Terror der Tongs
Tageslicht versickerte. Das Haus war relativ groß. Mandra hatte dem Chinesen am Telefon nicht mitgeteilt, in welch einem Raum er sich befand. Suko blieb nur mehr eine Durchsuchung. Er hörte nichts. Sämtliche Geräusche schienen eingeschlafen zu sein. Nicht einmal das Holz der alten Möbel arbeitete noch. Über ihm schwebte ein Kronleuchter. Das Gebilde aus Stahl, Glas und Kordeln sah zum Fürchten aus.
Suko huschte unter dem Kronleuchter hinweg und ging dorthin, wo sich der Raum öffnete. Er sah eine Treppe. Zwei verschiedene Seiten führten die beiden Aufgänge zusammen. Zwischen ihnen befand sich ein gemauerter Kamin.
Suko wollte sich zuerst die untere Etage vornehmen. Er steuerte eine breite Tür an, die als Klinke einen Kopf besaß, der aussah wie eine Hundeschnauze.
Ein komisches Ding…
Suko öffnete. Leicht schwang die Tür zurück, und plötzlich hatte der Inspektor das Gefühl, als würde ihm etwas entgegenwehen, das den Geruch von Friedhof und Moder beinhaltete.
Auf so etwas reagierte der Chinese sehr sensibel. Er hatte das Gefühl, als würde der Geruch über seine Gesichtshaut streichen und sich dort verteilen.
Wiederzog er prüfend die Nase hoch.
Der Gestank war da, keine Täuschung.
Suko wurde noch mißtrauischer. Er stand in einer relativ kleinen Diele, sah links von sich den Eingang, aber der Geruch drang aus einer anderen Richtung gegen ihn.
Er schien unter einer Türritze herzudringen, denn Suko mußte auf einen weiteren Eingang zulaufen.
Diesmal war er vorsichtiger. Bevor er die Tür aufzog, schaute er durch das Schlüsselloch.
Viel erkennen konnte er nicht. Der Raum dahinter schien ihm ein Arbeitszimmer zu sein. Er sah einen Schreibtisch, ein Telefon darauf und Schrankwände.
Nur keinen Menschen.
Weder von Mandra Korab war etwas zu entdecken noch von einer anderen Person.
Deshalb konnte er es riskieren und die Tür öffnen. Natürlich ging er behutsam vor. Der Inspektor war froh, daß ihm die schwere Tür fast lautlos entgegenschwang, aber der Modergeruch verstärkte sich. Lag vielleicht ein Toter im Raum, den Suko bisher noch nicht entdeckt hatte?
Nein.
Dicht hinter der Tür war der Inspektor stehengeblieben. Seine Rechte lag auf der Waffe. Er schaute in ein leeres, ziemlich großes Zimmer und fand auch keine Leiche vor.
Wer gab dann den Gestank ab?
Mit leisen Schritten betrat Suko das Zimmer. Wahrscheinlich hatte Mandra von diesem Telefon auf dem Schreibtisch angerufen. Suko blieb neben dem Möbel stehen.
Sein suchender Blick glitt über die Einbauschränke, und er stellte fest, daß ein Schrank Türen besaß, wobei eine Hälfte nicht so verschlossen war, wie es hätte sein sollen.
Bis dorthin brauchte er nur mehr zwei Schritte zurückzulegen. Er zog die Tür auf, sah im Schrank das Licht aufleuchten und preßte hart die Lippen zusammen, als er den Kopf entdeckte.
Das war Dennings!
Von innen stieg die Kälte in Suko hoch. Er schüttelte leicht den Kopf, als könnte er das schaurige Bild vertreiben, was leider nicht möglich war. Doch er wußte eines.
Hier befand er sich an der richtigen Stelle.
Fünf kleine Mulden auf dem Samt waren noch frei. In der sechsten lag der Schädel.
Für Suko gab es keinen Zweifel daran, was die andere Seite gewollt hatte. Sechs Köpfe sollten dort ihren Platz finden, einen hatten die Gegner bisher geschafft.
Und es sollte auch nur dieser eine bleiben, wenn es nach Suko ging. Er drehte sich wieder um.
Wo befand sich Mandra Korab?
Da es still im Raum war und er auch weiterhin den Modergeruch wahrnahm, der jedoch nicht von dem Schädel abgegeben wurde, mußte es einfach eine andere Quelle geben.
Er hörte das Lachen.
Leise, dennoch sehr deutlich, und Suko vernahm auch den bösen, fast grausamen Unterton.
Er wechselte den Blick. Da war eine zweite Tür, die ihm ins Auge stach. Hinter ihr mußte das Lachen aufgeklungen sein. Suko setzte sich in Bewegung.
Sehr behutsam, immer darauf bedacht, eine Überraschung zu erleben. Die Tür zog er sehr vorsichtig auf, er wollte keinen anderen warnen. Schon roch er das Grauen, aber er hörte auch die Stimme.
»Sie wird dich vernichten, zerquetschen, du bist in ihrer Gewalt!«
Abermals erklang das Lachen. Der Sprecher stand mit dem Rücken zu Suko. Er hatte den Chinesen noch gar nicht gesehen. Auch Suko interessierte sich nicht besonders für den Kerl. Sein Augenmerk galt einer anderen Person, die sich in der Gewalt der statuenhaften Todesgöttin Kali befand. Vier schreckliche Arme besaß sie.
Mit
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