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Terrorist

Terrorist

Titel: Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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bewusst; wieder einmal ein verheirateter Freund. Er wird seine fette Beth niemals verlassen, und würde sie selbst es überhaupt wollen? Er ist dreiundzwanzig Jahre älter als sie, und sie braucht einen Mann, von dem sie bis zu ihrem Lebensende etwas hat.
    Der Sommer in New Jersey ist bei seiner unablässig drückenden Julihitze angelangt, und dennoch empfinden sie den Luftzug auf ihrer liebesheißen Haut als so kühl, dass sie das obere Laken – verkrumpelt und feucht, weil es unter ihre Körper geraten war – über sich gezogen haben. An das Kissen gelehnt, sitzt Jack halb aufrecht da und entblößt die schlaffen Muskeln und die schüttere graue Wolle auf seiner Brust, und da Terry in ihrer liebenswerten Hippie-Schamlosigkeit das Tuch auf ihrer Seite nicht höher gezogen hat, ragen ihre Brüste – cremig weiß dort, wo die Sonne sie nie erreicht – unverhüllt auf, damit er sie bewundern und ihre Schwere erneut fühlen kann, wenn ihm danach ist. Hier im Bett seiner Geliebten lullen Jack die Düfte von Farbverdünnern und Leinöl ein. Terry malt jetzt, wie sie selbst gesagt hat, kühner, leuchtender. Wenn sie beim Vögeln auf seinem Schoß sitzt und sich von seiner Erektion pfählen lässt, hat er das Gefühl, dass zusammen mit seinen Händen die von ihren Wänden abstrahlenden Farben seitlich an ihrem Brustkorb – an ihrem sich verjüngenden, von Rippen durchzogenen, hochmütigen, irisch-weißen Brustkorb – hinabfließen. Was Beth angeht, so kann er sich ihr Gewicht auf seinem Becken so wenig vorstellen, wie dass sie die Beine weit genug spreizen könnte; ihnen sind die Stellungen ausgegangen, bis auf die Löffelposition, und selbst in der wird er von ihrem gewaltigen Hintern weggedrängt wie von einem eifersüchtigen Kind im ehelichen Bett.
    «Die Sache ist die», fährt Jack fort, da er Terrys Schweigen als Distanzierung von einer Taktlosigkeit deutet, die ihm unterlaufen sein muss, «solange es dauert, ist’s einem gleichgültig, dass es nicht so bleiben wird – Mutter Natur sagt: ‹Wen schert’s schon?› Es fühlt sich an, als wär’s für immer. Ich finde deine Titten übrigens wundervoll, hab ich das in letzter Zeit schon mal gesagt?»
    «Sie fangen an, schlaff zu werden. Du hättest sie mal sehen sollen, als ich achtzehn war. Da waren sie sogar noch größer, und standen prall ab.»
    «Terry, bitte. Wenn du so redest, werde ich wieder erregt, und ich muss gehen.» Auch die von Beth, erinnert er sich, hatten gestürzten Schüsselchen geglichen, so groß wie die, aus denen man seine Frühstücksflocken isst, mit Nippeln, die ihm im Mund wie eine einzelne Blaubeere vorkamen, so hart.
    «Wohin denn jetzt, Jack?» Terry klingt unwirsch. Eine Geliebte weiß es, wenn der Mann ein Lügner ist, wohingegen die Ehefrau es nur ahnt.
    «Zu einer Nachhilfestunde, einer richtigen. Auf der anderen Seite der Stadt. Ich hab den Wagen, und in anderthalb Stunden braucht sie ihn, um zur Bibliothek zu fahren.» Bei der Leere, die seine Benommenheit nach dem Orgasmus in seinem Kopf hinterlassen hat, ist er sich nicht sicher, wie viel von dem, was er da sagt, wahr ist. Irgendwann braucht Beth das Auto, so viel weiß er.
    Terry hört seine Unsicherheit heraus und beklagt sich. «Jack, immer läufst du gleich wieder weg. Hab ich etwa Körpergeruch oder so?»
    Das ist eine grausame Frage, denn Beth hat wirklich Körpergeruch, eine scharf riechende Ausdünstung der tiefen Falten zwischen ihren Wülsten; des Nachts erfüllt er das Bett und trägt zu Jacks Unwohlsein und Ängsten bei.
    «Nicht die Bohne», sagt er; so viel hat er vom Jargon seiner Schüler immerhin aufgeschnappt. «Nicht mal –» Weiter mag er nicht gehen.
    «In meiner Möse. Sag’s doch.»
    «Nicht mal da», räumt er ein, «besonders da nicht. Du schmeckst süß. Du bist mein süßes Pfläumchen.» Wenn er bei der Wahrheit bliebe, müsste er jedoch sagen, dass er sich scheut, mit dem Gesicht zu lange zwischen ihren Beinen zu bleiben, weil er befürchtet, Beth könnte die andere Frau beim Gutenachtkuss an ihm wittern – nur ein kurzes spitzes Küsschen, aber eine Gewohnheit, die sie über sechsunddreißig Ehejahre hinweg beibehalten haben.
    «Sag mir was über meine Möse, Jack, ich möcht es hören. Sei nicht so verkrampft.»
    «Terry, bitte. Das ist doch grotesk.»
    «Wieso denn, du prüder Pingel, du jüdischer Zimperling? Was ist denn so grotesk an meiner Möse?»
    «Nichts, nichts.» Er muss sich geschlagen geben. «Sie ist perfekt, sie ist

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