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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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die verschiedenen planetarischen Regierungen nicht erlaubten, auf ihr zu leben …«
    »Das reicht, Bruder Jaweo!«, schnitt der Kardinal ihm barsch das Wort ab. »Der Oberste Ehrenrat unserer Kirche hat mir volle Unterstützung zugesagt. Wir hatten keinerlei Kontrolle über die Bevölkerung des Nord-Terrariums, und das Verschließen der Schächte war die beste, um nicht zu sagen die einzige Lösung für dieses Problem. Ihr könnt Euch noch immer an eins der Ausnahmetribunale wenden oder zum Anführer einer häretischen Kirche aufschwingen, wenn Ihr wollt. Doch weder für das eine noch das andere könnt Ihr mit meiner Unterstützung rechnen.«
    Ein verkniffenes Lächeln umspielte den Mund des Vikars. Auch wenn sich der Kardinal noch so aufplusterte, er war nur ein kleines Rädchen im Getriebe der Kirche des Kreuzes und weit davon entfernt, sie kontrollieren zu können, auch weil er durch seine marquisatinische Herkunft zu den Paritolen zählte. Trotzdem war er ein vielversprechender junger Geistlicher, dessen Kandidatur das Vikariat aufmerksam verfolgen musste, das wusste Jaweo Mutewa. Und die Weise, wie der Gouverneur Ut-Gens die quarantänischen Agenten an der Nase herumgeführt hatte, ließ auf eine große politische Begabung schließen. Aber das war nur ein Beispiel: Denn Fracist Bogh war immer geschickt allen Fallen ausgewichen, die sein Privatsekretär ihm im Auftrag des Episkopats gestellt hatte.
    »Also, wozu habt Ihr Euch entschlossen?«, fragte der Kardinal schließlich, verärgert über das hinterhältige Schweigen seines Gesprächspartners, während der Kommandant
der Interlisten und die Scaythen geduldig warteten, bis die beiden Kirchenmänner ihren Streit beendet hatten.
    »Habe ich denn überhaupt noch die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen, Eminenz?«, antwortete der Vikar gelassen.
    Doch in seinem tiefsten Inneren hatte sich Jaweo Mutewa bereits entschieden. Weil er ein Kastrat war, ein Mann im Schatten, ein Geistlicher, der es nie in ein hohes Amt bringen würde, beschloss er, den Kardinal Fracist Bogh bedingungslos zu unterstützen. Er würde alles auf den jungen Gouverneur Ut-Gens setzen, auch wenn das im Falle einer Niederlage seine ewige Verbannung bedeutete. Doch sollte es ihm gelingen, die anderen Vikare von der Bedeutung seines Kandidaten zu überzeugen, hätte er bald eine Schlüsselposition in der Hierarchie der Kirche inne und könnte seine Ambitionen im Schatten des neuen Pontifex’ realisieren. Und diese verborgene Macht würde ihm dazu verhelfen, seinen inneren Frieden wiederzufinden, auch wenn sein Name nicht im holographischen Kirchenbuch eingeschrieben stände. Und er könnte diese Verstümmelung seines Unterleibs vergessen, vergessen, dass er sich zum Urinieren hinkauern musste.
    Es war so demütigend, gerade für einen geborenen Platonier, da die Männer dieses Planeten traditionell gern mit ihrer Männlichkeit prahlten, wenn sie sich, aufrecht stehend, öffentlich erleichterten. Ein dumpfer Schmerz breitete sich zwischen seinen Schenkeln aus, und Tränen liefen über seine Wangen.
    »Ein auf der Erde lebender Anjorianer, ein Kind befindet sich zwischen den Quarantänern, Eure Eminenz«, verkündete plötzlich der Wächter-Scaythe mit metallisch klingender Stimme.

    Eine gebieterische Geste des Kardinals hieß ihn fortzufahren.
    »Er war Mitglied einer Bande aus dem Viertel von Oth-Anjor. Diese Kinder besuchten oft einen alten Quarantäner namens Artrarak, einem ehemaligen Verbindungsmann zu den Rittern der Absolution.«
    »Und das sagen Sie mir erst jetzt?«, zischte Fracist Bogh wütend.
    »Durch das Observieren dieser Kinder hofften wir mehr Informationen über die Krieger der Stille zu erlangen, Eminenz«, mischte sich der Inquisitor-Scaythe ein. »Und weil Artrarak ein ehemaliges Mitglied der Ritter der Absolution war, musste er eine Menge über sie wissen. Doch da er sein unterirdisches Domizil nie verließ, konnten wir wegen der darüberliegenden Erdschicht nie sein Gehirn durchforschen.«
    »Ein zweifach dämliches Vorgehen, Inquisitor!«, sagte der Kardinal verächtlich. »Und erstaunlich für jemanden Ihres Fachwissens. Erstens wurde die Existenz der Krieger der Stille nie bewiesen, und zweitens wussten Sie, dass wir sehr bald die Schächte des Terrariums vergasen und zuschütten würden. Was hatte dieses Kind nachts in dem Ghetto zu suchen?«
    »Es ist von zu Hause fortgelaufen«, antwortete der Wächter-Scaythe. »Der Quarantäner hat ihm in den Kopf gesetzt,

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