Terror auf Stiles Island
schließe, Jess?«
»Nein.«
Comden stand noch mal auf, schloss die Tür und setzte sich wieder. Er hasste es, dass Jesse seine Fragen immer nur mit kargen Worten beantwortete.
»Wir haben ein Problem, Jess.«
Jesse schwieg.
»Sie wissen, dass ich mich immer für Sie eingesetzt habe«, sagte Comden.
Jesse schwieg.
»Sie werden sich erinnern, dass ich auf Ihrer Seite war, als es letztes Jahr den großen Ärger gab.«
»Nein, Morris, ich erinnere mich nicht.«
Comden wusste nicht, wie er reagieren sollte, und tat so, als habe er Jesses Antwort überhört.
»Aber diesmal haben wir ein echtes Problem«, sagte Comden. Seine Stimme klang, als habe er einen Frosch im Hals. »Kay Hopkins.«
Jesse lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück und faltete die Hände vor dem Bauch.
»Wie Sie sicher wissen, hat sie mich politisch immer unterstützt«, sagte Comden.
Jesse nickte.
»Und ihr Mann ist in der Finanzwelt eine ernst zu nehmende Größe.«
»Hmm.«
Der Schweinehund lässt mich voll auflaufen , dachte Morris. Er kommt einem nie einen Schritt entgegen, sondern sitzt einfach nur da und sagt kein Wort.
»Charlie ist in einer Stadt dieser Größe ein wichtiger Faktor«, sagte Comden. »Und es ist mir eine Ehre, Charlie meinen Freund nennen zu dürfen.«
»Von seiner politischen Unterstützung ganz zu schweigen«, sagte Jesse.
»Richtig. Charlie hat mich all die Jahre unterstützt, und auch Kay hat sich stets für mich eingesetzt.«
Es war still im Büro. Gelegentlich konnte man den Verkehr von der Summer Street hören, irgendwo im Haus wurde eine Tür zugeschlagen.
»Und nun, verdammt noch mal, Jess, möchten sie Hilfe von mir.«
»Und?«
»Und ich denke, dass sie auch einen Anspruch darauf haben.«
Wieder war es still im Büro. Jesse saß unbeweglich auf seinem Stuhl. Comden wusste nicht, wie er fortfahren sollte.
Schließlich sagte Jesse: »Nun, wenn das alles ist, was Sie mir zu sagen haben, Morris, dann kann ich Ihnen nur noch einen schönen Tag wünschen.«
»Jess … ich … sie … wollen, dass Sie von Ihrem Amt zurücktreten.«
»Kann ich mir gut vorstellen«, sagte Jesse.
»Sie sind wild entschlossen.«
»Auch das kann ich mir vorstellen.«
»Mein Gott, Jess … Werden Sie zurücktreten?«
»Nein.«
»Sie sind wild entschlossen, ihr Ziel zu erreichen.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Und ich … ich kann nicht versprechen, auf welche Seite ich mich schlagen werde, Jess.«
»Ich kann Ihnen genau sagen, auf welche Seite Sie sich schlagen werden«, sagte Jesse freundlich. »Ohne Kays Unterstützung und Charlies Geld werden Sie nicht wiedergewählt werden. Und der Posten eines Stadtrats in Paradise ist nun mal das Einzige, was Sie in Ihrem Leben erreicht haben. Ohne den Job wären Sie nichts als ein nichtsnutziger, katastrophal gekleideter Depp.«
»Jess, es steht Ihnen nicht zu, so mit mir zu sprechen.«
»Und deshalb werden Sie alles daransetzen, um mich zu feuern, damit Kay Ihnen dankbar ist und Charlie Ihren Job sichern wird, weil Sie anderenfalls Arbeitslosenunterstützung beantragen müssten.«
»Verdammt noch mal, Jess. Verstehen Sie denn nicht, dass ich die Situation zu aller Zufriedenheit lösen möchte? Sie treten zurück und ich setze mich dafür ein, dass Sie ein exzellentes Zeugnis bekommen, mit dem Sie sich woanders bewerben können.«
»Ein paar Sachen, Morris: Es ist nicht so einfach, mich zu feuern. Sie sollten sich mal mit Nick Petrocelli darüber unterhalten. Zweitens: Ich bin genauso wie Sie – ich bin nur gut in einer Sache, und das ist nun mal der Job, den ich ausübe. Wenn ich das nicht mehrmache – wer zum Teufel bin ich dann noch? Ein Mann mit einem Alkoholproblem, der seine Ehe nicht auf die Reihe kriegt.«
»Ich dachte, Sie wären geschieden«, sagte Comden.
»Jedenfalls werde ich nicht zurücktreten«, sagte Jesse. »Genau wie Sie. Ich werde mich mit aller Macht an dem festklammern, was das Einzige zu sein scheint, das ich in meinem Leben geregelt kriege.«
»Sie lassen mir nicht gerade eine große Wahl, Jess.«
»Muss ich auch nicht, Morris.«
»Ich wünschte mir, es wäre nie dazu gekommen, Jess.«
»Klar.«
Comden war aufgestanden und stand unschlüssig im Büro. Er war mit der Absicht gekommen, seine Mission unbeirrt durchzuziehen, doch hatte nun das Gefühl, als würde ihn Jesses stechender Blick gegen die Wand drücken.
»Ich hoffe, wir werden nicht zu Feinden, Jess.«
»Ach was«, sagte Jesse.
»Wir versuchen beide nur, unseren Job zu tun«,
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