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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Tote.«
    Der Andere, der Dämon hat sich in einen nicht erreichbaren Winkel von Martis Gehirn zurückgezogen. Doch vage Erinnerungen quälten ihn: Der Anblick seiner Finger auf einer Tastatur … Er verliert das Gleichgewicht … Er stürzt … läuft … verletzt sich im Gesicht … steht wieder auf … stolpert, kriecht durch ein Rohr … Und wieder läuft er, von Angst getrieben … Ach, das ist nur ein böser Traum … Erinnerungsfetzen eines anderen Lebens …
    Ein ohrenbetäubender Lärm ließ Wände und Boden der Kabine erzittern. Die Papiduc war ihrem ersten Shlaar-Effekt unterworfen.
    »Die armen Menschen«, flüsterte der junge Kervaleur aufrichtig.

Zehntes Kapitel
    Kann man einen Scaythen töten?
    Diese Frage haben sich schon viele Menschen gestellt, doch sehr wenige haben es jemals versucht. Zu nennen ist der Adelige Julius de Crekk. Er versuchte, den Seneschall Harkot mit einem einfachen Dolch aus Stahl zu erstechen. Oder der Platonier Pahol Berumbë. Er befahl zehn Gedankenschützer-Scaythen in sein Domizil nach Bralia, wo sie von hundert bis an die Zähne bewaffneten Männern erwartet wurden.
    Der originellste Tötungsversuch jedoch gebührt dem Rabanuer Tiri Al Naserb. Ihm gelang es, einen Inquisitor in einen Bottich voller Salzsäure zu stürzen. Dies sind nur ein paar berühmt gewordene Beispiele anderer, anonym gebliebener Versuch.
     
    Die Scaythen stellten lange ein unlösbares Rätsel dar. Man wusste nichts über sie; weder über ihre Reproduktion noch über ihre körperliche Substanz oder ihren Stoffwechsel, ihre Sitten und Gebräuche … Für eine gesicherte Erkenntnis jedoch hätte man wenigstens ein Exemplar jener unbekann ten Spezies sezieren müssen. Sollten sie abersterben – was manche bezweifelten –, hinterließen die Scaythen nicht eine einzige Spur auf den bekannten Welten.
    Glichen sie vielleichtjenen Großechsen in den Flüssen des Planeten Zwei-Jahreszeiten? Ein Hinweis: Sri Lumpa bedeutet »Herr der Echsen« in der Sprache der Sadumbas.

    Es könnte aber auch sein, dass sie sich an einem unbekannten Ort verstecken, um in Frieden zu verlöschen.
    Aus dem Tagebuch von Messaodyne Jhû-Piet, dem syracusischen Dichter der ersten Periode nach dem Ang-Imperium.
    H allo, junger Mann! Wollen Sie sich nicht unserer kleinen Expedition anschließen? Uns fehlt noch jemand …«
    Der junge Mann hob den Kopf. Ein rotgesichtiger Jäger stolperte auf seinen Tisch zu, in der Hand eine Flasche mit franzianischem Wein.
    »Ich habe Ihnen ein Angebot gemacht«, sagte der Jäger mit stierem Blick aus blutunterlaufenen Augen, »und erwarte eine Antwort.«
    »Was für eine Expedition?«, fragte der junge Mann.
    Ein lüsternes Lächeln umspielte den Mund des Jägers, ehe er die Flasche derart schwungvoll anhob, dass er schwankte, und sich der Wein über seine Kleidung ergoss. Er war teuer und nach der Mode der Welten des Zentrums gekleidet, doch er stank nach Urin. Er klammerte sich an den Tisch, sonst hätte er das Gleichgewicht verloren.
    »Nicht irgendeine Expedition, mein Junge! Nein, der Traum eines jeden Jägers! Darf ich mich setzen?«
    Eine rhetorische Frage, denn er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten und wäre innerhalb von Sekunden wie ein nasser Sack zu Boden gefallen. Seine am Tresen – ein unbehauenes Brett auf zwei Böcken – stehenden Kumpanen, mit denen er in dieser Kaschemme mit dem hochtrabenden Namen Naïmerod Bar herumhing, waren keinen Deut besser. Auch sie waren unsicher auf den Füßen und redeten Unsinn. Die junge rothaarige Bedienung hatte ein
kurzes, tief dekolletiertes, perlengraues Kleid an. Es kostete sie viel Mühe, sich nicht von den schwitzenden Zechern betatschen zu lassen.
    Da die tropischen Wälder Franzias für ihren Reichtum an Wild bekannt waren, reisten immer mehr reiche Bürger und Adelige aus den Welten des Zentrums auf den Planeten, um ihre Lust nach gefährlichen Abenteuern zu befriedigen. Die Touristikunternehmen boten das komplette Programm an: Führung durch einen Einheimischen, Camping im Wald, lange Märsche durch unwegsames Gelände (Einsatz der Machete unerlässlich) und schließlich das MAW (Minimum an Weidwerk), eine Garantie für jeden Touristen, mit Trophäen heimzukehren. Zusätzlich konnten gebucht werden: eine junge, nicht geschlechtskranke Einheimische, die landestypische Mahlzeiten zubereitete; oder die Möglichkeit, ein paar Mitglieder eingeborener Stämme massakrieren zu dürfen, sowohl Männer als auch Frauen.

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