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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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etwa zehn Jahre vor der Gründung des Ang-Imperiums von ihnen getrennt haben. Dass er in diesem Rattenloch, dem Nord-Terrarium lebte, das wusste ich nicht.«
    »Mir hat er auch das Leben gerettet!«, erinnerte sich Jek, den Tränen nahe. »Er hat mir seine Sauerstoffmaske überlassen, als die Kreuzler das Ghetto vergast haben.«
    »Artrarak ist gestorben wie er gelebt hat, Jek: als Seigneur. Es war ein großes Glück für dich, ihn kennengelernt zu haben. Ich verstehe nur eins nicht: Warum er dir ans Herz gelegt hat, nach Terra Mater zu reisen. Ein Luftschiff wie das meine braucht länger als zwanzig Jahre für diese Reise.«
    »Artrarak hat mir gesagt, es gibt auf Neorop geheime Netzwerke von Schleusern.«
    »Haben sie dort Deremats? Oder Zellularrelais?«

    Jek nickte.
    »Es wäre klüger, du würdest bei mir bleiben. Das Universum ist für einen achtjährigen Jungen voller Gefahren. Und ich habe keinen Sohn, keinen Erben …«
    »Nein! Ich will ein Krieger der Stille werden!«
    »Artrarak hat den Untergang des Ordens der Absolution wahrscheinlich nie wahrhaben wollen. Und seit der Inbesitznahme aller bekannten Welten von den Syracusern und ihren Dienern, den Scaythen von Hyponeros, gibt es nur wenig Hoffnung, außer sich Träumen und Hirngespinsten hinzugeben. Ich glaube, dass Naïa Phykit, Sri Lumpa und ihre sogenannten Krieger der Stille nichts als Wunschvorstellungen eines kollektiven Unterbewusstseins sind … Legenden, wenn du willst. Ich hingegen kann dir zwar eine weniger ruhmreiche Zukunft bieten, dafür aber eine gesicherte, mit guten Aussichten, beneidenswert …«
    Die Worte des Dogen hatten Jek verwirrt. Sein Vorsatz, dieser hehre Entschluss, der ihm die Überwindung der Hyänen ermöglicht hatte, geriet ins Wanken. Diese Wochen im All, einem leeren Raum ohne Himmel, ohne Sonne, ohne Wolken, in der Enge mit dem ständigen Geräusch der Motoren, dem Gestank des Treibstoffs, ließen die geringsten Gefühlsregungen überdimensionale Proportionen annehmen. Aus einem Zweifel wurde ein unlösbares Problem; Erinnerungen verwehten wie Nebelfetzen im Wind, bis Jek sogar an der Existenz seiner Eltern zweifelte, weil er sich kaum noch an ihre Gesichtszüge erinnern konnte.
     
    Jek und San Frisco standen in einer Kabine neben der Kommandobrücke. Der Blick des kleinen Anjorianers schweifte über die Freie Weltraum City und verlor sich im All.
    »Wo ist Terra Mater?«

    »Von hier aus kann man sie nicht sehen, Prinz der Hyänen«, antwortete San Frisco. »Siehst du dort, über der City, die vielen leuchtenden Punkte? Das ist der Sternenhaufen Neorop.«
    »Ist das deine Heimat?«
    Der erste Offizier nickte. Sein schwarzes glattes Haar glänzte im Licht. »Ich stamme aus Jer Salem, einem Satelliten Franzias.«
    »Möchtest du denn nicht dorthin zurückkehren?«
    San Frisco sah Jek ernst an. »Wie du war auch ich früher einmal ein Prinz. Aber mein Volk hat mich verbannt.«
    »Warum?«
    »Weder mein Herz noch mein Kopf waren mit ihren Auslegungen der heiligen Texte einverstanden …« Er schwieg lange, ehe er hinzufügte: »Aber es naht der Tag der Wahrheit. Ein Tag, auf den mein Volk, das erwählte Volk, seit achttausend Jahren wartet. Dann wissen wir, welche Köpfe und welche Herzen recht gehabt haben. Dann wissen wir, ob sich die Abynen, die die Tradition hütenden Priester, nicht geirrt haben.«
    »Und wie soll diese Wahrheit sichtbar werden?«
    »Durch eine Prüfung, auf die sich die Jersaleminer seit Urzeiten vorbereiten. Eine Prüfung, die sie in das neue Jer Salem – die Alte und die Neue Welt, den Planeten der Ewigkeit  – führen wird … Ich erzähle dir später einmal davon, Prinz der Hyänen. Jetzt muss ich mich um das Andocken kümmern … Ach, noch etwas: Der Doge lässt dir ausrichten, dass du während der Aufenthaltsdauer in der City keinen Ausgang hast.«
    »Warum? Warum?«
    »Weil er dich in sein Herz geschlossen hat und es schwieriger ist, aus seinem Herzen zu entkommen als aus einer
stählernen Kiste. Solltest du deine Reise fortsetzen wollen, musst du von einer so großen Entschlossenheit beseelt sein wie vor dem Hyänenrudel.«
     
    Robin de Phart betrachtete das große Luftschiff durch eines der Fenster in der Abflughalle. Sein schwarzer glänzender Rumpf, aus dem unzählige Leitungsnetze ragten, verdeckte alles andere. Etwa dreißig Transportbänder an der Bordwand führten direkt in die Lagerräume der City. Hafenarbeiter waren bereits mit dem Entladen der Lebensmittel, den

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