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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Kolben.
    Kurz zuvor waren die zwanzig Aerotome – Gleitflieger, die durch atomare Kraft angetrieben wurden – mit höllischem Lärm gelandet. Nachdem die Rotorblätter zum Stillstand gekommen und die Gangways ausgefahren worden waren, gingen die Quarantäner an Bord der Maschinen.
    Die Wüstenratten besaßen das Transportmonopol zwischen dem Terrarium und den verschiedenen Siedlungen innerhalb der verseuchten Zone. Der Trar war überrascht gewesen, in jener Nacht statt den normalerweise etwa dreißig
Passagieren – Geschäftemacher und Händler, die er zu Wucherpreisen transportierte – Hunderte Flüchtlinge warten sah. Er war wütend. Natürlich hatte er Mitleid mit den Millionen Toten oder Eingeschlossenen, doch er fürchtete ebenfalls um seine Einkünfte.
    Die Kiele der großen Luftschiffe schwebten etwa zwei Meter über dem Boden. Jek sah die Vorder- und Hintersteven, sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Doch im Gegensatz zu den Schiffen der Antike besaßen sie keine Maste, sondern bewegliche Antennen, an deren Enden eine oder mehrere Projektoren angebracht waren. Was er zuerst für ein riesiges quadratisches Segel gehalten hatte, entpuppte sich als eine gigantische Anzahl weißer, summender Alveolen  – faustgroßer nuklearsensibler Zellen.
    Jek hatte sich inzwischen wieder angezogen. Ein kalter Wind blies durch seine zerrissenen Kleider; er fror. Jede Bewegung schmerzte. Er hatte es nicht gewagt, sich während des Einschiffens unter die Quarantäner zu mischen. Jetzt stellte er fest, dass das die falsche Entscheidung gewesen war. Niemand hätte in dem Durcheinander auf ihn geachtet. Und in den Aerotomen gab es sicher Verstecke. So hätte er mit etwas Glück die nächstgelegene Stadt und von dort aus Glatin-Bat erreichen können. Doch jetzt hing sein Schicksal allein vom guten Willen des Kapitäns der Luftflotte ab, einem Mann, der von der Beta-Zoomorphie entstellt war und für gesunde Menschen sicher nicht viel übrig hatte.
    Der Trar strich über seinen dünnen, herabhängenden Schnauzbart. Von seinen Männern unterschied er sich nur durch eine stilisierte Maske auf dem Plastron seiner Uniform und einem langen antiken Säbel, der beim Gehen gegen seine Stiefel schlug.
    Die Flüchtlinge standen mit gesenkten Köpfen auf den
Schiffsbrücken und vermieden es, in Richtung des kleinen Oberirdischen zu blicken, der so winzig und unbedeutend neben den großen Luftschiffen aussah. Sie wollten so schnell wie möglich diesen Ort hinter sich lassen, sie wollten vergessen, dass sie sich an einem Kind vergriffen hatten.
    »Habt ihr den kleinen Jungen so zugerichtet?«, fragte der Trar, ohne sich umzudrehen.
    »Das ist ein Oberirdischer!«, antwortete schließlich eine Frau und durchbrach das bedrückende Schweigen. »Sein Volk hat das Terrarium vergast …«
    »Er hat es jedenfalls nicht getan, denn er war ja bei euch!«, wandte der Trar ein.
    »Unsere Energiereserven schwinden. Wir müssen sofort starten, wenn wir noch von den nuklearen Winden der Wüste profitieren wollen. Also, was soll mit ihm geschehen?«
    »Soll er doch hier verrecken!«, keifte die Frau hasserfüllt. »Ein Oberirdischer gegen Millionen Quarantäner, das ist wahrhaftig nicht teuer bezahlt!«
    »Ihr werde eure Reise wohl ebenfalls nicht teuer bezahlen«, entgegnete der Trar, beugte sich über die Reling am Bug uns starrte den kleinen Anjorianer an. Ein sardonisches Lächeln umspielte seinen schmalen Mund. Windböen peitschten die losen Enden seines bunten Turbans.
    »He du, Oberirdischer! Nenn mir einen guten Grund, dich nicht in diesem Loch verrecken zu lassen!«
    Weil Jek ständig nach oben gestarrt hatte, tat ihm das Genick weh. Er brauchte eine Weile, bis er merkte, dass der Kapitän ihn angesprochen hatte.
    »Also, was ist? Haben sie dir die Zunge rausgeschnitten?«

    »Ich … ich war ein Freund von Artrarak«, stammelte Jek. »Die Plumeng-Grotte … Stollen A-102, Niveau-254 …«
    Er musste schreien, um das Dröhnen der Motoren und das Summen der nuklearsensiblen Zellen zu übertönen.
    Der Trar warf einen fragenden Blick auf die Flüchtlinge, dann sah er Jek wieder an. »Niemand hier kennt Artrarak … Tut mir leid, Oberirdischer. Ich darf nicht gegen den Willen meiner Passagiere handeln, denn ihre Toten rufen nach Rache. So lautet das Gesetz der verseuchten Zone. Trotzdem könnte ich dir eine Gunst gewähren: Anstatt dich von den Schnäbeln und Klauen der Corvuren zerfleischen zu lassen, kann ich dir den Kopf

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