war nur Gouverneur eines unbedeutenden, am Rande des Ang-Imperiums liegenden Planeten, der überdies zu zwei Dritteln verseucht und dem Untergang geweiht war. Er wurde weder zu den jährlich stattfindenden Krönungsfeierlichkeiten noch zu den Konklaven eingeladen. Trotzdem hatte er sich durch seine Unbeugsamkeit und Unbestechlichkeit einen guten Ruf innerhalb der Kirche erworben. Wegen seiner gnadenlosen Verfolgung aller Abtrünnigen oder Heiden sagte man ihm eine brillante Karriere innerhalb der klerikalen Hierarchie voraus. Er sei der General, dessen die Armee des Kreuzes bedürfe, hieß es.
    Jetzt spiegelte sich kurz das fahle, eingefallene Gesicht des jungen Marquisatiners auf dem schwarzen Schild am Sockel des Feuerkreuzes wider. Es wirkte wie ein flüchtiger Hintergrund für die Inschrift:
    Das Feuerkreuz wird die Bestrafung all jener sein, die
das göttliche Gesetz und die Heiligen Gebote der Kirche des Kreuzes brechen. Der durch die Heilige mentale Inquisition heidnischer, entwürdigender Praktiken überführte Raph Pit-Horn muss laut Anordnung des Kardinals Fracist Bogh, des obersten Repräsentanten Seiner Heiligkeit, des Muffi Barrofill XXIV. auf dem Planeten Ut-Gen, diese Strafe erleiden.
    Das waren fast dieselben Worte, die vor sechzehn Jahren auf dem Bullovision-Bildschirm des Kreuzes von Armina Wortling gestanden hatten … Ein plötzliches Schwindelgefühl überkam den Kardinal. Er schlug den

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