Terrorist
Zeit.»
«Doch. Zu dem Nachhilfeschüler muss ich erst um drei, ist mir gerade eingefallen. Der Junge ist ohnehin ein hoffnungsloser Fall, er wohnt drüben in Fair Lawn, und seine Eltern meinen, ich kann ihn für Princeton zurechtbimsen. Kann ich aber nicht. Bitte, meine Süße?»
«Hm … vielleicht für einen Moment, nur so zum Kuscheln. Ich mag’s überhaupt nicht, wenn wir uns streiten. Wir sollten gar keinen Grund dazu haben.»
«Wir streiten uns», erklärt er ihr, «weil wir uns gern haben. Wenn wir einander egal wären, würden wir uns nicht streiten.»
Sie öffnet wieder den Bundknopf ihrer Jeans, wobei sie den Bauch einzieht und für eine Sekunde komisch stieläugig aussieht, und flink schlüpft sie in ihrer schwarzen und fliederfarbenen Unterwäsche wieder unter das verknitterte Laken. Ihr Aufzug ist so unbekümmert nuttenhaft wie der Teenie-Schlampen-Look, den die kesseren Mädchen an Central High pflegen, dass sein Penis insgeheim vor Schreck zu pochen beginnt. Er versucht ihn zu ignorieren, legt den Arm um Terrys Schultern – der Haarflaum an ihrem Nacken ist noch feucht vom Duschen – und zieht sie näher an sich, ganz der keusche Kamerad. «Wie läuft’s denn so mit Ahmed?», fragte er.
Terry antwortet mit Bedacht; gar zu abrupt soll sie aus der Haut der Hure in die der Mutter schlüpfen. «Es scheint ihm ganz gut zu gehen. Er mag die Leute, für die er arbeitet – zwei Libanesen, Vater und Sohn, die sich vor ihm als Gespann nach dem Muster guter Bulle/böser Bulle aufführen. Der Sohn scheint ein außergewöhnlicher Typ zu sein. Und Ahmed liebt den Lkw.»
«Den Lkw?»
«Es ist ein ganz gewöhnlicher Laster, aber es ist seiner. Du weißt ja, wie es mit der Liebe ist. Jeden Morgen prüft er den Reifendruck, die Bremsen, sämtliche Flüssigkeiten. Von denen berichtet er mir – Motoröl, Kühlmittel, Scheibenwaschflüssigkeit, Batterie, Servolenkung, Automatik … Ich glaube, das ist alles. Er überprüft, ob die Ventilatorriemen straff sind, und was weiß ich noch alles. Er sagt, die Mechaniker in der Werkstatt, wo die regelmäßigen Inspektionen stattfinden, stehen zu sehr unter Zeitdruck und sind zu verkatert, um es richtig zu machen. Der Laster hat sogar einen Namen: Excellency. Excellency Home Furnishings. Sie dachten mal, das hieße so viel wie hervorragend.»
«Naja», sagt Jack, «das heißt es ja auch fast. Ein witziger Firmenname, finde ich.» Sein Steifer bildet sich zurück, während er daliegt und versucht, in Terry die Mutter und Berufstätige zu sehen, die Schwesternhelferin und abstrakte Malerin, eine intelligente, vielseitige Person, mit der er auch dann gern bekannt wäre, wenn sie nicht dem anderen Geschlecht angehörte. Doch seine Gedanken sind von ihrer seidigen Unterwäsche in Schwarz und Flieder ausgegangen und davon, wie locker, ja sogar sorglos sie sich ihm gegenüber sexuell verhält – so viel Erfahrung, so viele Freunde in den fünfzehn Jahren, seit Ahmeds Vater das amerikanische Rätsel nicht lösen konnte und die Flucht ergriffen hat. Und selbst damals war sie ein katholisch aufgewachsenes Mädchen, das nicht davor zurückschreckte, sich mit einem Feudel, einem Muselmanen, zusammenzutun. Sie war ein Wildfang, eine Regelbrecherin. Ein E nfant terrible ein Störenfried. Er fragt sie: «Wer hat dir eigentlich etwas von den Juden und dem Bund erzählt?»
«Weiß ich nicht mehr. Jemand, den ich mal kannte.»
«Den du wie gut kanntest?»
«Den ich eben kannte. Jack, wir haben doch eine Abmachung? Du stellst mir keine Fragen, und ich erzähle nichts. Ich bin verlassen worden, und in den Jahren, die im Leben einer Frau angeblich die besten sind, war ich allein. Jetzt bin ich vierzig. Nimm mir doch mein bisschen Vergangenheit nicht übel.»
«Mit dem Kopf tu ich das natürlich nicht. Aber, wie wir vorhin festgestellt haben: Wenn man jemanden mag, dann entwickelt man Besitzansprüche.»
«Das haben wir festgestellt? Ist mir entgangen. Ich habe nur gehört, dass du an Beth gedacht hast. An die arme, hilflose Beth.»
«In der Bibliothek ist sie gar nicht so hilflos. Da sitzt sie am Auskunftsschalter und surft viel besser im Internet umher, als ich es kann.»
«Klingt ja wundervoll.»
«Nein, aber sie ist jemand.»
«Na toll. Und wer ist das nicht? Willst du damit etwa sagen, dass ich niemand bin?»
Wenn man es mit einem irischen Temperament zu tun hat, lernt man die Lutheraner wieder schätzen. Jacks Schwanz reagiert auf das veränderte Klima und welkt dahin.
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