Terra Prima
Sessel und holte einen kleinen Koffer auf seinen Schoß. Der Koffer mit Yakus Habseligkeiten. »Ihre Freunde entziehen sich noch unserer Gastfreundschaft«, sagte er beiläufig, während er den Koffer öffnete. »Das ist sehr bedauerlich, wird sich aber gewiß bald ändern.« Er holte eine leere Whiskyflasche aus dem Koffer, betrachtete sie und setzte eine tadelnde Miene auf. »Haben wir den Genuß solcher Flüssigkeiten nicht per Gesetz verboten?«
»Als ihr mich zum Sterben eingeladen habt, habt ihr eine Flasche Cognac mitgeschickt«, entgegnete Yaku schroff.
»Nun ja, man stirbt schließlich nur einmal.« Lächelnd legte der Blonde namens Gabrylon die Flasche beiseite. »In der Regel jedenfalls. Was haben wir denn hier?« Er griff sich den zerfledderten Buchblock und begann darin zu blättern. »Auch religiöse Schriften sehen wir nicht gern in den Händen unser Schutzbefohlenen.«
»Vorsicht, Mann! Das ist ein uraltes Familienerbstück! Machen Sie es mir nicht kaputt. Die Seiten sind brüchig.«
»Sieh an, sieh an …« Der Blonde schien gar nicht zuzuhören. »Eine Bibel, handgeschrieben …«
Bibel – nie zuvor hatte Yaku Tellim diesen Begriff gehört.
Der Blonde stutzte, glättete die aufgeschlagene Seite und lächelte schon wieder. »Wie ermutigend. Darf ich vorlesen?« Ohne Yakus Antwort abzuwarten, begann er zu lesen: »Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, denn der Odem des Herrn bläst darein.« Er schlug das Buch zu, blies die Backen auf und tat, als würde er in Yakus Richtung blasen. Dem Mann von Doxa IV stellten sich die Nackenhaare auf.
Zwei Schottflügel glitten zur Seite. Moses flatterte erschrocken auf, drehte eine Runde unter der Kuppel und landete auf der Konsole einer Schnittstelle. Eine Frau und drei Männer traten ein. Yaku stockte der Atem.
Die Frau hatte kurzes, graues Haar, ein schmales, sehr freundliches Gesicht und leuchtendgrüne Augen. Sie trug eine goldfarbene Toga über einem purpurroten Anzug. »Darf ich vorstellen?« rief Gabrylon. »Duo Mikeyla, Mitglied und Erste Vorsitzende des Sicherheitsrates von Terra Prima. Und die Herren …« Lächelnd wandte er sich wieder an Yaku. »Nun verehrter Tellim, Sie sehen ja selbst.«
Milde Augen lächelten gütig aus den braungebrannten Gesichtern der Männer. Sie waren mittelgroß und hatten schulterlanges, silbergraues Haar. Einer glich dem anderen bis in die feinsten Falten des Gesichtes hinein. Der Primus Orbis Lacteus in dreifacher Ausführung.
Die Drillinge und die Frau setzten sich in die freien Sessel um den Glastisch. Moses flüchtete sich zum äußersten Punkt des Raumes auf den Sims am unteren Glaskuppelrand. Er krächzte leise. Es klang wie eine Warnung.
»Nun«, sagte die Frau. »Hier ist der P.O.L., verehrter Tellim.« Sie hatte eine sehr angenehme Stimme, doch Yaku verursachte jedes ihrer Worte eine Gänsehaut. »Bringen Sie Ihr Anliegen vor, bitte.«
Yaku betrachtete die Drillinge. Sie lächelten gütig. Lange brachte er kein Wort heraus. »Was ist das für ein Scheißspiel?« flüsterte er schließlich. Niemand reagierte. Alle fünf lächelten nur. So ging das noch ein paar Minuten. Dann erhoben sich die Frau und die Drillinge.
»Hat uns sehr gefreut«, sagten die P.O.Ls. im Chor. Sie folgten der Frau zurück zum Schott.
»Warte noch einen Moment, liebe Mikeyla, verehrte Vorsitzende!« rief der Blonde. Die vier blieben stehen. Die Frau drehte sich um, die Drillinge nicht. »Es war ein weiter Weg von Doxa IV bis zu uns. Unser verehrter Gast soll ihn nicht ganz umsonst zurückgelegt haben. Lassen wir ihn doch ruhig ein wenig der Wahrheit ins Auge blicken!« Er legte Buch und Koffer auf den freien Sessel neben sich, schlug die Beine übereinander und lächelte erwartungsvoll.
Auch die Frau lächelte. Lächelnd drehte sie sich um, ging zum mittleren der Drillinge, nahm ihm die rote Toga ab und öffnete einen Reißverschluß im Rückenteil seines Jacketts. Der Stoff klaffte auseinander, nackte Haut wurde sichtbar. Die Frau griff unter den Haaransatz im Nacken des P.O.L. und zog einen zweiten Reißverschluß herunter. Die Rückenhaut klaffte auseinander und gab den Blick auf bläuliches Titanglas frei.
Yaku fror plötzlich. Er zog die Schultern hoch, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Es gelang ihm dennoch nicht, sein Zittern zu verbergen. Die Frau und die Drillinge verließen den Kuppelsaal.
»Nun,
Weitere Kostenlose Bücher