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Terror von Rechts

Terror von Rechts

Titel: Terror von Rechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Gensing
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mit Bombe vergolten« berichtete demnach über einen »Trauermarsch« von 300 Neonazis im Mai 1998 anlässlich des Jahrestages des Todes eines Kameraden. Der Bericht legt nahe, schreibt Krebs weiter, dass sich damals Hamburger Neonazis an dem Aufmarsch beteiligten, zumindest aber gute Kontakte zum THS hatten. Interessant an dem Artikel des ZORG ist auch, dass hier berichtet wird, wie eng die militante Kameradschaft Thüringer Heimatschutz mit der NPD, den Jungen Nationaldemokraten und sogar den Republikanern zusammenarbeitete. Weil in den Jahren zuvor Anmeldungen für den jährlichen »Trauermarsch« des THS von den Behörden nicht genehmigt wurden, bediente man sich der genannten drei Organisationen für die Anmeldung. »Bei der Durchführung war dann der THS federführend«, berichtet das ZORG über die Strategie beim Aufmarsch.
    Auch Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe beteiligten sich an Neonazi-Demonstrationen, das Gemeinschaftsgefühl stärkte den Glauben an ihre Mission. Das Erschreckende an den Erkenntnissen, die nun nach und nach bekannt werden: Die meisten der Namen, die als mutmaßliche Unterstützer genannt werden, sind seit vielen Jahren als wichtige Kader in der Bewegung aktiv und vor allem bekannt. Beobachter hatten zwar nie daran gezweifelt, dass die Neonazis ihre Gegner lieber heute als morgen aus dem Weg geräumt hätten, doch dass sie dazu in der Lage sind, über Jahre nach außen »dichtzuhalten«, damit hatten viele nicht gerechnet. »Das hat mich völlig überrascht«, räumt der Fachjournalist Anton Maegerle ein. »Noch überraschter war ich angesichts der Tatsache jedoch, dass die Rechtsterroristen von einem regelrechten Sympathisanten-Netz getragen wurden, ohne dass die dafür zuständigen Ämter und Behörden Kenntnis gehabt haben.« 39
    Das sorgte für Entsetzen und Wut – Wut auch darüber, dass die jahrelangen Appelle und Hinweise auf die Militanz und Vernetzung der braunen Szene von Staat und Öffentlichkeit verharmlost oder ignoriert wurden. »Auf uns hat nie jemand gehört«, beklagte Katharina König von der Linkspartei in Thüringen. Aus dem Terror-Trio hätte zudem auch leicht ein Terror-Quartett werden können, doch der vierte potentielle Terrorist ist schon länger tot. 1998, das Jahr, in dem Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt untertauchten, sprengte sich ein in der Szene bekannter Neonazi in Jena-Lobeda beim Hantieren mit Sprengstoff in die Luft. Wie zuvor das Terror-Trio. Katharina König machte die Ermittler auf den Zusammenhang aufmerksam. Es bestehe bei dem verstorbenen Bombenbastler kein politischer Hintergrund, hieß es damals.
    Die gesuchten Neonazis zogen also durch das ganze Land und erschossen Menschen. Fünf Morde begingen sie in Bayern. Das lag nahe, denn sowohl geografisch als auch von den Verbindungen her bot sich der benachbarte Freistaat für die Neonazis geradezu an. So intensivierten Neonazis über ihre »Freien Netze« die Zusammenarbeit, eine der führenden Figuren in Bayern war dabei Matthias Fischer. Der Anführer der 2005 verbotenen Fränkischen Aktionsfront (FAF), zeitweiliger NPD-Aktivist, habe auch in der thüringischen Szene seit Jahren einen besonderen Ruf genossen, berichtete das Fachmagazin
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    Dem verstorbenen NSU-Terroristen Mundlos soll der Fürther bereits seit den neunziger Jahren bekannt gewesen sein. Das belegen laut
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Unterlagen, die den Behörden bereits vor dem Abtauchen der drei Bombenbastler 1998 vorlagen. Über Jahre hinweg baute Fischer gemeinsam mit Kameraden Strukturen in Franken auf. Mitte der neunziger Jahre sei die frühe Kerntruppe der Kameradschaft Jena, zu der auch Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe zählten, zu einem Kameradschaftsabend nach Nürnberg gereist, berichtete der
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weiter. Mit dabei waren nach Zeugenaussagen auch der wegen Unterstützung der NSU inhaftierte Ralf Wohlleben sowie André Kapke. Unter »Polizeischutz« sei die thüringische Neonazi-Truppe noch am selben Abend zurückgefahren. Matthias Fischer, später Chef der NPD-Jugendorganisation in Bayern, hielt den Neonazis aus Jena die Treue. Bei fast allen von Ralf Wohlleben organisierten »Festen der Völker« oder anderen Events war der mehrfach verurteilte Franke in den kommenden Jahren anwesend, auch als Redner. Die mutmaßliche NSU-Unterstützerin Mandy S. war ebenfalls in Franken aktiv. Damit nicht genug: Bei der Durchsicht alter Ermittlungsakten stießen Ermittler dem
Focus
zufolge auf ein Flugblatt, das ein

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