Terra Prima
der Kampfkegler folgt ihr, und er ist nicht der einzige, der ihr folgt.
Die Kampfmaschinen müssen ihr folgen, sie ist auf Unterstützung angewiesen, denn in einem haben sie den Plan der endgültigen Neuschöpfung noch nicht verwirklicht: Sie haben ihr weder die Reaktoren noch die Waffenläufe eingebaut. Schlechte Erfahrungen mit dem Vorgängermodell, verstehst du? Verheerende Erfahrungen geradezu. Aber das ist eine andere Geschichte.
Du erkennst die Landschaft wieder, du siehst die Hügel, du siehst die Kakteenwälder, du siehst die schwarzbraune, zerklüftete Wand. Ich brauche dir nichts von einem Friedhof für Omegaraumer zu erzählen, nichts von seinem Südrand, nichts von dreihundert Kilometer elektrisch geladenem Stahlgitter, nichts von dem Zentrum einer untergegangenen Stadt, deren Namen mir entfallen ist.
Erlaube mir einfach, mich auf das Wesentliche zu beschränken: Sie kannte ja die geheimen Zugänge, sie ging hinein, die ORGANER nahmen sie mit großer Freude auf, ja, sie feierten die glückliche Heimkehr der Totgeglaubten. Sie gab die Kampfkegler als Beute aus, sie berief eine Generalversammlung ein, sie tötete über fünftausend, sie bestand ihre erste Feuerprobe. Genug davon.
Hier, wie angekündigt, meine abschließende persönliche Bemerkung: Die Geschichte dieser Frau wird auch deine Geschichte und die Geschichte deiner Gefährten sein, fürchte ich. Frag mich bloß nicht nach einem Ausweg – ich kenne keinen!
Und jetzt endlich meine Bitte: Töte mich …
*
»Willkommen im ›Sechsten Tag‹«, sagte der Blonde. Er wies auf einen der Sessel an dem niedrigen runden Tisch. Yaku nahm Platz. Der Rabe auf seiner Schulter gab keinen Laut von sich. »Etwas zu trinken?« Ohne Yakus Antwort abzuwarten, schenkte der Blonde Wasser aus einem goldfarbenen Krug in ein Glas. »Machen Sie sich keine Gedanken über ihren Begleiter, verehrter Tellim. Ich habe veranlaßt, daß Primoberst Cludwich in unsere Klinikabteilung gebracht wird. Wir verfügen über hervorragendes medizinisches Fachpersonal. Machen Sie sich keine Sorgen.«
Der Tisch war aus blauem Kunstglas. Der Raum hatte einen kreisförmigen Grundriß und durchmaß mindestens zwanzig Meter. Eine transparente Kuppel überwölbte ihn. Durch sie konnte man die Skyline der Stadt sehen, die der Blonde Sechster Tag nannte. Was für ein bescheuerter Name.
Der Blonde lehnte sich zurück. Er trug eine rote Toga über einem blütenweißen Anzug. Auf der Brusttasche prangte das Emblem der Galaktischen Republik Terra – eine Spirale aus goldenen Sternen auf blauem Grund. »Nun zu Ihnen.« Er lächelte. »Was führt Sie zu uns?« Yaku erschauerte. Um es vor dem Blonden und vor sich selbst zu verbergen, griff er zum Glas und trank. Das Wasser war kühl und schmeckte süßlich.
»Ich würde Ihnen gern mehr servieren, verehrter Tellim«, lächelte der Blonde. »Es kommt nicht oft vor, daß wir Gäste haben.«
Yaku blickte zur Kuppel hinaus. Wie ein Geschwür bedeckte die Stadt die gesamte Insel. Eigentlich war es keine Stadt, sondern ein einziger Gebäudekomplex aus metallicblauen Kuppeln, Türmen, Würfeln, Brücken und Quadern. Aus dem Zentrum dieses Metallgeschwürs ragte ein dreihundert oder vierhundert Meter hoher Turm in die Wolken. Seine Spitze hatte die Form einer Kugel.
Anderthalb Stunden lang waren sie über den Ozean hierhergeflogen. Die Insel und die Stadt hatte Yaku erst im letzten Moment entdeckt. Sie lag unter dem Schutz eines Animationsfeldes, das Wasser und Wellen und weiter nichts als Wasser und Wellen vorgaukelte. Gleich vom Flugfeld weg hatten sie den bewußtlosen Cludwich abtransportiert.
»Nun, verehrter Tellim?« lächelte der Blonde. »Warum so zurückhaltend?«
Yaku musterte ihn. Sein Gesicht war von eisiger Schönheit. Seinem Lächeln glaubte der Mann von Doxa IV keinen Moment. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Unitas Gabrylon. Ich bin Mitglied und zweiter Vorsitzender des Sicherheitsrates von Terra Prima.« Wieder dieses verlogene Lächeln. »Ich vertrete den hochverehrten P.O.L. in allen wirklich wichtigen Dingen.« Er deutete eine Verneigung an. »Und Ihr Besuch, verehrter Tellim, zählt für uns zu den wirklich wichtigen Dingen.«
»Ich will den P.O.L. persönlich sprechen.«
Der Blonde zog überrascht die Brauen hoch, nickte dann aber und rief in den Raum hinein. »Er will den P.O.L. persönlich sprechen! Bringt sie also für eine kleine Audienz herein.« Er lächelte. »Dauert nicht lange.«
Er griff neben seinen
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