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Terror der Tongs

Terror der Tongs

Titel: Terror der Tongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sah, das grün und dick aus den Adern im Stein quoll.
    Ich war von diesem Anblick so fasziniert, daß mir nicht einmal der Gedanke an eine Falle kam. Meine Begleiterin reagierte ungewöhnlich. Sie schien überhaupt keine Angst zu verspüren, als sie sich an mir vorbeidrängte und auf die Göttin zuging. Sie wandte mir dabei den Rücken zu, ging noch mehr nach links und befand sich nun zwischen mir und Kali.
    Was hatte sie vor?
    Ich wollte sie zurückhalten, merkte aber, daß ich wider meine Überzeugung gehandelt hätte, denn irgendein entscheidender Vorgang würde gleich ablaufen.
    Sari reagierte.
    Sie blieb noch stehen, neigte den Kopf der Göttin entgegen, und mir dämmerte es allmählich.
    Dann kniete sie vor der Statue nieder. Kurz nur, denn sie kam wieder hoch, drehte sich um und schaute mich an.
    Vor Überraschung trat ich einen Schritt zurück. Das Licht reichte aus, um ihr Gesicht und auch die Augen erkennen zu können. Letztere hatten sich verändert. Sie besaßen keine normalen Pupillen mehr. Dafür zwei gelbweiße Totenschädel!
    ***
    Bei mir hatte, wie man so schön sagt, der berühmte Blitz eingeschlagen. Schon in den letzten Minuten war mir das Verhalten der Person verdächtig vorgekommen, doch nun erfuhr und sah ich die gesamte grausame Wahrheit.
    Sari war ein Mensch, doch sie gehörte der Todesgöttin Kali. An ihrem Gesicht wehten die grünen Schleier vorbei. Der Dampf veränderte ihre Züge, ohne allerdings das Grauen darin vertreiben zu können. Die Totenköpfe in den Pupillen sagten mir genug. Ihre gesamte Haltung hatte sich verändert. Ich spürte die andere Ausstrahlung. Etwas unsagbar Feindliches lag darin.
    Nur sehr flach holte ich Luft. Ich wollte diesen Modergestank nicht unbedingt einatmen, aber ich merkte, wie sich auf meinem Rücken eine zweite Haut ausbreitete.
    »Sie also«, sagte ich flüsternd.
    »Ja ich.«
    Komisch. Auch ihre Stimme hatte sich verändert. Sie gehörte nicht mehr der Sari, die ich kannte. Sie war viel rauher und dunkler geworden, hatte einen männlichen Klang bekommen und schien tief in ihrer Kehle geboren zu sein.
    »Da hätten wir auch lange nach dem Mörder suchen können.«
    Sie lachte mich an. »Du hast es erfaßt, Sinclair. Ich habe euch reingelegt, gelinkt, es war herrlich, euch Dummköpfen zuzuschauen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Sari, das warst du nicht, sondern Kali, die Todesgöttin.«
    »Mag sein, aber du kennst dich ja aus. Du weißt, daß sie in verschiedenen Gestalten auftreten kann. Da ähnelt sie sehr eurem Teufel. Ihr Geist kann sich teilen, er kann überall hin, ohne daß sie selbst ihren Standort verändern müßte. Wenn du genau schaust, siehst du den Geist gleich zweimal vor dir. Einmal in der Statue, zum anderen bei mir und, wenn du so willst, auch bei den beiden Tongs.«
    »Und es hat dir nichts ausgemacht, den Mann zu töten, der dich bewachen sollte?«
    »Was bedeutet Kali schon ein Menschenleben?«
    Da hatte sie recht. Nichts bedeutete es ihr, überhaupt nichts. Und auch mich würde sie töten.
    Doch ich hatte Fragen, wollte Hintergründe wissen und mehr über die Motive erfahren. »Weshalb?« erkundigte ich mich. »Weshalb habt ihr das alles getan?«
    »Kali sollte eine neue Kette bekommen.«
    »Deswegen mußte Dennings sterben?«
    »Ja, er hat sie sich damals in Indien schon zur Feindin gemacht. Ich wußte es alles nicht. Erst als Kalis Geist von mir Besitz ergriff, wurde mir einiges klar. Einen Kopf haben wir, fünf fehlen noch. Du wirst dich ebenfalls an der Kette wiederfinden, genau wie Mandra Korab oder dieser widerliche Chinese Suko. Vielleicht hättest du auf ihn hören sollen. Ich spürte sein Mißtrauen gegen mich, aber du warst geblendet.« Sie grinste kalt. »Und das hat mich gefreut.«
    »Wie viele Tongs sind unterwegs?«
    »Noch fünf, einen hast du getötet, die beiden anderen siehst du neben mir.«
    »Es fehlen noch drei.«
    »Die kümmern sich um Mandra Korab.«
    Ich hatte sie nicht begriffen. »Wie? In Indien…?«
    »Nein, Mandra Korab befindet sich in London. Du hättest dir deinen Anruf sparen können. Er reiste nach England, weil er etwas geahnt hat. Sein Kopf wird heute noch an der neuen Kette der Todesgöttin schaukeln.«
    Es war wirklich kaum zu fassen. Ich konnte nur noch den Kopf schütteln. So gelinkt hatte man mich selten. Man sollte eben keiner Frau vertrauen. Nur hätte ich in dieser so harmlos und fast kindlich aussehenden Sari nie eine brutale Würgerin vermutet.
    Aber sie besaß eine Entschuldigung.

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