Terror von Rechts
neonazistischen Skinhead-Szene, das Rechtsrock-Konzerte und den Vertrieb neonazistischer Musik organisiert. Blood & Honour vertritt die Ideologie von der globalen Dominanz der »weißen Rasse«. Das Netzwerk wurde in den achtziger Jahren in Großbritannien unter maßgeblicher Beteiligung von Ian Stuart Donaldson (1957–1993), dem Sänger der Nazi-Band Skrewdriver, gegründet. Der Name knüpft bewusst an die Parole »Blut und Ehre« der Hitlerjugend an, die sich auch in der Begründung der Nürnberger Rassengesetze findet. Als Symbol benutzt Blood & Honour eine Triskele – ein dreizackiges Hakenkreuz, in Anlehnung an das Logo weißer Rassisten aus Südafrika, die für eine Beibehaltung der Apartheid kämpften.
»Der alte Geist lebt eingepfercht in unsichtbaren Mauern, verdammt, in ihren Kerkern diese Zeit zu überdauern. Für sein Überleben streiten wir allzeit in Wort und Tat, bewahren diesen Kontinent vor Unheil und Verrat.« (White Rebel Boys, »Der Traum von Freiheit«)
In Sachsen wuchs mit den Jahren das NSU-Unterstützernetzwerk, eine maßgebliche Rolle spielen Neonazi-Strukturen im Erzgebirge rund um die Weiße Bruderschaft, eine Organisation, die Blood & Honour ebenfalls nahesteht und bei der der aus Brandenburg stammende Neonazi Andre E. eine führende Rolle gespielt haben soll. In den ersten Jahren nach dem Verbot der Blood & Honour Division Deutschland im Jahr 2000 kam es nach Angaben der Bundesregierung vom Februar 2011 noch zu mindestens sieben Konzerten, die sich auf Blood & Honour bezogen. Allein zwischen 2005 und 2007 gab es zudem, ebenfalls nach Angaben der Bundesregierung, mehr als 20 Auftritte deutscher rechtsextremistischer Skinhead-Bands und -Liedermacher auf Veranstaltungen im Ausland, die von Blood & Honour organisiert wurden. Die Konzerte wollte die Regierung aber nicht benennen, weil sonst angeblich Rückschlüsse auf die Quellen möglich sein könnten. Eine Begründung, die schwer nachvollziehbar ist, da es sich um Veranstaltungen handelte, die ohnehin von der Szene beworben und im Nachhinein auch in der Lokalpresse erwähnt wurden. 41
Das dürfte nur die Spitze des Eisberges sein, denn Dutzende Konzerte und Festivals mit Bands aus dem Blood-&-Honour-Umfeld wurden in den vergangenen Jahren organisiert. Fachleute wie Andrea Röpke oder Andreas Speit sind sich einig: Der NSU hat die Ideen von Blood & Honour umgesetzt, ein Rassenkrieg für die »Reinhaltung« des deutschen Blutes – passend zum Motto »Blut & Ehre«. In Fanzines wie dem
Totenkopf Magazin
würde die Bildung geheimer Zellen propagiert, die aus nicht mehr als »vier Freiwilligen« bestehen sollten, so Speit. Erst wenn man bewaffnet sei, sollte an »die Arbeit« gegangen werden. In einem anderen Fanzine hieß es: »Die Patrioten von heute müssen sich auf den größten aller Kriege, den Rassenkrieg, vorbereiten, und dafür muss man geheime Strukturen schaffen und bereit sein, sein Leben zu opfern.«
Der terroristische Arm von Blood & Honour nennt sich Combat 18 – eine der C18-Parolen lautet: »White Revolution is the only solution« (dt.: Weiße Revolution ist die einzige Lösung). Die Strukturen sollten ebenfalls nach dem »führerlosen Widerstand« funktionieren. Dennoch darf für die Neonazi-Terrorgruppe in Deutschland geworben werden – sogar mit richterlicher Erlaubnis. Der Bundesgerichtshof entschied im August 2009, dass der fremdsprachige Gebrauch einer NS-Parole nicht den Straftatbestand nach Paragraph 86 a StGB erfüllt. Ein Angeklagter hatte im September 2005 100 T-Shirts im Besitz, die zur Weitergabe an verschiedene Personen bestimmt und wie folgt bedruckt waren: Auf der Vorderseite befand sich der Schriftzug
Blood & Honour / C
18, ferner die Abbildung einer Hand, die eine Pistole hält, sowie der englischen Satz
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. Auf der Rückseite der T-Shirts stand
Blood & Honour is our voice / Combat 18 is our choice
.
In Norddeutschland zerschlugen Ermittler im Jahr 2003 eine Zelle von Combat 18. Dabei sei, so der damalige Innenminister von Schleswig-Holstein, ein »florierender Waffenhandel« aufgedeckt worden. Es sei der erste Versuch in Deutschland gewesen, einen Ableger von Combat 18 zu etablieren. Allerdings recherchierte das in Fürth ansässige Antifaschistische Dokumentations- und Informationsprojekt (adip) auch eine Verbindung der Kameradschaft Süd zu Combat 18. Die Kameradschaft Süd hatte ein Attentat auf die Baustelle des jüdischen Gemeindezentrums in München geplant. 42
Und es
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