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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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nicht umsonst gestorben sein.
     
    Bei Tagesanbruch wurden die vorher vergasten siebenhundertzwanzig Schächte des Nord-Terrariums mit Beton zugegossen. Über dem nebeligen Gelände waberten schwarze, giftige Rauchwolken. Die Fahrer der Betonmischer – riesige Maschinen, die gleich gigantischen Insekten über den Schächten thronten – hörten mit ihrer Arbeit auf, und ebenso große Raupenfahrzeuge ebneten das Gelände ein.
    Der Kardinal Fracist Bogh überwachte die gesamte Operation von einem Wachturm der Gedanken aus mit seinem autofokalen Fernglas. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, und seine wie Kohle glühenden Augen waren von dunklen Ringen umgeben.
    Außer den Dienst habenden Wächter-Scaythen und seinen beiden Gedankenhütern standen auf der engen, runden, hermetisch abgeschlossenen Plattform noch Horax, der Großinquisitor, in seinem schwarzen Kapuzenmantel, Rig Voe-Rill, der Oberkommandierende der Planetarischen
Interlisten, in seiner blauen Uniform, und Jaweo Mutewa, ein junger schwarzer Vikar vom Planeten Platonia.
    Von oben sahen die Betonmischer und Raupenfahrzeuge wie ein Schwarm schwarzer und gelber Insekten aus. Die leuchtenden Overalls der Arbeiter wirkten wie flüchtige Lichtpunkte in der Dämmerung. Am Fuß des Turms hatten sich ein Bataillon Interlisten in grauen Uniformen und Honoratioren aus Ut-Gen (ehemalige Minister, die sich jetzt dem Ang-Imperium angeschlossen hatten, Industriekapitäne und vom Kardinal persönlich eingeladene Gäste) versammelt … Zehn Überwachungsflieger sowie mit Echoloten ausgestattete Personenairs überflogen die flachen Gebäude am Rande des Ghettos.
    Das monumentale, vor viertausendfünfhundert Jahren errichtete Eingangstor wurde gesprengt. Es fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen und wurde zu einer ockerfarbenen Staubwolke.
    Bald würden auf dem Gelände des Nord-Terrariums ein Tempel mit hundert Türmen und ein Regierungspalast stehen, der dieser Bezeichnung würdig wäre, sowie Verwaltungsgebäude und die größte heilige Propagandaschule des Planeten (und vielleicht die größte des Ang-Imperiums).
    Der Kardinal Fracist Bogh legte sein Fernglas zur Seite und rieb sich die übermüdeten Augen.
    »Ein gutes Werk ist getan«, murmelte er erschöpft. »Schon viel zu lange haben diese Monster die Autorität der Kirche und des Ang-Imperiums untergraben.«
    »Gewiss, gewiss, Eminenz …«, pflichtete Jaweo Mutewa mit seiner Fistelstimme bei.
    Der in ein schwarzes Chorhemd und ebensolchen Colancor gekleidete Vikar ging dem Kardinal ständig mit dieser Stimme auf die Nerven. Wie alle seinesgleichen hatte
er sich einer rituellen Entfernung seiner Geschlechtsorgane unterziehen müssen, die nun in einer Luft-Kugel in der »Gruft der Kastraten«, im bischöflichen Palast zu Venicia ausgestellt waren. Er gehörte zu den Eunuchen des »Großen Schafstalls«, einer Gruppe Extremisten, die sich praktisch ständig am Ort des jeweiligen Bischofssitzes aufhielten und die innerhalb der Hierarchie des Klerus’ wie die nukleare Pest gefürchtet wurde.
    Kurz nach dem Antritt seines Amtes auf Ut-Gen hatte Fracist Bogh die böse Überraschung erleben müssen, dass ihn Jaweo Mutewa in seiner Eigenschaft als Mitglied des Hohen Vikariats und Überbringer eines Messacodes des Muffis aufgesucht hatte: Der Unfehlbare Hirte empfahl ihm Bruder Jaweo aufs Wärmste als Ratgeber. Natürlich war sich der Kardinal bewusst, dass man ihm diesen Eunuchen zur Seite stellte, um ihn zu überwachen. Doch er hatte keine andere Wahl gehabt, als Bruder Jaweo zu seinem Sekretär zu machen.
    »Gewiss, wie ich schon sagte … Aber hätte man nicht versuchen können, diese Leute zum Kreuzianismus zu bekehren?«, sagte Jaweo Mutewa. »Dann hätten wir noch mehrere Millionen Seelen rekrutieren können.«
    Fracist Bogh drehte sich abrupt um und starrte seinen Sekretär wütend an. »Habt Ihr den Verstand verloren, Bruder Jaweo? Haltet Ihr diese Quarantäner noch immer für menschliche Wesen? Vor dreitausend Jahren hat sich das göttliche Feuer über sie ergossen, doch sie haben dieses Warnsignal ignoriert und weiterhin heidnische Götter angebetet; sie haben wie Katzenratten unter der Erde gelebt und sich in Tiere verwandelt.«
    »Kann man einer Bevölkerungsschicht ernsthaft vorwerfen, Opfer der nuklearen Beta-Zoomorphie geworden
zu sein, Eminenz?«, entgegnete Jaweo Mutewa mit ungewöhnlicher Vehemenz. »Und wenn sie sich unter die Erde zurückgezogen haben, geschah es allein deshalb, weil ihnen

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