Terror von Rechts
schnell auf freien Fuß, da er bereits im Gefängnis vom Verfassungsschutz angeworben wurde.« Und dann behauptet die NPD, ohne Angaben von irgendwelchen Quellen, es bestehe »der hinreichende Verdacht, dass mit Geld des Verfassungsschutzes auch die Herausgabe des
Weissen Wolfes
zumindest mitfinanziert worden sein könnte«. Gut möglich, dennoch eine Erklärung, die mehr Fragen aufwirft, als dass sie Antworten gibt. So ist es korrekt, dass Szczepanski als V-Mann des Inlandsgeheimdienstes angeworben wurde, wann genau, darüber wird spekuliert. Im Jahr 1995 war der Neonazi aus Brandenburg wegen versuchten Mordes zu acht Jahren Haft verurteilt worden, weil er dabei war, als Neonazis einen Schwarzen in einem See ertränken wollten. Weil Szczepanski bereit war, mit den Verfassungsschützern zusammenzuarbeiten, wurde er bereits nach rund vier Jahren Haft auf Bewährung entlassen. Im Juli 2000 flog Szczepanski, der damals eine Buchhandlung in Königs Wusterhausen führte, als V-Mann auf. Er wurde laut
Berliner Zeitung
in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen und zog fort. Das Brandenburger Innenministerium zahlte, nachdem es sich monatelang weigerte, im Oktober 2000 schließlich rund 23.000 Euro Schmerzensgeld an das nigerianische Opfer. Im Jahr 2002 stand der ehemalige V-Mann dann erneut vor Gericht, weil er gegen das Waffengesetz verstoßen hatte – während seiner Zeit als V-Mann. 35
Der Verfassungsschutz kooperierte also mit einem Schwerkriminellen, der sich während der Zusammenarbeit in der Szene weiter einen Namen machte – und angeblich am
Weissen Wolf
beteiligt war. Nun könnte der NPD-Abgeordnete Petereit aber erläutern, warum er mit einem Fanzine kooperierte und dieses später sogar übernahm, das mit Geld des Verfassungsschutzes aufgebaut worden sein soll. Auch die Zusammenarbeit mit einem Schwerkriminellen war für Petereit offenbar kein Problem, immerhin hieß es in der Ausgabe Nummer 20 aus dem Jahr 2005, es gebe bereits eine jahrelange Zusammenarbeit. Zudem war der
Weisse Wolf
laut apabiz ununterbrochen unter einem Postfach zu erreichen gewesen, welches bis heute noch von Petereit genutzt wird. Petereit betreibt nämlich noch einen Versandhandel, über den er Neonazi-Tonträger, unter anderem mit Songs wie »Kanaken zerhacken«, Schlagwerkzeuge sowie Reizgas verkauft. Kein Wunder, dass die NPD angesichts dieser Erkenntnisse, allesamt nicht von staatlichen Stellen ans Tageslicht befördert, massiv unter Druck gerät. Die rechtsextreme Fraktion im Landtag wusste daher nur abschließend zu schreiben, es sei zu hoffen, dass die Bundesanwaltschaft die Angelegenheit um den NSU-Gruß aufkläre. Ob die NPD und Petereit, offenkundig mit besten Kenntnissen in Sachen
Weisser Wolf
ausgestattet, den Ermittlern dabei helfen? Oder werden alte Kameraden und Strukturen gedeckt? Dass Petereit auch heute keine Berührungsängste hat, was kriminelle Neonazis angeht, bewies er im März 2012, als die Fraktion mitteilte, die Abgeordneten David Petereit und Michael Andrejewski hätten »den Dissidenten Axel Möller« im Gefängnis in Stralsund besucht. Möller, ein mehrfach vorbestrafter, unverbesserlicher Hetzer aus der Hansestadt, muss dort eine mehrjährige Gefängnisstrafe absitzen. Er beging auf der Neonazi-Seite
Altermedia
über Jahre, offenbar unter genauer Beobachtung der staatlichen Stellen, die aber kaum eingriffen, immer wieder Straftaten wie Volksverhetzung oder Beleidigung. Interessanterweise soll der NSU in Stralsund recht aktiv gewesen sein, hier sollen die Rechtsterroristen eine Bank gleich zweimal überfallen haben, und zwar im November 2006 und im Januar 2007. Augenzeugen hatten nach dem zweiten Banküberfall ausgesagt, die beiden Täter hätten mit sächsischem Akzent gesprochen. Die Polizei wollte von diesen Hinweisen aber nichts wissen, da die Aussagen widersprüchlich gewesen seien. Da Stralsund im äußersten Nordosten der Republik liegt, rund 500 Kilometer von Sachsen entfernt, kann man also davon ausgehen, dass, sollten die Überfälle tatsächlich den Rechtsterroristen zugeordnet werden können, sie auch hier ortskundige Komplizen hatten. Die Neonazi-Szene in der Region verfügt seit Jahren über feste Strukturen. David Petereit ist seit langer Zeit Teil dieser Strukturen in Mecklenburg-Vorpommern, lange war er in der Kameradschaftsszene aktiv – und wurde nun mit einem Sitz im Landtag belohnt.
Der Gruß in dem Fanzine und die Überfälle in Stralsund verdeutlichen: Der NSU verfügte über ein
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