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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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einzugeben, und die gesamte Stadt würde ersticken. Da der Code ebenfalls die Daten der Memodisks zerstören würde, wären die Citadime außerstande, einen Zusammenhang zwischen dieser in Vergessenheit geratenen Tastatur und dem Erstickungstod der Bewohner der Stadt herzustellen.
    Das Schicksal von dreihunderttausend Menschen hing von ein paar Fingerbewegungen Marti de Kervaleurs ab.
    Das nächste Mal!, befahl der Dämon. Eine Stunde, bevor du an Bord des Luftschiffs des Dogen Papironda gehst.
     
    »Die Freie Weltraum City …«, murmelte San Frisco, der im Gegensatz zu Jek nicht unter dem Shlaar-Effekt zu leiden schien, als sich die Papiduc der Stadt näherte.
    Nur zögernd ging der kleine Anjorianer zu dem Panoramafenster und betrachtete die glänzende Konstruktion. Aus der Ferne sah sie wie ein gigantisches Blechspielzeug aus.
    »Wir bleiben nur zwei Standardtage hier«, sagte San Frisco. »Nur so lange, bis die Ladung gelöscht ist. Das reicht mir allemal, denn ich habe immer das Gefühl, in dieser Blechbüchse ersticken zu müssen.«
    »Die Papiduc ist auch eine Blechbüchse«, sagte Jek.

    San Frisco warf dem kleinen Anjorianer einen schrägen Blick zu. »Zwischen beiden gibt es einen grundlegenden Unterschied, Prinz der Hyänen. Die Papiduc ist eine Welt in Bewegung.«
    »Vielleicht. Aber ich ersticke in dieser sich bewegenden Welt. Und ich freue mich darauf, einmal in dieser Blechbüchse spazieren gehen zu können.«
    Der erste Offizier lacht rau. »Der große Prinz der Hyänen leidet unter der Krankheit des Alls … Der Unwissende betrachtet den Himmel als seinen Feind, der Weise macht ihn sich zum Freund …«
    Während der dreimonatigen Reise waren die Gespräche mit San Frisco für Jek die einzige Zerstreuung gewesen, obwohl der erste Offizier die ärgerliche Angewohnheit hatte, in Rätseln oder Sinnsprüchen zu reden. Trotzdem hatte er in etwa die Rolle eines Vaters für Jek übernommen. Die beiden verband eine gegenseitige Sympathie, denn nach Beendigung seiner Wache besuchte der erste Offizier seinen kleinen Freund immer in dessen Kabine.
    Seine langen Mußestunden hatte Jek mit der gründlichen Erkundung der Papiduc ausgefüllt: die Maschinenräume, die Kommandobrücke, die bis an die Decke mit Kisten, Containern, Fahrzeugen gefüllten Laderäume und die Kabinen, die von den Emigranten aus den Skoj-Welten belegt waren. Die einen wollten Bürger der Freien Weltraum City werden, andere wiederum suchten ihr Glück auf den Planeten des Sternenhaufens von Neorop.
    Er fühlte sich so einsam, dass er manchmal stundenlang die Skoj-Frauen beobachtete, die kein Schamgefühl kannten und bisher noch nichts von dem Wahren Wort der Kirche des Kreuzes gehört hatten. Die – wenn auch seltenen  – Zärtlichkeiten seiner Mutter fehlten ihm, und auf diese
Weise stahl er sich heimlich Augenblicke einer gewissen Intimität, wenn er ihre nackten Körper betrachtete.
    Noch ein Ritual unterbrach die Monotonie der Reise: die tägliche Mahlzeit mit dem Dogen Papironda. Der Kapitän und Herrscher über das riesige Raumschiff, von seiner Mannschaft wie die nukleare Pest gefürchtet, verwandelte sich bei Tisch in einen aufmerksamen und gesprächigen Gastgeber gegenüber dem kleinen Anjorianer.
    Leuchtende Erdvermessungspunkte schmückten die mit weißem Damast bedeckte Tafel. Jek, der alle anderen Mahlzeiten mit der Besatzung des Schiffs in der Mannschaftskantine einnahm, stürzte sich förmlich auf die köstlichen, vom Koch des Dogen zubereiteten Speisen. Sein Magen schien ein grenzenloses Fassungsvermögen zu haben, wie sein Gastgeber jedes Mal mit belustigtem Erstaunen feststellte.
    Ihre Unterhaltung bestand immer aus demselben Thema: Artrarak. Und der Doge hatte lange über seine Begegnung mit dem alten Quarantäner gesprochen.
    »Ich hatte gerade das Raumschiff gekauft, und es lag auf Franzia, einem Planeten des Sternenhaufens Neorop, auf Reede. In Nea-Marsile, der Hauptstadt des westlichen Kontinents Franzia, hatte ich ein Büro gemietet, um die Mannschaft anzuheuern. Zu jener Zeit – vor über fünfzig Jahren  – befanden sich die neoropäischen Welten im Krieg. Sie explodierten förmlich, und somit waren interstellare Reisen damals unmöglich.«
    »Warum führten sie Krieg gegeneinander?«
    »Wer weiß schon, warum Kriege ausbrechen? Weil sich die Völker seit Urzeiten hassen, die Herrscher größenwahnsinnig sind oder aus wirtschaftlichen Überlegungen, nehme ich an … Doch Gesandte der Konföderation von

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